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The series Studien zur deutschen Literatur (Studies in German Literature) presents outstanding analyses of German-speaking literature from the early modern period to the present day. It particularly embraces comparative, cultural and historical-epistemological questions and serves as a tradition-steeped forum for innovative literary research. All submitted manuscripts undergo a double peer-review process. Please contact the editor Dr. Marcus Bohm (marcus.boehm [at] degruyter.com) for further information regarding manuscript submission and subsidies.
Georg Lukács' Frühwerk wird zumeist als nur biographisch vermittelbares Gemenge disparater Texte wahrgenommen. Von der stilistisch ansprechenden und wirkungsreichen »Theorie des Romans« hebt sich - so die vorherrschende Rezeption - die Heidelberger Ästhetiktheorie als nahezu hermetischer Akademismus ab. Die vorliegende Studie erblickt dagegen in diesem vermeintlichen Nebeneinander ein systematisch organisiertes Projekt, das sich durch ein reflektiertes Zusammenspiel geltungstheoretischer und literarisierter Argumentationsebenen auszeichnet. Seinen werkgeschichtlichen Leitfaden bildet der von Lukács während seiner gesamten Heidelberger Zeit verfolgte Plan, ein kulturphilosophisch breit angelegtes "Dostojewsky-Buch" zu schreiben. So läßt sich ein umfassender Textkorpus rekonstruieren, in dem die Bedeutungswelten und Funktionsweisen der Kunst, der Ethik und der lebensweltlichen Verständigung theoretisch scharf differenziert sind, aber mittels einer durch die Romane des russischen Schriftstellers inspirierten Essayistik zeitkritisch miteinander in Beziehung gesetzt werden. Die Interpretation dieses Projekts verbindet sich mit einer ideengeschichtlichen Kontextualisierung, die Lukács' Stellung im Neukantianismus und seinen Anschluß an den zeichentheoretischen Problemstand der Jahrhundertwende erhellt. Auf diese Weise wird sein Frühwerk als ein Komplex durchsichtig, der mit seiner radikal konzeptualisierten Formalästhetik einen der Moderne angemessenen Theorieentwurf präsentiert und gleichzeitig in den begleitenden Essays die "romantische" Kulturkritik verabschiedet, um den diagnostizierten Solipsismus der Moderne als einen Gegenstand praktischer Kritik zu exponieren.
Das 17. Jahrhundert kann angesichts der Fulle inschriftlicher Phanomene in den gelehrten Kunsten zweifellos als das epigraphische Jahrhundert par excellence angesehen werden, und es ist deshalb kein Zufall, da in ihm die "e;Scharfsinnige Inschrift"e; (Inscriptio arguta) entsteht. Bei der Inscriptio arguta handelt es sich um eine spezifisch barocke Form gelehrter Literatur, die zwischen gebundener und ungebundener Rede angesiedelt ist. Sie zeichnet sich durch ihre zentrierte auere Form, ihre argute Diktion sowie ihre gedruckten und, etwa beim hofischen Fest, ungedruckten Erscheinungsweisen aus. In der Praxis seit 1619 nachweisbar, entfaltet sich seit 1649 eine umfangreiche rhetorische und poetologische Theoriebildung im Neulateinischen (Masen, Weise, Morhof) und Italienischen (Tesauro), der eine Rezeption in der deutschen Literatur unmittelbar folgt (Harsdorffer, Birken, Weise, Riemer, Hallbauer). Beide werden detailliert nachgezeichnet. Daruber hinaus wird der Einflu der arguten Inschriftenasthetik auf die Form und satirische Schreibhaltung von Flugschriften herausgearbeitet sowie ein Begriff der textimmanenten Inschrift entwickelt, der unabhangig von der "e;Scharfsinnigen Inschrift"e; zu betrachten ist und auf diese Einflu ausubt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts steht die Inscriptio arguta zwar immer noch hoch im Kurs, doch wird zum einen durch die Kritik an der Argutia-Bewegung, zum anderen durch ein verandertes Verhaltnis zwischen Gelehrsamkeit und Schrift in der Fruhaufklarung schlielich ihr Ende besiegelt, ebenso wie Argutia-Bewegung und eine positive Bedeutung der Schrift die Entwicklung der Inscriptio arguta vorantreiben.
The series Studien zur deutschen Literatur (Studies in German Literature) presents outstanding analyses of German-speaking literature from the early modern period to the present day. It particularly embraces comparative, cultural and historical-epistemological questions and serves as a tradition-steeped forum for innovative literary research. All submitted manuscripts undergo a double peer-review process. Please contact the editor Dr. Marcus Bohm (marcus.boehm [at] degruyter.com) for further information regarding manuscript submission and subsidies.
Die Studie ist die erste Monographie zum Thema Alchimie und Literatur in der frühen Neuzeit. Vom Barock bis hin zur Frühromantik gilt die Alchimie als attraktives Konzept der renovatio von Mensch und Natur. Der Eigenaktivität des menschlichen Subjekts kommt dabei eine unerwartet kreative - gottähnliche - Schlüsselrolle im Heilsprozeß zu. Vor diesem Hintergrund thematisiert die Studie v.a. das in barockmystischer, philadelphischer und radikalpietistischer Hohelied-Poesie dominierende kühne Bildkonzept eines den Leib und die Sinne einbeziehenden irdischen Liebesspiels mit Christus oder Sophia. Gegen die übliche, in der Tradition der Hohelied-Auslegung selbst begründete allegorische Deutung der erotischen Bildwelt dieser Poesie plädiert die Studie für ein am Wortsinn orientiertes Verständnis der hier - überraschenderweise im Medium geistlicher Literatur - sich vollziehenden "Öffnung zur Sinnlichkeit". Die bislang fehlenden theologischen wie anthropologischen Bezugskontexte, die ein Verständnis dieser u.a. von Böhme und Paracelsus inspirierten, europaweit verbreiteten »Mystik des Leibes« ermöglichen, werden in der Studie in interdisziplinärer und komparatistischer Sicht grundlegend rekonstruiert und für exemplarische Gedichtanalysen fruchtbar gemacht. Texte von Greiffenberg, Pordage, Leade, Arnold, Zinsendorf und Novalis werden erstmals durchgängig im Kontext der Hermetik - und mithin der ihnen eigenen "poetischen Alchimie" - interpretiert.
The series Studien zur deutschen Literatur (Studies in German Literature) presents outstanding analyses of German-speaking literature from the early modern period to the present day. It particularly embraces comparative, cultural and historical-epistemological questions and serves as a tradition-steeped forum for innovative literary research. All submitted manuscripts undergo a double peer-review process. Please contact the editor Dr. Marcus Bohm (marcus.boehm [at] degruyter.com) for further information regarding manuscript submission and subsidies.
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Viele der bekanntesten deutschen Romane behandeln Kunstlerschicksale. Doch taucht der Begriff "e;Kunstlerroman"e; in den literaturtheoretischen Debatten der letzten Jahrzehnte kaum auf. Seit Herbert Marcuses Dissertation (1922) wurde nicht versucht, den Begriff zu etablieren. Das erfolgreichere Bildungsromankonzept verlangert den subjektivistischen Blickwinkel der idealistischen Asthetik. Demgegenuber eroffnet der Kunstlerromanbegriff, wie der Verfasser dsieser Studie ihn konzipiert, eine Perspektive, in der sich die viel berufene "e;Pathogenese des modernen Subjekts"e; als Reflex eines grundsatzlichen Dilemmas abendlandischen Denkens darstellt. Von diesem kundet der jahrhundertealte Konflikt zwischen Rhetorik und Philosophie, Nietzsches Kunstphilosophie bringt ihn auf die aktuellen Nenner und gegenwartig zeitigt er die Verstorungen, die der dekonstruktivistische Reflexionsansatz hervorruft. Der Kunstlerroman entwachst dem in Deutschland forcierter als andernorts betriebenen Versuch einer asthetischen Subjektbegrundung und dokumentiert sein Scheitern. Das Spektrum der analysierten Werke reicht von Heinses Ardinghello und den Hauptwerken klassisch-romantischer Literatur, uber Rilkes Malte und Thomas Manns Doktor Faustus bis hin zu Bernhards Untergeher und Ransmayrs Letzter Welt. Diese Studie entwickelt auf poststrukturalistischer Basis eine "e;verkehrte"e; Sehweise. Auf der Ebene des Dargestellten verlagert sich das Interesse vom Subjekt des asthetischen Bildungsprozesses auf das Medium dieses Prozesses: die als Bildungsinstrument betrachtete Kunstform. Auf der Darstellungsebene entspricht dem eine Akzentverschiebung vom geistigen auf den materiellen Sprachaspekt, von der Inhalts- auf die Ausdrucksebene, in der sich die traditionelle res-verba-Hierarchie zersetzt. Die behandelten Werke lesen sich in dieser Perspektive als Kryptogramme einer sophistischen Gegenbewegung gegen die idealistischen Hauptstromungen europaischer Kultur.
Heinrich Heine (1797-1856) gilt als radikaler Anwalt der sinnlichen Lebenslust. Im Namen des "Sensualismus" kämpft er gegen die christliche Leibfeindlichkeit und die Entsagungsdoktrin der Restaurationsära. Zugleich aber zielt sein Sensualismus auf eine pantheistisch fundierte Versöhnung von Geist und Materie. Im Spannungsfeld von Emanzipation und Versöhnung plädiert Heine von der ersten Prosa bis hin zur Sterbelyrik für ein ganzheitliches Lebenskonzept. In Hildebrands textnaher Studie wird dieses sensualistische Konzept erstmals systematisch als werkästhetische Konstante verfolgt und unter den Aspekten Religion, Politik, Ästhetik und Psychologie thematisch ausdifferenziert. Im ersten Teil seiner Studie belegt Hildebrand durch sorgfältige Interpretationen der »Reisebilder« (»Briefe aus Berlin«, »Harzreise«, »Ideen. Das Buch Le Grand«, »Reise von München nach Genua«, »Die Stadt Lukka«), daß der Sensualismus schon früh die zentrale Leitvorstellung des Dichters war. Durch die Aufdeckung zahlreicher Subtexte und historische Kontextualisierungen werden Heines frühe Prosatexte in ihrer strukturellen Komplexität durchleuchtet. Die im zweiten Teil durchgeführte Analyse der sensualistischen Denk- und Argumentationsmuster Heines bildet werkübergreifende Schwerpunkte und zeigt, welche religiösen und politischen Konzepte aus dem Sensualismus resultieren, welche Leitlinien einer sensualistischen Ästhetik Heine entwickelt. Das letzte, dem Alterswerk gewidmete Kapitel ordnet Heines »Romanzero« und die letzte Gedichtsammlung von 1853 und 1854 aufgrund der vielen erotischen Motive in das sensualistische Kontinuum des Gesamtwerks ein.
Moses Mendelssohns (1729-1786) »Jerusalem« gehört zu den vergessenen Texten der deutschen Aufklärung, die allenfalls im minderheiten- und emanzipationsgeschichtlichen Kontext interessierten. Daß sein abschließendes Votum zu Judentum und Toleranz aber auch ein hochinnovatives Stück Problemgeschichte der pluralistischen Gesellschaft ist, gilt es in dieser Studie zu zeigen. Dazu ist es nötig, jene Traditionen herauszuarbeiten, die über den Kontext der deutschen Aufklärung hinausweisen: Die Radikalskepsis Humes, die Ökonomie der schottischen Aufklärung, die Systementwürfe der französischen Geschichtsphilosophie und vor allem das Verfassungsdenken Montesquieus ergeben in Mendelssohns synthetischer Lesart eine Gesellschafts- und Kulturlehre europäischen Formats. Ihr Scheitern am Idealismus und Irrationalismus um 1800 bedeutet auch das Ende eines deutsch-jüdischen Dialogs.
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Aggressive Schreibweisen¿ Polemik, Invektive, vor allem aber ¿Satire¿¿ sind seit der Antike einem Rechtfertigungsdruck ausgesetzt, der letztlich im Tabu der Kultur über Gewalt wurzelt. Die vorliegende Arbeit versteht Theoriebildung und Praxis ¿satirischen¿ Schreibens als Resultate einer produktiven Kraft dieses Aggressionstabus, die ein¿ über zwei Jahrhunderte verfolgtes¿ kulturelles Verhandlungsgeschehen in Gang setzt. Sie nimmt damit einen methodologischen Leitbegriff beim Wort, den das literaturgeschichtliche Denken des New Historicism eingeführt hat: Grenzen und Lizenzen ¿satirischen¿ Schreibens gilt es im (oft kontroversen) Dialog mit gesellschaftlichen Mächten erst auszuhandeln. In einer Reihe von ¿Korrelationsgeschichten¿ wird den vielfältigen Verknüpfungen literarischer, poetologischer und außerliterarischer Diskurse und Praktiken auf Schauplätzen nachgegangen, auf denen sonst einander fremde Instanzen im symbolischen Haushalt der Kultur miteinander kommunizieren: Literatur und Poetik mit dem Recht, der Medizin, der Pädagogik, der ¿Psychologie¿ und der Theologie ihrer Zeit. Die ¿extensiven¿ Rekonstruktionen werden durch drei intensive Analysen literarischer Texte abgerundet, die solche Verhandlungen in sich selbst austragen und zugleich deren Unabschließbarkeit dokumentieren: Christian Thomasius¿ »Ostergedancken« (1695), ein Stück aus Bodmer/Breitingers »Mahler der Sitten« (1746) und Theodor Haeckers »Dialog über die Satire« (1927).
The series Studien zur deutschen Literatur (Studies in German Literature) presents outstanding analyses of German-speaking literature from the early modern period to the present day. It particularly embraces comparative, cultural and historical-epistemological questions and serves as a tradition-steeped forum for innovative literary research. All submitted manuscripts undergo a double peer-review process. Please contact the editor Dr. Marcus Bohm (marcus.boehm [at] degruyter.com) for further information regarding manuscript submission and subsidies.
Die Studie untersucht zum ersten Mal gezielt das essayistische Gesamtwerk Rudolf Borchardts (1877-1945). Im Einleitungsteil wird nicht nur durch die Analyse von Borchardts Autobiographie nachgewiesen, daß er von Kindheit an eine narzißtische Persönlichkeitsstruktur besaß, sondern auch an Essays und Reden gezeigt, wie diese Struktur seine literarische Selbstinszenierung als Märtyrer, Prophet und Messias der deutschen Geschichte bestimmt, in der er die kulturpolitische Mission der 'schöpferischen Restauration' für sich beansprucht. Die vier Kapitel des Hauptteils entfalten Borchardts Konstruktion der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts als apokalyptisch endende Tragödie (Die versagende Nation: Deutschland), in der Stefan George die Charge des literarischen Verführers zugewiesen bekommt (Der feindliche Dichter: Stefan George), während die Rolle des inspirierten politischen Herrschers unbesetzt bleibt (Der fehlende Herrscher: Von Wilhelm II. bis Hitler); als Gegenmodell zum gegenwärtigen Deutschland, das in Berlin sein Zentrum hat, phantasmagoriert Borchardt ein landschaftsgeschichtliches Wunschbild von Ostpreußen und Königsberg, jener Stadt, aus der seine eigenen Ahnen stammten (Das gesuchte Heimatland: Preußen zwischen Berlin und Königsberg). Die chronologische Darstellungsweise der Kapitel macht es möglich, die Entwicklungen und Verschiebungen in Borchardts Leben und Werk zu verfolgen und zugleich ihr Verhältnis zur kulturellen und politischen Ereignis- und Diskursgeschichte der Wilhelminischen Zeit, der Weimarer Republik und des Dritten Reiches zu kennzeichnen.
In der diachronen Studie werden Texte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert untersucht, mit dem Ziel, die literarische Verschlusselung als eine Form der Vermittlung von Faktizitat und Fiktionalitat im groeren Kontext zweier kultureller Praktiken, der kabbalistisch inspirierten Steganographie sowie der Kryptographie, zu erfassen. Am hofisch-historischen Roman (u.a. M. Opitz/J. Barclay, Argenis Anton Ulrich von Braunschweig und Luneburg, Die romische Octavia wird der Verlauf der referentialisierenden Lekture untersucht. Im 18. Jahrhundert verbindet sich das 'Prinzip Schlussel' mit der Satire bzw. dem Pasquill (Chr.F. Hunold, Satyrischer Roman Chr.M. Wieland, Die Geschichte der Abderiten. Entschlusselnde Lekture entfaltete sich im Rezeptionsproze der Leiden des jungen Werthers mit unerwarteter Direktheit. Die Rolle der Zensur fur das Weiterbestehen des 'Prinzips Schlussel' lat sich an E.T.A. Hoffmanns Marchen Meister Floh zeigen; an Klaus Manns Mephisto erweist sich, wie das Konzept gegen den Roman instrumentalisiert werden konnte. Thomas Mann, der in allen Phasen seines Werkes mit dieser Lekture auf Modelle und Vorbilder hin konfrontiert wurde (untersucht werden Buddenbrooks und Doktor Faustus, reagierte nicht nur mit Verteidigungen (Bilse und ich und wenig zutreffender Abwehr (als er sein narratives Prinzip im Doktor Faustus als Montage beschrieb), sondern auch mit ironischer Gegenwehr: In Lotte in Weimar inszenierte er die Entschlusselungslust der Werther-Zeitgenossen wie der spateren Philologen. Die Einzeluntersuchungen laufen darauf zu, die Referentialisierung als >legitime Form der Lekture< herauszustellen.</P></body></html>
Die systematische Rekonstruktion der poetologischen und literaturkritischen Diskussion zwischen der Revolution von 1848 und der problematischen Moderne des Wilhelminismus stellt das traditionelle Epochenprofil um: Statt des poetischen tritt der programmatische Realismus in den Fokus des Interesses; die Wende zum Realismus erscheint nicht mehr als Rückzug auf bildungsbürgerliche Kompensation, sondern als literaturpolitischer Strategiewechsel, der Parteinahme durch Nationalpädagogik substituiert. Obwohl er sich bis in die achtziger Jahre als offizielle Programmatik des Reiches fühlen kann, werden die idealistischen Konzepte Hayms, Freytags und Spielhagens bald vom urbanen Liberalismus der Gründerzeitkritiker wie Karl Frenzel und Paul Lindau überboten, bevor die Literaturkritik des Naturalismus mit Rückgriff auf jene und polemischer Distanzierung von diesen in schriller Vielstimmigkeit die Moderne proklamiert. Diese Transformation wird vom positivistischen Literaturverständnis der Scherer-Schüler flankiert: Indem sie Literatur zunächst als Untersuchungsgegenstand begreifen, der in Struktur und medialer Logik zu bestimmen ist, lösen sie die ästhetische Beurteilung von inhaltlicher Wertung und eröffnen damit den Weg zum formalen Literaturverständnis der Moderne.
Die Literatur der Moderne um 1900 lässt sich in produktiver Weise herausfordern von einer Medienkonkurrenz, die sich als ikonische Wende im Verhältnis der Bilder zum kulturellen Leitmedium der Schrift beschreiben lässt. Gerade weil ein geschärftes Bewusstsein für die mediale Eigenlogik der Künste die Sphären des Sprachlichen und des Visuellen trennt, wird das Nachbarmedium des Bildes für die Literatur als das Andere ihrer selbst attraktiv. Am Beispiel Hugo von Hofmannsthals, Rainer Maria Rilkes und Robert Musils rekonstruiert die Studie die diskursiven und wissensgeschichtlichen Kontexte der literarischen Bildreflexionen. Sie reichen von der Kunstgeschichte über die Wahrnehmungsphysiologie und Psychopathologie bis zur Kulturanthropologie und Sprachphilosophie. Gerade die Schnittstellen zwischen anthropologischen und medialen Bildphänomenen werden auf ihre literarischen Ausdrucksmöglichkeiten hin befragt. Darüber hinaus geht es der vorliegenden Studie aber vor allem um die Darstellung der poetologischen Konsequenzen, die sich aus der medialen Transgressionslust der Literatur ergeben. Sie stellt sich damit auch der grundsätzlichen Frage, was Bilder in der Literatur jenseits des Klischees der Anschaulichkeit gerade in der Moderne sein können. Im Spannungsfeld von Sprache und Bild lassen sich innovative literarische Strategien ausmachen. In der vermeintlichen Entäußerung an ein fremdes Medium konturiert die Literatur somit ihre genuinen Mittel, Bildobsession wird literarisch produktiv.
Ästhetische und politische Diskurse standen im späten 18. Jahrhundert in einem untrennbaren Wechselverhältnis. Nicht nur wird politische Theorie im Gewand der Ästhetik formuliert, sondern ebenso wird die aus der Ästhetikdiskussion stammende Begrifflichkeit für gesellschaftskritische Gegenentwürfe fruchtbar gemacht. Das moderne Subjekt konstitutiert sich im deutschen Sprachraum so wesentlich als "Homo Aestheticus". Kommt dies bei Kant und Schiller theoretisch am avanciertesten zum Ausdruck, stellt sich der Vorgang in Berlin um 1790 systematisch weniger elaboriert, dafür aber praxisnäher dar. Die ästhetischen Entwürfe und literarischen Fiktionen von Autoren wie Karl Philipp Moritz, Salomon Maimon, Daniel Jenisch, Johann Friedrich Reichardt oder dem jungen Wilhelm von Humboldt sind sowohl Reflexionen als auch normative Vorwegnahmen des Wandels von der noch weitgehend höfisch dominierten Residenzkultur der friderizianischen Epoche zur emanzipierten Stadtkultur des Reformzeitalters. Der in der Studie verfolgte topographische methodische Zugang ermöglicht es, die untersuchten ideellen Diskurse institutionen- und mediengeschichtlich zu verankern und als Argumentationsstrategien innerhalb konkreter Debatten zu verstehen. Durch die lokale und temporale Konzentration lässt sich der Gegenstand zudem quer zur disziplinären Arbeitsteilung (Geschichte, Literatur, Philosophie) und zu literatur- und kulturgeschichtlichen Epochengrenzen untersuchen.
The series Studien zur deutschen Literatur (Studies in German Literature) presents outstanding analyses of German-speaking literature from the early modern period to the present day. It particularly embraces comparative, cultural and historical-epistemological questions and serves as a tradition-steeped forum for innovative literary research. All submitted manuscripts undergo a double peer-review process. Please contact the editor Dr. Marcus Bohm (marcus.boehm [at] degruyter.com) for further information regarding manuscript submission and subsidies.
Das Schöne erlebt seit einiger Zeit eine erstaunliche Renaissance. Doch »was das Schöne sei?« (Platon), genauer zu bestimmen, ist ein Problem, das in der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte immer wieder aufgeworfen wurde. Die dabei in Poetik und Kunsttheorie intensiv diskutierte Frage, ob es eine eigene Schönheit der Literatur gibt und worin sich diese, als notwendig durch die Sprache vermittelte Schönheit, möglicherweise von anderen Formen des Schönen unterscheidet, verfolgt die Studie erstmals in einem größeren Zusammenhang. Dieser reicht von den Anfängen der theoretischen Begründung und Problematisierung 'schöner Rede' durch den sophistischen Rhetoriker Gorgias über die systematische Erforschung des literarischen Mediums im 18. und 19. Jahrhundert bis zur modernen experimentellen »Konkreten Poesie« eines Ernst Gomringers und der mathematischen 'Programmierung des Schönen' in der Textästhetik Max Benses. Neu gelesen werden unter diesem Gesichtspunkt einschlägige Texte der literarästhetischen Tradition wie Lessings »Laokoon«, Schillers »Kallias«-Briefe oder die Hegelsche »Ästhetik«, aber auch entlegenere, für die Entfaltung des Problems nicht weniger aufschlussreiche Theoretiker wie etwa Gustav Gerber oder Theodor A. Meyer. In der Auseinandersetzung mit dem Schönen, so zeigt sich, entdeckt und reflektiert die Literaturästhetik auf besondere Weise die Eigenart des sprachlichen Zeichens zwischen Sinn und Sinnlichkeit, die Struktur des literarischen Mediums und seine Darstellungsleistungen, aber auch das, was sich sprachlicher Vermittlung zu entziehen scheint.
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Die Reihe Studien zur deutschen Literatur prasentiert herausragende Untersuchungen zur deutschsprachigen Literatur von der Fruhen Neuzeit bis zur Gegenwart. Offen besonders auch fur komparatistische, kulturwissenschaftliche und wissensgeschichtliche Fragestellungen, bietet sie ein traditionsreiches Forum fur innovative literaturwissenschaftliche Forschung. Alle eingesandten Manuskripte werden doppelt begutachtet. Informationen zum Bewerbungsverfahren und zu Druckkostenzuschussen erhalten Sie beim Verlag. Wenden Sie sich dazu bitte an den zustandigen Lektor Dr. Marcus Bohm (marcus.boehm [ at ] degruyter.com).
Diese Studie stellt die Kurzprosa des judischen Schriftstellers Ernst Wei in den Mittelpunkt. Wei, 1882 in Brunn geboren, nahm sich 1940 beim Einmarsch der deutschen Truppen in Paris das Leben. Von der Germanistik wird sein Werk seit den 1980er-Jahren erforscht. Bislang widmete sich jedoch keine Arbeit explizit der Kurzprosa des Autors. Die Studie typologisiert den Werkausschnitt, bestimmt seine Thematik und arbeitet in sechs Interpretationsskizzen einen Erzahltypus heraus, und bezeichnet diesenals parabolisch. Sie erlautert Wei' Position zur Existenz- und Erkenntnisproblematik, den Begriff der parabolischen Erzahlkonzeption und zeigt narrative Merkmale dieser Konzeption auf.
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