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Die vorliegende Studie untersucht das Althochdeutsche erstmalig aus einer dezidiert textlinguistischen Perspektive. Hierzu wird das Gros der althochdeutschen Textdenkmäler zuerst einer soziopragmatischen Einordnung unterzogen. Im Anschluss werden ausgewählte Texte aus dem Kommunikationsbereich der pastoralen Seelsorge bzw. des Gottesdienstes textgrammatisch analysiert. Die Kombination von sozio- und systemlinguistischem Ansatz ermöglicht profunde Aussagen über die an die Texte gestellten kommunikativen Aufgaben und deren erfolgreiche Umsetzung. Für beide Analyseschritte werden theoretisch reflektierte Systematiken entwickelt. Der aus zwei sich ergänzenden Perspektiven (soziolinguistisch und textgrammatisch) erfolgende Zugriff auf das Althochdeutsche stellt eine qualitativ neue Bearbeitung des Forschungsgegenstandes dar, setzt wichtige Impulse für eine Auseinandersetzung mit dem Thema und regt zudem dazu an, die entwickelten Analyseinstrumentarien an weiteren historischen Sprachstufen zu erproben. ¿¿¿¿¿
Die satzinterne Großschreibung im Deutschen befindet sich in der Frühen Neuzeit an einem Wendepunkt: Während des 16. und 17. Jahrhunderts geschieht die allmähliche Ausbreitung der Majuskelsetzung auf alle satzinternen Substantive. Diese Arbeit geht der Frage nach, welche Faktoren die Ausbreitung der satzinternen Großschreibung im Deutschen beeinflusst haben. Dafür wird eine umfassende Analyse an einem Korpus aus Hexenverhörprotokollen durchgeführt, die quantitative und qualitative Untersuchungsmethoden miteinander verbindet. Der Fokus liegt auf der Analyse des Einflusses von Belebtheit, semantischer Rolle und syntaktischer Funktion. Diese Eigenschaften werden zunächst in Isolation betrachtet. Außerdem werden sie mithilfe statistischer Verfahren kombiniert, um Interaktionen zu ermitteln. Durch ergänzende qualitative Analysen werden zudem weitere Einflussfaktoren herausgearbeitet. Der Theorieteil bietet eine umfangreiche Zusammenstellung und Analyse des Belebtheitsbegriffs für die empirische Linguistik. Die Arbeit stellt eine detaillierte Untersuchung der satzinternen Großschreibung in der Frühen Neuzeit dar und beschreibt erstmals systematisch die Relevanz von Belebtheit und weiteren kontextabhängigen Faktoren für dieses Phänomen.
Introspektive Zugänge und die Detailanalyse von Einzelfällen gehören in der historischen Grammatikforschung nach wie vor zu den gängigen Praktiken. Dieser Vorgehensweise kommt nicht von ungefähr: Eine umfassende empirische Analyse historischen Quellenmaterials ist aus mehreren Gründen schwierig, und selbst im Falle einer solchen sieht sich die sprachhistorische Disziplin prinzipiell immer noch mit den von Labov in Bezug auf den Sprachwandel formulierten Problemen hinsichtlich des historischen Paradoxons konfrontiert. Zudem sind bei der Analyse historischer Quellen weitere Hürden zu nehmen: Die Quelltexte sind nicht sehr zahlreich und durch externe Einflussfaktoren geprägt, was Rückschlüsse auf einen "tatsächlichen" Sprachgebrauch oder das Sprachsystem als Ganzes zusätzlich erschwert. Hinzu kommen Interpretationsprobleme, Zweifelsfälle und der oft implizite Vergleich mit dem Neuhochdeutschen. Trotzdem, oder gerade deshalb, sollte besonderes Augenmerk auf die Methodik der Analyse historischer Texte gelegt werden, und genau das hat die vorliegende Publikation zum Ziel: Vereint werden Aufsätze von Fachwissenschaftler*innen, die im Bereich der Germanistischen Sprachgeschichte an der empirischen Analyse grammatischer und textgrammatischer Strukturen, auch unter Berücksichtigung soziolinguistischer Parameter, in alt- und mittelhochdeutschen Texten arbeiten, vielversprechende Konzepte entwickelt haben und ihre Projekte skizzieren.
Titelblatter der fruhen Neuzeit unterscheiden sich hinsichtlich Umfang, Layout, Informationsgehalt und sprachlicher Gestaltung deutlich von den heute ublichen Formen. Im Zentrum dieser Untersuchung steht die Syntax von Titelblattern des 16. und 17. Jahrhunderts. Auf der Grundlage eines nach Jahr, Region und Textkategorie gegliederten Korpus von uber 600 Titelblattern werden die auftretenden syntaktischen Einheiten vollstandig erfasst und mit Blick auf haufig wiederkehrende inhaltliche bzw. funktionale Abschnitte der Titelblatter beschrieben. Daruber hinaus werden ubergeordnete Formulierungsprinzipien herausgearbeitet, die eng mit den spezifischen Bedingungen der Titelblattgestaltung zusammenhangen. Die Ergebnisse zeigen, dass Titelblattsyntax die Moglichkeiten der fruhneuhochdeutschen Syntax anders ausnutzt, ohne dass dadurch ungrammatische Strukturen entstehen. Damit leistet die Untersuchung einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der historischen Syntax.
Der Band vereint Beitrage zu zentralen Themen der historischen germanistischen Sprachwissenschaft. Vertreten sind die Bereiche der historischen Morphologie, Wortbildung, Lexikographie und Syntax, historischen Fach-und Schreibsprachenforschung sowie angrenzende Gebiete wie literaturwissenschaftliche Mediavistik und Geschichtswissenschaft. Mit ihrem Fokus auf den Sprachwandel des Deutschen eroffnen die Beitrage neue Perspektiven auf diachrone Veranderungen nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der verschiedenen Sprachstufen des Deutschen.
Die Untersuchung von Zeitungen wurde in der sprachgeschichtlichen Forschung bisher nur am Rande berucksichtigt. Allerdings erreichten Zeitungen schon im 18. Jahrhundert ein groeres Publikum als jede andere Kommunikationsform. Die Zeitungssprache"e; ubte auf die Entwicklung des Deutschen einen nicht zu unterschatzenden Einfluss aus, auch dadurch, dass uberregionale Ausgleichstendenzen durch sie unterstutzt wurden. Jedoch wurden diese Prozesse ebenso wenig systematisch untersucht wie der Sprachgebrauch der sich entwickelnden oder sich neu herausbildenden Rubriken und Pressetextsorten. Die vor allem in bildungsburgerlichen Kreisen herrschende Abneigung gegen den Stil der taglich unter Zeitdruck fur den Moment seriell produzierten Texte fuhrte zur Vernachlassigung der Zeitung als wichtiger sprachhistorischer Quelle und damit zu nicht immer zutreffenden Einschatzungen ihrer sprachlichen Gestaltung. Zudem standen Zeitungen nur auszugsweise in reprasentativen digitalisierten Auswahlkorpora zur Verfugung. Neuerdings exisiteren jedoch gro angelegte Projekte zur Zeitungsdigitalisierung, die als Grundlage fur neue linguistische Untersuchungen dienen konnen. Die Beitrage dieses Tagungsbandes thematisieren die Erstellung digitaler historischer Zeitungskorpora, Merkmale und Entwicklungstendenzen der Sprache der Zeitungen auf verschiedenen Ebenen und auf der Grundlage einzelner Korpora sowie die Bewertung der Zeitungssprache aus zeitgenossischer Sicht.
This book provides an insight into the standardisation process of German in eighteenth-century Austria. It describes how norms prescribed by grammarians were actually implemented via a school reform carried out by educationalist Johann Ignaz Felbiger on the order of Empress Maria Theresa. Quantitative and qualitative analyses were undertaken of certain Upper German features (e-apocope, the absence of the prefix ge- and the ending -t in past participles, and variants of the verb form sind) in reading primers, issues of the Wienerisches Diarium / Wiener Zeitung and petitionary letters. These reveal how such variants became increasingly 'invisible' in writing. This process of 'invisibilisation', i.e. a process of stigmatization which prevents the use of certain varieties and variants in writing, can be attributed to a number of factors: Empress Maria Theresa's appeal for a language reform, the normative work by eighteenth-century grammarians, the implementation of educational reforms, and the early introduction of East Central German variants in newspaper issues.
Die Erforschung von Griffelglossen führt regelmäßig zu Entdeckungen, die eine Neubeurteilung der althochdeutschen Glossenüberlieferung bedingen. Im vorliegenden Band werden Neufunde aus vier Freisinger Handschriften präsentiert und zusammen mit koexistenten Glossen paläographisch, linguistisch und glossierungsfunktional analysiert und kommentiert. Die Darstellung schließt mit einer Neubeurteilung der frühen Freisinger Glossenüberlieferung.
Die Erzehlungen aus den mittlern Zeiten (1624), die erste deutsche Übersetzung des italienischen Novellino (1572), wird hier unter kulturellem und sprachlichem Gesichtspunkt untersucht. Die Entstehung der Erzehlungen in Zusammenhang mit der sprachpflegerischen Tätigkeit der Fruchtbringenden Gesellschaft beleuchtet wichtige und bisher unerforschte Aspekte der konkreten Übersetzungspraxis dieser Sprachgesellschaft.
In der neuen Reihe erscheinen Studien und Quellen zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur von den Anfängen der Überlieferung im 8. Jahrhundert bis in die jüngere Sprachgeschichte. Publiziert werden philologisch hochwertige sprach- und literaturwissenschaftliche Untersuchungen und Editionen, aber auch Werke, die sich mit Aspekten von Sprach- und Literaturwissenschaft gleichermaßen beschäftigen. Thematisch ist die ganze Breite diachroner und synchroner Fragestellungen willkommen: Variationen und Varietäten, Sprachwandel, Norm und Gebrauch, Sprachkritik, Sprachkontakt, Empirie und Theorie, Produktion und Rezeption, Handschriften und Drucke. Als Publikationsformen sind Monographien, aber auch Sammelbände vorgesehen. Sämtliche Manuskripte durchlaufen eine anonymisierte Begutachtung im Doppelblindverfahren. Bevorzugte Veröffentlichungssprache ist Deutsch. Die LGH wird von vier Mitgliedern der Gesellschaft für germanistische Sprachgeschichte (GGSG) herausgegeben: Stephan Müller, Professor für Ältere deutsche Sprache und Literatur an der Universität Wien Jörg Riecke, Professor für Germanistische Sprachwissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der Sprachgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Claudia Wich-Reif, Professorin für Geschichte der Deutschen Sprache und Sprachliche Variation an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Arne Ziegler, Professor für Deutsche Sprache mit besonderer Berücksichtigung der historischen Sprachwissenschaften und Varietätenlinguistik an der Karl-Franzens Universität Graz
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