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Den zentralen Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit bilden Genitivattribute. Dieser Grammatikbereich hat zwar einen festen Platz in der Tradition der Germanistik, innerhalb der linguistischen Forschung der jungeren Zeit hat er aber kaum Beachtung gefunden. Hinzu kommt, da die Unterscheidungen, die in der Tradition vorgenommen worden sind, auf bemerkenswert undeutliche Weise zwischen eher syntaktischen und eher semantischen Orientierungen schwanken. Im Gegensatz dazu wird in dieser Arbeit eine Klassifikation der Genitivattribute vorgenommen, die allein auf morphosyntaktischen Merkmalen beruht und die im wesentlichen zu drei Typen fuhrt. Da die beobachteten Phanomene nicht isoliert von anderen Eigenschaften der deutschen Nominalgruppe erklart werden konnen, behandelt diese Arbeit unter anderem weitere attributive Nominale (Juxtapositionen und Appositionen), die Flexionseigenschaften attributiver Adjektive und der Artikelworter sowie Nominalisierungen und das Verhalten der dazugehorigen Komplemente. Eine Erklarung fur die dabei festgestellten Eigenschaften wird auf der Grundlage der Generativen Grammatik gegeben. Erklartes Ziel dieser Arbeit ist es aber, nicht nur einen Beitrag zur innergenerativen Diskussion zu liefern, sondern Ergebnisse, die mit den gescharften Mitteln der generativen Schule gewonnen werden konnen, in die allgemeine deutsche Grammatikschreibung einzubringen.
Diese Arbeit versteht sich als Beitrag zur empirischen Textsortenforschung und untersucht Todesanzeigen aus Tageszeitungen der deutschen Schweiz anhand eines handlungstheoretisch begrundeten Modells, das fur die detaillierte Beschreibung von Textsorten und vor allem auch groerer Textmengen geeignet ist. Nach einem Uberblick uber die Forschungslage in der Textsortenlinguistik und einer Darstellung der bisherigen wissenschaftlichen Beschaftigung mit dem Untersuchungsgegenstand 'Anzeige' im ersten Teil des Buches wird im zweiten Teil das Beschreibungsmodell theoretisch fundiert und erlautert. Vor diesem Hintergrund erfolgt im dritten Teil die empirische Textanalyse, welche die situativen Handlungsbedingungen (Handlungskontext, z.B. das zeitungsspezifische Umfeld, Vorlagen und Preise), die nonverbalen Merkmale (z.B. Textumgebung, Textbegrenzung, Anzeigengroe, nonverbale Zusatze und Symbole, Typographie), die Art und Abfolge der textsortenspezifischen Handlungen (Handlungsstruktur) sowie die sprachliche Durchfuhrung der einzelnen Handlungen (Formulierungsmuster/Textsortenstil) erfat. Durch reichhaltiges Beispielmaterial dokumentiert, bietet diese Untersuchung einen umfassenden Einblick in Form, Inhalt, Sprache und Funktion von Todesanzeigen in der deutschsprachigen Schweiz. Dabei zeigt die Arbeit nicht nur die heute im Untersuchungsgebiet allgemein geltenden, regionalen und zeitungsspezifischen Konventionen, sondern vermag auch die oftmals als 'ungewohnlich' oder 'originell' empfundenen Merkmale von unkonventionellen Todesanzeigen linguistisch fundiert zu erklaren.
Wortgeschichtliche Arbeiten konzentrieren sich schwerpunktmaig auf die sprachliche Ausdrucksseite von Begriffen und begriffsgeschichtlich orientierte Studien richten ihr Interesse vorwiegend auf fachsprachliche Begriffe. Dieser Beitrag zur Begriffsgeschichte vereint sprachwissenschaftliche und ideengeschichtliche Aspekte durch die Analyse des facettenreichen Begriffs 'Heimat', dessen breites inhaltliches Spektrum vielfaltige kulturelle Erfahrungen bundelt. Zunachst werden die wissenschaftlichen und methodischen Grundlagen der Arbeit erlautert. Es folgt die Entfaltung der Hypothese, da ausgehend vom primaren Alltagsbereich eine Entwicklung des Begriffs im Theoriebereich beobachtbar ist, ebenso wie das Zuruckwirken der theoriegeleiteten Begriffsumfange auf den Alltag. Die Definition der raumlichen und der sozialen Kategorie des Heimat-Begriffs sichert die Hypothese ab. Die Abgrenzung von Alltags- und Theoriewelt wird auf anthropologischer Grundlage versucht. Zentrale Bedeutungsmerkmale des Begriffs werden uber die Bereiche Biologe, Anthropologie und Soziologie sowie mittels philosophischer und sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse erschlossen. In den Kapiteln 3-7 werden die kommunikativen Bezugsbereiche Recht, Politik, Naturwissenschaft, Religion und Literatur auf ihren spezifischen Heimat-Begriff hin untersucht. Ein zentraler Begriff der Alltagssprache und der Theoriesprache wird in moglichst vielen Teilwelten und durch mehrere Jahrhunderte hindurch in diachronen Langsschnitten und synchronen Gegenuberstellungen analysiert, wodurch eine interdisziplinare Zusammenschau von verschiedenen Theoriewelten mit der Alltagswelt erreicht wird. Die Arbeit erlangt aktuelle Bedeutung hinsichtlich der Renaissance des Heimat-Begriffs in den letzten Jahren und dessen gesellschaftspolitischer Relevanz angesichts fundamentaler Umstrukturierungsprozesse in Osteuropa.
Die synchronische Grammatik des fruhen 19. Jahrhunderts war fur die Entwicklung der traditionellen Syntax von zentraler Bedeutung. In den imUmkreis des 'Frankfurtischen Gelehrtenvereins fur deutsche Sprache' entstandenen Arbeiten wurde erstmals der Versuch unternommen, die Inhaltsseite syntaktischer Strukturen systematisch zu beschreiben. Diese Studie befat sich mit der 1830/32 erschienenen "e;Syntax der deutschen Sprache"e; von Simon Heinrich Adolf Herling, der neben K.F. Becker als einer der wichtigsten Vertreter der synchronischen Grammatik in der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts gilt. Im Mittelpunkt steht Herlings Verfahren einer jeweils autonomen Analyse der 'grammatischen' und 'logischen' Strukturen, d.h. der Form- und Inhaltsseite syntaktischer Beziehungen. Zur Beschreibung der logisch-semantischen Relationen entwickelt Herling ein komplexes Kategorienmodell, in dem einige der Konzepte und Problemlosungen vorweggenommen werden, die erst in den satzsemantischen Ansatzen der letzten Jahre wieder neu diskutiert wurden. Im Anschlu an einen umfassenden Forschungsuberblick erfolgt eine wissenschaftsgeschichtliche Einordnung von Herlings Konzeption vor dem Hintergrund der zeitgenossischen Sprachwissenschaft und der neueren grammatischen Forschung zur Kategorienproblematik. Das Organismusprinzip als philosophische Grundlage der rationellen Grammatik wird in seiner spezifischen Auspragung bei Herling beschrieben. Der Hauptteil der Untersuchung wird durch eine Rekonstruktion von Herlings Verfahren der zweifachen (form- und inhaltsbezogenen) Kategorienanalyse eingeleitet. Es folgt eine systematische Erschlieung seiner funktional-semantischen Klassifikation der Kategorien. Abschlieend werden am Beispiel der Kategorien des einfachen Satzes drei thematische Schwerpunkte von Herlings Kategorienanalyse (Inkongruenzen zwischen Form und Inhalt, funktional-pragmatische Einflufaktoren, interkategorielle Strukturaquivalenzen) diskutiert.
Diese Arbeit, die einen Beitrag zur Erforschung mundlicher Fachkommunikation leisten mochte, hat Unterweisungen aus Lehrwerkstatten des Kraftfahrzeuggewerbes zum Gegenstand. Ziel ist es, mit Hilfe der Dialoganalyse die Verfahren der Ausbildungsmeister bei der Vermittlung des Fachwissens zu erfassen. Nach Klarung der institutionellen Voraussetzungen der Textsorte 'Unterweisung' und einem Uberblick uber die bisherige Fachsprachenforschung werden Unterweisungen genauer definiert als Vermittlungstexte, die die Auszubildenden bei ihrem Alltagswissen abholen und sie in das Fach 'hineinsozialisieren'. Danach beginnt der eigentliche empirische Teil der Arbeit. Aufgestellt wird eine Hypothese zum thematischen Verlauf von Unterweisungen, indem die thematischen Abschnitte mit ihren typischen Intentionen und Ausdrucksmitteln erfat werden. In dem anschlieenden Teil werden die Verfahren untersucht, mit denen die Meister den Auszubildenden verstandlich machen, wie fachlich relevante Handlungen auszufuhren sind (Veranschaulichung, Exemplifizierung, Kontrastierung, Begrundung), wie fachsprachliche Ausdrucke erklart werden (z.B. Nennung von Synonymen, von charakteristischen Merkmalen, Einordnung in ein System fachsprachlicher Ausdrucke) und wie sich diese Erklarungen von denen in Lehrbuchtexten unterscheiden. Ferner wird untersucht, wie die Meister mit Hilfe von Lehrerfragen das fachliche Wissen bei den Auszubildenden uberprufen und welche Prozeduren eingesetzt werden, um das Wissen abzusichern (Problemmanifestationen, -bearbeitungshilfen, Losungsratifizierungen). Im Schlukapitel wird das Gesprachsverhalten der Meister aufgezeigt, das der Wissensvermittlung entgegensteht. Der Arbeit ist das der Untersuchung zugrundeliegende Korpus in kompletter Transkription im Anhang beigefugt.
In der seit Mitte der 1970er Jahre bestehenden Reihe Germanistische Linguistik (RGL) haben Veröffentlichungen zu allen Aspekten von Sprache und Kommunikation ihren Platz. Wesentliche Publikationsformen sind die Monografie und thematisch kohärente Sammelbände. Der Erfolg der Reihe besteht darin, die große Bandbreite an Themen, Theorien und an methodologischen Zugängen in der germanistischen Linguistik zu berücksichtigen und zu deren Sichtbarkeit im Fach beizutragen. Gleichzeitig war und ist die Reihe ein Ort, an dem innovative Impulse aufgegriffen und neue Trends geprägt werden. Wissenschaftlicher Beirat:Prof. Dr. Stephan Elspaß (Salzburg)Prof. Dr. Jürg Fleischer (Marburg)Prof. Dr. Stephan Habscheid (Siegen)Prof. Dr. Katrin Lehnen (Gießen)Prof. Dr. Barbara Schlücker (Leipzig)Prof. Dr. Renata Szczepaniak (Leipzig) Call for Book Proposals: https://blog.degruyter.com/call-for-book-proposals-reihe-germanistische-linguistik/
Der Ubergang vom Lateinischen zum Deutschen in den Wissenschaften ist bislang noch wenig erforscht. Durch Christian Wolff (1679-1754) wird das Deutsche zu einer leistungsfahigen und methodisch gegrundeten, dem Gelehrtenlatein in jeder Hinsicht ebenburtigen Wissenschaftssprache. Die Arbeit macht Wolffs Denkstil und seine Sprache umfassend zum Thema. Es wird nachgewiesen, da die Durchsetzung einer deutschen Wissenschaftssprache durch Wolff einhergeht mit einer Neubestimmung des Wissenschaftsbegriffs, ja da sie sie zur Voraussetzung hat. Ein moderner Wissenschaftsbegriff verbindet sich bei ihm mit einer vollstandig darauf zugeschnittenen Sprache. Die konsequente Verbindung einer 'rein deutschen' Terminologie mit dem mathematisch-deduktiven Denkstil unter dem 'Primat der Methode' bringt eine klare, durchsichtige, auf prazisen und knappen Begriffsdefinitionen ruhende Sprache hervor, die eine rasche Adaption des zugrundeliegenden Denkstils ermoglicht. Damit kann sich erstmals in Deutschland eine vernakulare Wissenschaft etablieren. Nach einem einleitenden Uberblick uber Entwicklung und Stand der Wolff-Forschung wird zunachst - unter Berucksichtigung der Diskussion in der Fachsprachenlinguistik - eine Antwort auf die Frage "e;Was ist Wissenschaftssprache?"e; zu geben versucht. Die sprach- und wissenschaftshistorischen Rahmenbedingungen fur den Denkstil- und Sprachenwechsel werden detailliert dargestellt, in der Analyse seiner Wissenschaftssprache werden sowohl die Leistungen und die Vorbildwirkung wie die Grenzen von Sprache und Denkform aufgezeigt. Der Universalitatsanspruch seiner Methode und die von Wolff eingeleitete fruhe Verwissenschaftlichung der Lebenswelt werden an Textbeispielen nachgezeichnet. Diese Arbeit macht Christian Wolff als Schlusselfigur in der Geschichte der deutschen Wissenschaftssprache erkennbar.
Vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein waren die Universitaten uber alle Landes- und Sprachgrenzen hinweg ein Hort der lateinischen Sprache, des Gelehrtenlateins, das Universalitat der Bildungsinhalte und Internationalitat der Kommunikation garantiert hat. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts wird das Gelehrtenlatein an den Universitaten weitgehend aufgegeben und durch die Volkssprache ersetzt. Die vorliegende Untersuchung hat zum Ziel, diesen Ubergang vom Lateinischen zur Volkssprache innerhalb der deutschsprachigen Universitaten im Detail zu analysieren und als Faktor der Sprachgeschichte des Deutschen zu erschlieen. Im ersten Teil der Arbeit wird die allgemeine Universitatsgeschichte vom 12. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts unter sozial-, wissenschafts- und sprachhistorischen Gesichtspunkten beschrieben und interpretiert. Der zweite Teil bezieht sich, basierend auf Quellenstudien, konkret auf die Geschichte der katholischen Universitat Freiburg, mit einem kontrastierenden Seitenblick auf die protestantische Universitat Basel. Im Rahmen der Untersuchung wird gezeigt, da die Universitat bereits im Mittelalter eine zweisprachige Institution gewesen ist und da ihr Ubergang vom Lateinischen zum Deutschen in den akademisch bedingten Kommunikationsbereichen (Vorlesungs- und Wissenschaftssprache) wahrend des 18. Jahrhunderts in einem ursachlichen Zusammenhang steht mit einem gesellschaftlichen Funktionswandel der Universitat von einer autonomen Korporation zur Staatsanstalt sowie mit einem Austausch der Denkstile von einer scholastischen Tradierung autoritativ verwalteten Wissens zu einem aufklarerischen Nutzlichkeitsanspruch. Methodisch ist die Arbeit angelegt als eine Sprachgeschichte auf Grundlage einer Universitatsgeschichte, aber auch als die Geschichte einer akademischen Institution auf der Grundlage des Wandels sprachlicher Verhaltnisse. Diese beabsichtigte Verschrankung zielt auf eine Sprachgeschichtsschreibung, die sprachliche Gegebenheiten begreift als Ausdruck und Faktor der Gesellschaftsgeschichte mit ihren jeweils gultigen Denk- und Begrundungsmodellen. Angestrebt wird somit die Erfassung der institutionell bedingten und auf intentionaler Funktionalitat basierenden Sprech- und Schreibweisen in historisch definierten Kommunikationssituationen.
Untersucht wird die alte Frage, ob sich Grammatikunterricht auf die schriftsprachliche Kompetenz fordernd auswirken kann. Die Beantwortung beginnt mit pointierten Ruckblicken auf die didaktischen Diskussionen zum Grammatik- und Aufsatzunterricht, die zwar immer wieder die Integration der Lernbereiche gefordert, aber die wechselseitige Funktionalisierung nie geleistet haben. Dieses Ziel wird in der Folge durch die Verzahnung von mikrostrukturellen, sprich grammatischen und makrostrukturellen, sprich textuellen Aspekten theoretisch entwickelt und dann empirisch uberpruft. Dabei zeigt sich, da das Schlagwort vom integrativen Unterricht nicht genugt. Deutlichen Erfolg hat ein differenzierendes Vorgehen: Integration bedarf der kognitiv trennenden Verarbeitung von Grammatik und Textualitat. Dies vor allem, weil die Untersuchung zu einem didaktischen Konzept fortschreitet, bei dem es darum geht, bewut uber sprachliche und textuelle Optionen fur den Textgestaltungsproze zu verfugen. Somit bringt diese Studie eine lange didaktische Diskussion konkret voran: sie stiftet Einsichten in die schriftsprachliche Entwicklung Heranwachsender, und sie zeigt, wie eine funktional integrierte, methodisch aber differenzierende Schreibdidaktik zu einem besseren Schreiben und zu mehr Sprachbewutsein fuhren kann.
Das 18. Jahrhundert wird von den meisten Forschern als eine Epoche angesehen, in der sich die heute geltenden syntaktischen Regeln herausbildeten. Es stellt sich die Frage, welche Rolle den Sprachtheoretikern in diesem Proze zukam. Die Arbeit nimmt sich dieser Problematik an, indem sie diejenigen Erscheinungen der deutschen Syntax im 18. Jahrhundert untersucht, die in der zeitgenossischen Syntaxbeschreibung unterschiedlich beurteilt wurden. Zunachst werden auf der Suche nach kontroversen syntaktischen Auerungen 17 Grammatiken und Rhetoriken aus dem 18. Jahrhundert analysiert. Diese Teiluntersuchung zeichnet die wissenschaftliche Entwicklung der Syntaxbeschreibung nach und zeigt, wie die Forderungen des jeweiligen Sprachtheoretikers in der (etwa aufklarerischen oder kanzleisprachlichen) Tradition, in der er stand, eingebettet waren. Anschlieend wird anhand von 37 Quellen der Sprachgebrauch in den als strittig erkannten Bereichen (Wortstellung und Satzkomplexitat) untersucht, wobei zeitliche, raumliche und textsortenspezifische Unterschiede im Sprachgebrauch festgestellt werden. Der darauffolgende Vergleich der Ergebnisse beider Teiluntersuchungen zeigt zunachst, wie die Kontroversen unter den Sprachtheoretikern die Variation im Sprachgebrauch widerspiegeln. Zum Schlu fuhrt er zur endgultigen Bestimmung des wissenschaftlichen und praktischen Wertes der Anweisungen einzelner Sprachtheoretiker.
Die mit der Pragmatisierung der Linguistik eingeleitete Hinwendung zu kommunikativen Fragestellungen ging mit der Erweiterung der Sprachgeschichte um textlinguistische Aspekte einher. In diesem Zusammenhang gehort eine Geschichte der Textsorten zu den Lucken der Sprachgeschichtsforschung. In der vorliegenden Untersuchung wird ein Ausschnitt der Textsortengeschichte des 19. Jahrhunderts anhand eines eingegrenzten Gegenstandsbereichs analysiert mit dem Ziel, Bedingungen fur Textsortenentwicklungen zu rekonstruieren. Als Quellengrundlage dienen zum Thema Eisenbahn erschienene Schriften des 19. Jahrhunderts. Die eigentliche Analyse vollzieht sich uber drei Stufen. Das Ziel der ersten Analysestufe ist die Ermittlung des Textsortenrepertoires und die sinnvolle Gruppierung der Textsorten nach Handlungstragern und Aufgabenbereichen. Auf dieser Ebene lassen sich die unterschiedlich schnelle Aufnahme des Themas Eisenbahn in verschiedenen Bereichen darstellen und drei Entwicklungsstrange (Ausgliederung, Neuaufnahme, Wandlung) der Textsortenbehandlung wahrnehmen. In der zweiten Analysestufe werden Textsortenzusammenhange erfat und die Funktionen der Texte im Kommunikationszusammenhang dargestellt. Dazu wird eine weitere Aufgliederung der Aufgabenbereiche in Handlungseinheiten und Handlungsschritte vorgenommen. Die dabei beobachteten Verschiebungstendenzen lassen sich unter den Schlagworten Akzeptanz und Etablierung, Normierung und Standardisierung, Differenzierung und Spezialisierung und Memorierung und Kontrolle zusammenfassen. In einem dritten Schritt werden einzelne ausgewahlte Textsorten beschrieben.
Was mu alles berucksichtigt werden, um dem Phanomen 'Satzverknupfung im Text', v.a. adverbialen Gefugen, gerecht zu werden? In dieser Arbeit wird gezeigt, da sich Besonderheiten der Struktur von Teilsatzen und Satzgefugen (z.B. Position der Teilsatze, auffallige Intonation/Interpunktion oder 'Hauptsatzstellung' im Nebensatz) auf den Handlungscharakter von Texten beziehen lassen. Unter syntaktischem Aspekt wird fur Subordination ein Modell vorgestellt, das sich auf die Prototypentheorie bezieht und es ermoglicht, auch untypische Nebensatze in die Diskussion einzubeziehen, d.h. solche, deren Satzgliedwert, Wortstellung, Einordnung ins Gefuge oder Informationswert nicht dem Normalfall entsprechen. Unter textpragmatischem Aspekt wird gefragt, welche Rolle Satzgefuge im Text spielen, wenn der Handlungscharakter, d.h. die Illokutions- und Informationsstruktur von Texten berucksichtigt wird. Auf dieser Basis lat sich eine formal und pragmatisch auffallige Gruppe von Satzgefugen resp. Nebensatzen ('handlungskommentierende Anmerkungen') exemplarisch genauer beschreiben. Die zahlreichen Beispiele, die der Untersuchung zugrundeliegen, sind nicht konstruiert, sondern stammen aus aktuellen journalistischen Texten der letzten Jahre. Damit soll ein wichtiges Ergebnis der vorliegenden Arbeit unterstrichen werden: Um alle wesentlichen Aspekte von Satzverknupfung zu untersuchen, mu uber den Rahmen der Syntax hinaus auch die pragmatische Struktur von Texten in die Diskussion einbezogen werden. Nur so lat sich die Funktion syntaktisch auffalliger und unauffalliger Teilsatze erfassen.
Aus der Verfugbarkeit groer Textkorpora ergeben sich fur die maschinelle Sprachverarbeitung, fur die Lexikographie und fur das Information Retrieval neue Perspektiven. In dieser Arbeit werden Moglichkeiten aufgezeigt, mit Hilfe statistischer Verfahren zu verlalichen Aussagen uber die Existenz komplexer lexikalischer Einheiten zu kommen. Zu diesen Lexikoneinheiten zahlen Funktionsworter ebenso wie Kollokationen und feste Wendungen. Grundlage der Untersuchungen sind Textkorpora des Deutschen. Bei der Bewertung der Gute verschiedener statistischer Verfahren zeigt es sich, da die Wahl eines Verfahrens von der konkreten Aufgabe abhangig ist. Anhand dreier Fallstudien - Abtonungspartikeln, Verbpartikeln und Pronomen - wird anschaulich dargelegt, welcher Erkenntnisgewinn fur die lexikalische Arbeit aus der Wahl des geeigneten statistischen Verfahrens zu ziehen ist. Fur die maschinelle Sprachverarbeitung und das Computerlexikon von morgen folgt, da korpusgestutzte lexikalische Arbeit fruchtbringender ist als die systematische Auswertung gedruckter Worterbucher. Es wird auch gezeigt, wie orthographisch komplexe Lexikoneinheiten angemessen in einem Computerlexikon reprasentiert werden konnen. Mit einem um komplexe Einheiten bereicherten Lexikon sind auch Probleme der Worterkennung beim Information Retrieval und in der Lexikostatistik besser zu meistern.
Untersucht wird anhand der systematischen Analyse von Ausschnitten aus Fernsehgesprachen, wie die Syntax gesprochener Sprache mit prosodischen und nonverbalen Ausdrucksmitteln zusammenhangt. Am Beispiel von Satzen und Parenthesen wird dargelegt, da Prosodie, Gestik und Blickverhalten syntaktische Grenzen markieren und Zusammenhange auf syntaktischer Ebene verdeutlichen. An typisch mundlichen Strukturen (Fehlansatzen und wiederholten Ansatzen) zeigt sich, da prosodische und nonverbale Ausdrucksmittel sprachliche Reparaturvorgange unterstutzen und transparent machen oder aber 'uberspielen' konnen. Sie bereiten die Horerin/den Horer als Kontextualisierungshinweis auf die folgende verbale Auerung vor und sind so von entscheidender Bedeutung fur die Wahrnehmung der Syntax und damit fur die Verstehensprozesse im Gesprach. Prosodie, Gestik und Blickverhalten sind trotz dieser 'parasyntaktischen' Funktion nicht von der Syntax determiniert, sondern konnen im Dienste semantischer oder stilistisch-pragmatischer Differenzierungen ein breites Spektrum an Bedeutung vermitteln. In der so entwickelten Sichtweise gibt auch das nonverbale Verhalten in der Face-to-face-Interaktion nicht nur vage Informationen uber den 'Kontext', die 'Beziehungsebene' oder uber 'Bedeutungsnuancierungen', sondern es stellt neben der verbalen und der prosodischen Komponente ein weiteres Signalisierungssystem dar, auf das Interaktionsteilnehmer zur Erreichung ihrer kommunikativen Ziele beim Sprechen und Zuhoren zuruckgreifen konnen.
Funktionsverbgefuge (FVG) als mehrgliedrige Pradikatsausdrucke sind eine wichtige und strittige sprachliche Erscheinung, mit der sich die Sprachwissenschaft seit den 60er Jahren intensiv auseinandergesetzt hat. Aber den FVG der alteren Sprachstufen wurde in der bisherigen Forschung kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Die vorliegende Arbeit untersucht erstmals mittelhochdeutsche FVG des prapositionalen Typus, der unbestritten zum Kernbereich dieses sprachlichen Phanomens gehort. Zunachst wird ein reprasentatives Korpus von 39 ausgewahlten mittelhochdeutschen Vers- und Prosatexten zusammengestellt. Aus diesen Texten wird durch Mischung von verschiedenen Exzerptionsverfahren eine fur die sprachwissenschaftliche Untersuchung geeignete Belegbasis gewonnen. Auf die Erorterung der Abgrenzungsschwierigkeiten bei der Bestimmung der einzelnen Belege folgt eine Betrachtung der Bestandteile von FVG mit Hilfe von statistischen Auswertungen. Anschlieend werden die FVG mit Blick auf vergleichbare, stammverwandte einfache Verben in bezug auf die Pradikatsfunktion, Valenz und Aktionalitat untersucht. Im letzten Kapitel werden die Untersuchungsergebnisse zusammengefat, wobei die festgestellten Gemeinsamkeiten mit und Unterschiede zu den neuhochdeutschen FVG hervorgehoben werden.
In dieser Arbeit geht es um die verschiedenen Faktoren, die den inhaltlichen Aufbau und die Wahl spezifischer Ausdrucksmittel im Proze der Textproduktion steuern. Es wird zunachst ein Beschreibungsinstrumentarium entwickelt, das Textstrukturen auf globaler und lokaler Ebene integrativ abzubilden erlaubt. Ausgangspunkt der Untersuchungen ist die schon aus der antiken Rhetorik vertraute These, da die kommunikative Aufgabe, die Quaestio, die der Text in seiner Gesamtheit zu beantworten versucht, wesentliche strukturelle und inhaltliche Vorgaben fur die Gestaltung eines Textes macht. Diese These wird anhand umfangreichen empirischen Materials belegt. Als Datenbasis werden mundlich produzierte Erzahlungen, Beschreibungen und Instruktionen herangezogen, die unter kontrollierten Bedingungen erhoben wurden. Ebenfalls untersucht wird die Rolle kognitiver Faktoren auf die Textplanung. Hierunter verstehen wir spezifische Vorgaben, die mit der thematisierten Wissensbasis verbunden sind. Im einzelnen wird nachgewiesen, da die Art der Wissensaufnahme (Kognitionsphase), die Merkmale der verbalisierten Wissensstruktur (hierarchischer Aufbau, Standardisiertheit) und das beim Horer unterstellte einschlagige Vorwissen (Horermodell) Inhalt und Form von Texten systematisch beeinflussen. Eine detaillierte Untersuchung des Gebrauchs hypotaktischer Ausdrucksmittel belegt, da diese Form konsequent zum Erhalt global gesetzter Strukturvorgaben (wie Perspektive, Granularitatsniveau, Linearisierungskriterium) verwendet wird. Die Ergebnisse der empirischen Analysen werden im Lichte bestehender Modelle der Textproduktion diskutiert. Es zeigt sich, da strikt modulare und sequentielle Modelle diesen Ergebnissen nicht gerecht werden konnen.
Warum haben viele Migrantenkinder, die in Deutschland eingeschult wurden, in der Sekundarstufe I noch erhebliche Schwierigkeiten in der deutschen Sprache? Warum beherrschen sie insbesondere die Schriftsprache nur luckenhaft? Was ihnen mangelt - vor allem im Vegleich zu deutschen Kindern derselben Altersstufe - ist eine hinreichend ausgebildete Text- und Erzahlkompetenz; ihre Formulierungsfahigkeit hingegen ist besser entwickelt. Gerade das Umgekehrte gilt fur Kinder aus Sprachminderheiten, die erst seit kurzer Zeit in Deutschland leben: aus der Erstsprache bringen sie eine gewisse Text- und Erzahlkompetenz mit; ihre Formulierungsfahigkeit in der Zweitsprache ist jedoch noch wenig ausgebildet. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der vorliegende empirischen Arbeit, in der untersucht wird, wie Migrantenkinder der 5. und 6. Klasse in der Hauptschule eine schriftliche Erzahlung - eine Phantasieerzahlung - verfassen. Mit textlinguistischen Verfahren werden die narrative Struktur der Texte, die Herstellung von Referenzbeziehungen in den Texten und die Verwendung typischer sprachlicher Mittel des Erzahlens analysiert.
In der seit Mitte der 1970er Jahre bestehenden Reihe Germanistische Linguistik (RGL) haben Veröffentlichungen zu allen Aspekten von Sprache und Kommunikation ihren Platz. Wesentliche Publikationsformen sind die Monografie und thematisch kohärente Sammelbände. Der Erfolg der Reihe besteht darin, die große Bandbreite an Themen, Theorien und an methodologischen Zugängen in der germanistischen Linguistik zu berücksichtigen und zu deren Sichtbarkeit im Fach beizutragen. Gleichzeitig war und ist die Reihe ein Ort, an dem innovative Impulse aufgegriffen und neue Trends geprägt werden. Wissenschaftlicher Beirat:Prof. Dr. Stephan Elspaß (Salzburg)Prof. Dr. Jürg Fleischer (Marburg)Prof. Dr. Stephan Habscheid (Siegen)Prof. Dr. Katrin Lehnen (Gießen)Prof. Dr. Barbara Schlücker (Leipzig)Prof. Dr. Renata Szczepaniak (Leipzig) Call for Book Proposals: https://blog.degruyter.com/call-for-book-proposals-reihe-germanistische-linguistik/
In der seit Mitte der 1970er Jahre bestehenden Reihe Germanistische Linguistik (RGL) haben Veröffentlichungen zu allen Aspekten von Sprache und Kommunikation ihren Platz. Wesentliche Publikationsformen sind die Monografie und thematisch kohärente Sammelbände. Der Erfolg der Reihe besteht darin, die große Bandbreite an Themen, Theorien und an methodologischen Zugängen in der germanistischen Linguistik zu berücksichtigen und zu deren Sichtbarkeit im Fach beizutragen. Gleichzeitig war und ist die Reihe ein Ort, an dem innovative Impulse aufgegriffen und neue Trends geprägt werden. Wissenschaftlicher Beirat:Prof. Dr. Stephan Elspaß (Salzburg)Prof. Dr. Jürg Fleischer (Marburg)Prof. Dr. Stephan Habscheid (Siegen)Prof. Dr. Katrin Lehnen (Gießen)Prof. Dr. Barbara Schlücker (Leipzig)Prof. Dr. Renata Szczepaniak (Leipzig) Call for Book Proposals: https://blog.degruyter.com/call-for-book-proposals-reihe-germanistische-linguistik/
Diese soziolinguistische Studie behandelt Variation und Wandel in der Stellung von einem Hilfsverb und einer infiniten Form im Nebensatz in zahlreichen Nurnberger Quellen aus dem 16. Jahrhundert. Mit Hilfe von prazisen quantitativen Methoden wird gezeigt, da die Variation und die Veranderungen im Gebrauch eines Individuums sowie der Wandel im Laufe des Jahrhunderts durch sprachliche und soziale Faktoren gesteuert werden. Der schriftliche Sprachgebrauch in der Stadt wird zuerst aus dem Blickwinkel heranwachsender junger Nurnberger betrachtet. Der Gebrauch wahrend der Jugend und in den fruhen Erwachsenenjahren wird dann mit dem Usus bei Familienmitgliedern, in schriftlichen Vorbildern (Unterrichtswerken, gedruckten Schriften und der Geschaftssprache) verglichen. Diese Betrachtungsweise ermoglicht nicht nur einen Uberblick uber den Gebrauch bei mehreren Gruppen und in mehreren Textsorten, sondern auch Aussagen uber die Rolle von sprachlichen Faktoren beim Wandel, uber den Einflu des Schul- und Religionsunterrichts, des Universitatsstudiums und der Berufsausbildung, uber den Einflu von verschiedenen schriftlichen Sprachvorbildern, uber Sprachnormen und uber die gesprochene Sprache.
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