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Die ökonomischen, politischen und sozialen Umwälzungen der letzten Jahre stellen für die Soziologie eine Herausforderung dar. Wie die Transformation sozialistischer Gesellschaften und die Probleme der Globalisierung der Wirtschaft zeigen, scheint die Fähigkeit der Soziologie begrenzt, sozialen Wandel theoretisch zu fassen, empirisch zu beschreiben und kausal zu erklären. Es wird mithin die generelle Frage gestellt, in welchem Maße es der Soziologie gelingen kann, längerfristige Veränderungsprozesse für Gesellschaften und gesellschaftliche Teilbereiche zu diagnostizieren, ihre Richtung vorherzusagen oder für die Vergangenheit zu rekonstruieren. Folgende Themen und Fragestellungen werden untersucht: Woher stammen die Begriffe und Theorien, mit denen Soziologie längerfristige Entwicklungen wahrgenommen haben? In welchem Sinn haben allgemeine Theorieentwicklungen die Diagnosefähigkeit der Soziologie entfaltet oder behindert? Wie erfolgreich waren Diagnosen längerfristiger Entwicklungen in der Vergangenheit? In welchem Verhältnis stehen die Entwicklung von empirischen Beschreibungs- und methodischen Analysepotentialen zur Diagnosefähigkeit? Welche methodischen Mittel fördern und welche methodischen Probleme behindern die Diagnosefähigkeit der Soziologie? Wie selektiv ist die Rezeption soziologischer Entwicklungsanalysen und ihrer Deutungen in der Öffentlichkeit?
Die Frage nach den Formen und Möglichkeiten der sozialen Integration gehört zu den zentralen Themen der Soziologie. In den letzten Jahren hat sich die Soziologie hiermit vor allem unter dem Aspekt beschäftigt, ob moderne Gesellschaften eine Desintegration aufweisen, also einen geringeren gesellschaftlichen Konsens über Werte und Normen. Diese Diskussion nehmen auch die Beiträge in diesem Band auf. Es werden die unterschiedlichen Theorien dargestellt, die soziale Integration bzw. Desintegration erklären; die Spanne reicht von Emile Durkheim über die Systemtheorie bis hin zu Rational Choice-Ansätzen. In den Beiträgen werden sowohl die grundlegenden Probleme der sozialen Integration als auch der aktuelle Forschungsstand behandelt. Sie richten sich auf soziale Integration als soziales und theoretisches Problem, auf die Funktion von Institutionen und das Vertrauen in Institutionen, auf die Zusammenhänge von Legitimation, Moral und Religion, ferner die Bedeutung des Rechts für die soziale Integration einer Gesellschaft.
Die europäische Integration bleibt nicht auf die politisch-administrativen Handlungsräume und Funktionseliten der Europäischen Union begrenzt. Vielmehr werden zunehmend auch gesellschaftliche Strukturen der Mitgliedstaaten von der Europäisierungsdynamik erfasst. Welchen Beitrag kann die Soziologie zur Erforschung der europäischen Integration leisten? Mit welchen soziologischen Problemstellungen lässt sich die Dynamik der Europäisierung der nationalen Gesellschaften unter dem Gesichtspunkt des umfassenden sozialen und kulturellen Wandels in Europa erhellen? Mit welchen theoretischen und konzeptionellen Herausforderungen sieht sich das herkömmliche Gesellschafts- und Institutionenverständnis der Soziologie in Anbetracht der Entgrenzung und tendenziellen Aufhebung des geschlossenen Nationalstaates konfrontiert? Zentrale Themenbereiche dieses 40. Sonderhefts der KZfSS sind: Institutionenbildung und Institutionenkonflikte in der EU; Marktbildung, Konvergenz und Sozialintegration; nationaler und europäischer Bürgerstatus; die Entstehung politischer Öffentlichkeiten; Migration in Europa sowie gesellschaftstheoretische Perspektiven der europäischen Integration im sozialen Wandel. Der Band möchte dazu beitragen, die gegenwärtige Europafrage in ihrem ganzen Facettenreichtum stärker als bisher auch soziologisch zu diskutieren. Die Öffnung neuer Forschungshorizonte, nicht die Bilanzierung einer bereits bestehenden Forschungsrichtung ist das Hauptanliegen dieses Sammelbandes.
Der Band deckt die Organisationssoziologie in ihrer Breite ab und weist auf neuere Entwicklungen hin, dies für theoretische und empirische Ansätze. Bei der Zusammenstellung wurde insbesondere auf die Einbeziehung amerikanischer Klassiker der Organisationssoziologie geachtet.
Das Buch stellt den Stand der internationalen Forschung zur Soziologie der Kriminalität vor. Es werden zentrale Theorien und Problemfelder diskutiert und neueste Ansätze mit richtungsweisendem Charakter beleuchtet. Mit Beiträgen von Henner Hess, Sebastian Scheerer, David Garland, Steve Messner, John Hagan, Bill McCarthy, Oliver Morgenroth, Klaus Boehnke, Lydia Seus, Gerald Prein, Shadd Maruna, Stephen Farrall, John Braithwaite, Eva Schmitt-Rodermund, Rainer K. Silbereisen, Dirk Enzmann, Karin Brettfeld, Peter Wetzels, Alexander Vazsonyi, Christian Seipel, Stefanie Eifler, Willem de Haan, Letizia Paoli, Klaus Boers, Hans Theile, Kari-Maria Karliczek und Tim Hope.
Die meisten Sammelbande haben eine langere Vorgeschichte, und dies gilt auch fur diesen Band. Den AnstoB gaben die Herausgeber der Kolner Zeitschrift flir Soziologie und Sozialpsychologie im Mai 2002 mit dem Vorschlag, ein Sonderheft liber die ge genwartig zu beobachtende Transformation okonomischer und sozialer Institutionen in Deutschland herauszugeben. Ich habe diesen Vorschlag gerne akzeptiert. Das Thema wurde auf einen spezifi schen Aspekt des sozialen und okonomischen Wandels fokussiert. Es geht in diesem Band urn die Frage, in welcher Weise das "Modell Deutschland" sich an ein neues Pro duktionsregime anpasst, das hier als Finanzmarkt-Kapitalismus bezeichnet wird. Der Ti tel dient als Chiffre fur einen Transformationsprozess, in dem globale Finanzmarkte einen erheblichen Einfluss auf die Veranderungsrichtung und auf die Veranderungsge schwindigkeit einer Gesellschaft ausliben. In vielen Unternehmen sind Investment- und Pensionsfonds die "neuen" Eigentlimer, die haufig liber die Mehrheit des Aktienkapi tals verfugen. Der "Fall Mannesmann" (2000) hat gezeigt, dass nicht die Manager, son dern die neuen Eigentlimer bestimmen, was mit einem Unternehmen und mit der Be legschaft geschieht. 1m Marz 2004 fand eine Konferenz in der Evangelischen Akademie in Bad Herren alb statt. Auf dieser Konferenz haben die Autorinnen und Autoren ihre Beitrage vorge stellt und diskutiert. Die Konferenz hatte ohne die Unterstlitzung der Fritz Thyssen Stiftung (Koln) nicht stattfinden konnen. Die Thyssen Stiftung hat auch die abschlie Bende Edition dieses Bandes unterstlitzt. Dafur mochte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich bedanken.
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