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Die Immunohämatologie, deren Anfänge bis zur Jahrhundertwende zurückreichen, hat sich erst im letzten Jahrzehnt, hauptsächlich auf Grund neuerer methodischer Prinzipien und Erkenntnisse, die von der Grundlagenforschung beigetragen werden konnten, zu einem eigenen Forschungsbereich entwickelt. Das zunehmende Interesse, welches der Immunohämatologie vor allem von klinischer Seite beigemessen wird, hat dazu geführt, daß inzwischen ein beinahe kaum noch übersehbares Schrifttum an Einzelbeiträgen und monographischen Studien entstanden ist, über das einigermaßen erschöpfend und zusammenhängend zu berichten kaum mehr möglich ist. Naturgemäß war es die wesentliche Aufgabe der vorliegenden Monographie, als Teilbeitrag zu den "Fortschritten der Immunitätsforschung", neben einem möglichst erschöpfenden Überblick über den gegenwärtigen Stand der experimentellen und klinischen Immunohämatologie zugleich auch deren Problematik aufzuzeigen. Denn es bedarf, ungeachtet der Tatsache, daß dieser neue Forschungsbereich für die klinische Medizin bereits eine erhebliche Bedeutung angenommen hat, keines Zweifels, daß hier noch manches Problem ungelöst ist, man denke insbesondere an die Auto sensibilisierung. Nicht zuletzt aus diesem Grunde hat die Fertigstellung der vor liegenden Monographie, deren Herausgabe mit dem Verleger bereits seit geraumer Zeit vereinbart war, eine gewisse Hinauszögerung erfahren. Es muß an dieser Stelle Herrn Professor DR. H. ScHMIDT, dem Herausgeber der "Fortschritte der Immunitätsforschung" besonders gedankt werden, daß er sich dazu entschlossen hat, die Ergebnisse der experimentellen Forschung und der klini schen Immunohämatologie in einer geschlossenen Darstellung behandeln zu lassen.
Seitdem durch L. PILLEMER und seine Mitarbeiter das Properdin entdeckt wurde, hat die weitere Forschung iiber die Darstellung und Messung des Pro perdins sowie iiber dessen physikalisch-chemische Eigenschaften einen groBen Umfang bekommen. Man hat im Sinne von PILLEMER im Properdin einen nor malen Bestandteil der Plasma-EiweiBstoffe zu erblicken, dessen normale Funk tion in engem Zusammenhang mit der Eliminierung von funktionell verb rauch tem Zellmaterial stehen diirfte. Zu dieser Funktion braucht das Properdin ein Reaktionssystem, ahnlich dem Komplementsystem, dessen Teilfaktoren, ebenso wie das Properdin selbst, die Gegenwart von Magnesium-lonen brauchen. Mit tels dieses Reaktionssystems vermag Properdin auf gewisse Zellen lytisch zu wirken, vermag gewisse Bakterien zu vernichten und deren Phagozytose zu begiinstigen. Damit scheint dem Properdin im Rahmen des unspezifischen Ab wehrvermogens des Elutes gegeniiber gewissen potentiellen lnfektionserregern eine bedeutende Rolle zuzukommen. Es bleibt ein groBes Verdienst von PILLE MER, im Properdin die erste meB bare Substanz im Serum fiir des sen unspezifische Bakterizidie nachgewiesen zu haben. Seitdem hat eine internationale Arbeit iiber das Properdin und seine Bedeutung fiir den gesunden und kranken Organismus eingesetzt, die jetzt schon schwer zu iibersehen ist, aber noch weiterhin zunehmen wird, da sich herausgestellt hat, daB das Ab und Auf des Serumproperdintiters bei gewissen lnfektionen sowie bei Behandlung mit Vakzinen ein MaB fiir die Resistenz des Organismus ermoglicht und fiir viele altere Beobachtungen wie die der WRIGHT schen "negativen Phase" oder der MORGENROTHschen "Depressionsimmunitat" eine erklarende Grundlage gibt.
Wie bei wissenschaftlichen Untersuchungen alIgemein, bedeutet die Losung eines Problems bzw. die Beantwortung einer Frage das Erscheinen ebenso vieler oder noch mem neuer Probleme und Fragen. Wenn bei einer solchen Lage der Dinge die Arbeit liber ein bestimmtes Gebiet zu einem gewissen AbschluI3 gelangt ist, so nur deshalb, weil die Methodik den Untersuchungen Grenzen setzte, nicht aber deshalb, weil nun alIes bekannt ist. So verhiiJt es sich mit dem C-reaktiven Protein, wenn - wie dies im letzten Jahr geschah - die Flut der Arbeiten liber dieses Thema abnahm, obgleich noch eine Fiille von Fragen offen ist, und wir bei der Beantwortung vieler auf bloI3e Vermutungen angewiesen sind. In der foIgenden Darstellung ist der Versuch unternommen worden, das zusammenzustellen, was bis heute liber das C-reaktive Protein bekannt ist. Dem Zweck der Sammlung entsprechend, nehmen Theorie und Grundlagenforschung ab sichtlich den groI3ten Raum ein, obgleich die meisten Arbeiten zu diesem Thema liber die klinische Bedeutung des C-reaktiven Proteinnachweises vorliegen. Dies ist eine FoIge davon, daI3 viele Kliniken der Welt den Nachweis von C-reaktivem Protein in die Routineuntersuchungen des Labors aufgenommen haben. Bei unserer unvollkommenen Kenntnis von Herkunft, Zusammensetzung, Ent stehungsweise und pathogenetischer Bedeutung des C-reaktiven Proteins war es schwierig, einen Leitgedanken zu finden, unter dem sich die meisten "facts" zu sammenfassen lieI3en. Der bier verwendete Begriff "Entziindungsprotein" unter streicht nur diese Schwierigkeit, indem er es erlaubt, eine genauere Definition zu umgehen.
Die vorliegende Arbeit ist aus dem 10jahrigen Miterleben einer an Ergebnissen reichen Liquorforschung erwachsen. Da die Begegnung mit diesem so vielschichtig interessanten Forschungsgebiet der Neurologie im klinischen Laboratorium und am Krankenbett stattgefunden hat, konnte und sollte ein "Erlebnisbericht" in der Sprache der Klinik und fUr die Klinik abgefaBt werden. Die Schnellebigkeit aller Forschung in unserer Zeit bringt es mit sich, daB bereits morgen tiberholt sein kann, was heute noch als gesicherte Erkenntnis vor uns zu stehen scheint. So ist auch das hier entworfene, heute sich bietende Bild von den EiweiBkorpern im Liquor cerebrospinalis ein wandelbares und wandlungs bedtirftiges. Diese Arbeit moge somit nur als ein derzeitiger Orientierungspunkt in einer rasch sich weiterentwickelnden Liquorforschung angesehen werden. Ein besonderes Bedtirfnis ist es mir, an dieser Stelle meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Dr. h. c. HANS SCHMIDT zu danken, der die Anregung zu dieser Arbeit gegeben und ihr Wachsen mit stets wachem und kritischem Interesse begleitet hat. Fraulein M. TH. WREDE, meiner langjahrigen Mitarbeiterin im klinischen Labor ge btihrt fUr ihre treue Hilfe ebenfalls besonderer Dank, den ich mit dem Wunsche auf weitere Jahre harmonischer Zusammenarbeit verbinden mochte. Last not least mein Dank an dieser Stelle Herrn Dr. STEINKOPFF und seinem Verlage, der mit stets einfUhlendem Verstandnis fUr meine Wtinsche die Drucklegung dieser Arbeit ermoglichte. Bochum, Frtihjahr 1965 H.W.DELANK Inhaltsverzeichnis Zweck und Ziel der Sammlung . V Vorwort ........ . IX Verzeichnis der Abkiirzungen . XII A. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . 1 . . . .
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