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"Eine erste Fassung dieser Arbeit erschien im Fr'uhjahr 1975 in der Schriftenreihe der Landeszentrale f'ur politische Bildung, Hamburg."
Die Wissenschaften haben in ihrer zunehmenden Verselbständigung als Teilsystem der Gesellschaft· und in ihrer zunehmenden Ausdiffe renzierung in immer kleinere Spezialgebiete ihre Einheit offensicht lich verloren. Der explosionsartigen Zunahme der international produ zierten Wissenschaftsliteratur, selbst für ein Fach oder ein Fachgebiet, kann keiner mehr Herr werden. Diese Publikationsflut resultiert aus einer hektischen Betriebsamkeit, in der zählbare Veröffentlichungen für die Karriere und für Mittelzuweisungen wichtiger sein können als ein tatsächlicher Wissens- und Erkenntniszuwachs. ,,Absolute Wahr heit" gibt es in keiner Wissenschaft. Wissen ist immer "Vermutungs wissen", hat, weil wir uns irren können, immer nur vorläufigen Wert. Erhebliche Gefahren für Wissenschaften und Gesellschaft lauem, weil Kritik und Überprlifung von Forschungsergebnissen selbst in den Ein zeldisziplinen nur noch punktuell zu bewältigen sind. Insofern tragen die sich in einer Orientierungskrise befindlichen Wissenschaften zur allgemeinen Irritation, Skepsis und Ratlosigkeit bei, denn wie sollen wir adäquat handeln, bei so vielen widersprlichlichen Ergebnissen? - Anderseits kann Wissenschaft aus erkenntnistheoretischen Grlinden nicht die von vielen erwartete Sicherheit und ganzheitliche WeItsicht stiften, so daß antirationale Strömungen mit ihren Heilsversprechun gen vermehrten Einfluß gewinnen könnten. Aber ist das die Lösung? - Mir ist bei allen Ärgerlichkeiten lieber, mich auf hinreichend plau sible, in sich konsistente und kohärente Annahmen zu stUtzen, auch wenn ich nicht alles selbst überprlifen kann, als irgendwelchen Gurus zu folgen.
Dr. R. SCHIEDERMAIER und Dr. G. VOGEL.
Dieser Band entstand im Rahmen des von der Deutschen Gesellschaft fUr Friedens- und Konfliktforschung (Bonn-Bad Godesberg) getrage nen Bochumer Friedens- und Partizipations-Forschungsprojektes: Ent wicklungspolitische Sensibilisierung in au~erschulischen Lernfeldern. Die Autoren dieses Bandes sind die wichtigsten Korrespondenzpartner fUr die piidagogische Reflexion unseres Forschungsinteresses. Wir sind gemeinsam Uberzeugt davon, da~ die Dritte-Welt-Problematik auch den gutwilligsten Teilnehmern von Erwachsenenbildungsveranstaltungen in unsern Stlidten und Dorfern nicht von au~en und oben andemon striert werden kann. Vielmehr ist entscheidend fUr das Gelingen einer Sensibilisierung im Blick auf die Dritte Welt, d~ wir hier wahr nehmen, in welchem Ma~e wir seIber einerseits Betroffene von ver schiedensten Formen der Unterentwicklung sind, andererseits aber seIber ahnungslos und folgenschwer - fUr uns und die Dritte-Welt Volker - als Fortschritt ausgegebene RUckentwicklung betreiben. Wir hoffen - und das ist un sere Thes- da~ ein Weg fUhrt von der Nahbereichserfahrung zum Fernbereichs interesse (kumulative Wirkung von Selbstbestimmungserfahrung im Kleinen) da~ die Sehnsucht nach und die noch so kUmmerliche Verwirk lichung von neuen nicht-ausbeuterischen Lebensformen von mittel barer Folgewirkung fUr eine andere Weltinnenpolitik ist. Alternative Lebensformen, Kampf gegen Zerstorung von Stadt und Land, von Beziehungen zu mir selbst und zu anderen, sind als sOlche Vorweg realisierungen einer Zukunft der Gleichheit - auch in der Dritten Welt. (Lernen hier ist Zukunft dort.) Wir widmen dieses Buch allen denen, die von BUchern nichts mehr erwarten, aber von solchem Befreiungshandeln viel.
Der vorliegende Band ist hervorgegangen aus - im Ansatz unterschied lichen - Referaten, die auf dem KongreB der Deutschen Vereinigung fiir politische Wissenschaft im Oktober 1977 in Bonn gehalten wur den. Hinzugekommen sind die Einleitung sowie die Beitrage von Erich Hodl und Jiirgen Gerau. Organisiert wurde die "Umwelt-Sek tion" des Kongresses von den Mitarbeitern des Projekts "Politik und Okologie der entwickelten Industriegesellschaften" an der Freien Universitat Berlin. Einige Materialien des - aus Mitteln der VW Stiftung geforderten - Projekts sind diesem Band als Anhang bei gefiigt. In diesem Zusammenhang habe ich insbesondere Herrn Dipl. Pol. Helmut Weidner fiir seine Hilfe als maBgeblicher Mitarbeiter des Projekts zu danken. Bei der Bearbeitung und Durchsicht des Manus kripts wirkte Frau Dipl. Pol. Harriet Hauptmann mit. Die Auswahl der Beitrage versucht vorrangig dem Umstand Rechnung zu tragen, daB das Verhaltnis von Politik und Okonomie als Problem aspekt von Umweltpolitik noch langst nicht hinreichend erforscht ist, nicht jedenfalls, wenn man es als interessenbedingt-konflikthaf tes begreift und in diesem Sinne nicht bloB modelltheoretisch konzi piert (das eigentliche Politikum sind ja meist die ausgeklammerten "ceteri"). In zweiter Hinsicht ist die Evaluation von Strategien und Instrumenten der Umweltpolitik - auch unter international verglei chenden Aspekten - von Belang.
Wir leben in einer Zeit sozialen Wandels. Die Lebenbedingungen haben sich in Verbindung mit dem Industrialisierungsprozeß in vielen europäischen und außereuropäischen Ländern während der letzten 200 Jahre entscheidend geändert und verändern sich weiterhin. Neue Ideen und Vorstellungen haben sich ausgebreitet und wirken in viele Lebensbereiche hinein. Wechselnde Situationen im Bereich von Arbeit und Freizeit, Familie und Öffentlichkeit, kennzeichnen unser Dasein und zwingen uns zu entsprechenden Reaktionen und Stellungnahmen. Bedeutsame Veränderungen vollziehen sich u.a. im Bereich der Be völkerungsentwicklung sowie der Vorstellungen und Verhaltenswei sen, die mit dieser verbunden sind. Probleme der verschiedensten Art und Versuche, mit ihnen fertig zu werden, sind die Folge. Die nachste henden Hinweise dieses Kapitels, die z.T. Auszüge aus der Literatur darstellen, mögen einen ersten Einblick in Zusammenhänge geben, um die es dabei geht. 1.1 Vermehrung der Erdbevölkerung "Haben Sie Spaß an einem kleinen Spiel? Dann nehmen Sie bitte Bleistift und Papier zur Hand. Legen Sie eine Uhr vor sich auf den Tisch und verfolgen Sie den Sekundenzeiger. Sehen Sie, wie er weiter rückt, Schritt um Schritt? Nehmen Sie jetzt Ihren Stift und machen Sie alle drei Sekunden fünf Striche aufs Papier. Tun Sie so, als wollten Sie etwas auszählen, das sich alle drei Sekunden fünfmal wiederholt. Sie müssen sich beeilen, wenn Ihnen der Zeiger nicht davonlaufen soll, nicht wahr? Fünf Striche alle drei Sekunden, das sind hundert Striche in der Minute, hundert Takte - ungefähr der Rhythmus eines moder nen Tanzes.
Entwicklung und Stellenwert der Vergleichenden Politikwissenschaft Die Vergleichende Politikwissenschaft ist häufig als "Königsweg" des Faches insgesamt bezeichnet worden (z. B. Massing 1969: 286). Zum einen, weil sie auf eine altehrwürdige Tradition, die zumindest bis zu Autoren wie Thukydides und Aristoteles reicht, zurückblicken kann und sich komparative Aussagen in Werken nahezu aller klassischen Autoren des Faches finden. Zum andem, weil die ihr innewohnende methodische Perspektive in die Lage versetzt, die jeweils eigenen politischen Verhältnisse kritisch am Beispiel anderer zu überprüfen und potentiell zu universal gültigen Aussagen zu gelangen. Auf diese Weise kann sie auch zur Überwindung der jeweiligen Subjektivität und Ethnozentriertheit beitragen (Dogan und Pelassy 1984: 5ff. ). Der Vergleich wird oft auch als "Quasi-Experiment" herangezogen, das Erkenntnisfortschritte unter ähnlich kontrollierbaren Bedingungen wie in den Naturwissenschaften ermöglichen soll. Im folgenden soll auf einige Etappen dieses Weges, aber auch auf weiter bestehende Pro bleme und Grenzen des Ansatzes kurz eingegangen werden. Der ak tuelle Stand und konkrete Perspektiven in zentralen Bereichen der Vergleichenden Politikwissenschaft werden dann in den Einzelbeiträ gen dieses Bandes verdeutlicht. Eine gewisse Konfusion besteht bereits in den jeweils verwendeten Begriffen. Der im angelsächsischen Raum lange Zeit vorherrschende Terminus "comparative govemment" wird im Deutschen meist als "vergleichende Regierungslehre" übersetzt (vgl. z. B. Stammen 1976). Er steht aber auch in enger Beziehung zur älteren deutschen "Staats lehre" und ,,Polizeywissenschaft" (Maier 1966).
Diese Einführung gibt einen Überblick über die aktuellen sozialwissenschaftlichen Hermeneutiken als Auswertungsmethoden der qualitativen Sozialforschung; orientiert an der Idee einer standardisierten Präsentation nichtstandardisierter Interpretationsverfahren.
Die ständige Erweiterung des medizinischen Wissensstoffes, die Ver feinerung und Ergänzung der Untersuchungsmethoden bringt die Not wendigkeit mit sich, zu sichten, um zu entscheiden, was an der großen Peripherie ärztlichen Tuns in' der Praxis geleistet werden kann. Es gilt, dem viel beschäftigten praktischen Arzt das Rüstzeug für seine täg liche Arbeit zu geben. Ihm ist es nicht mehr möglich, alles Wesentliche aus der ständig wachsenden medizinischen Literatur zu entnehmen. So ist jeder Weg zu begrüßen, ihm hierbei zu helfen. Die hier ent standene Schriftenreihe will einfach und knapp gefaßt, diagnostische Hinweise geben und möglichst umfassend eine Übersicht über die Laboratoriumsmethoden bringen, die ohne großen Aufwand und Per sonaleinsatz unter Praxisbedingungen durchgeführt werden können. Auf dem Gebiet der Blutkrankheiten ist das besonders gut möglich, die technischen Voraussetzungen sind zu einem großen Teil in der Praxis erfüllbar. Der interessierte Arzt wird so in die Lage versetzt, die seit seinem Studium erzielten Verbesserungen, vor allen Dingen die Erleichterungen und Vereinfachungen seiner Diagnostik nutzbar zu machen.
Der zweite Band der Reihe über Methoden der Lebensmittel analytik schließt sich in Art und Zielsetzung an den ersten (optische Methoden) an. 50 werden auch hier keine kompletten Arbeitsvor schriften zur Untersuchung von Lebensmitteln gebracht, sondern es soll das Prinzip der in der Lebensmittelanalytik gebräuchlichen wichtigsten chromatographischen Methoden an Hand von Prakti kumsversuchen deutlich gemacht und erläutert werden. Diese sind nach den üblichen Arbeitstechniken (also nach dem mechanischen Aufbau der Trennstrecke) geordnet. Im theoretischen Teil aber werden sie zusammenfassend dargestellt, weil dies didaktisch sinn voll erscheint und zur 5traffung beiträgt. Die Elektrophorese, welche in manchen Büchern zusammen mit der Chromatographie abgehandelt wird, soll als elektrochemische Methode in einem spä teren Band behandelt werden. Das Kapitel "Ionenaustausch" hin gegen umfaßt auch nichtchromatographische Arbeitsweisen. Die meisten der geschilderten Versuche entstammen einem Prak tikum im Institut für Lebensmittelchemie der Universität Frank furt a. M. Herrn Professor Dr. Dr. W. Diemair bin ich für die För derung dieses Praktikums zu Dank verpflichtet, weitere Anregun gen verdanke ich Herrn Professor Dr. L. Acker und seinen Assisten ten am Institut für Lebensmittelchemie der Universität Münster. Besonders danke ich für die Ausarbeitung und überprüfung der Versuche Fräulein Carola Balcke, Frau Ute Barthelmess, Herrn Dr. Helger Buttle, Frau Regina lrtenkauf, Herrn Dr. Armin Pol ster, Herrn Dr. Helmut Rasmussen, Frau Friederike Schmidt, Fräu lein Christa v. Stosch und Frau Freda-Carola Thies.
Der hier vorgelegte Band verfolgt eine spezielle Absicht. Angesichts der seit Jahren gefiihrten Diskussion iiber die Reformnotwendigkeit des parla mentarischen Regierungssystems und dariiber hinaus iiber eine erfolgver sprechende Strategie antikapitalistischer Strukturreformen in westlichen Lindern ist die Frage nach alternativen Organisationsmodellen gerade auch in der Diskussion der Linken stark in den Vordergrund getreten. Favorisiert durch die studentische Bewegung der ausgehenden sechziger Jahre hat der Rategedanke eine iiberraschende, vielfach unerwartete Re naissance erlebt, ist freilich in zwischen - und dies sicherlich zu Unrech- eben so schnell wieder aus der aktuellen Diskussion verschwunden, wie er sie zuvor beherrschte. Der voriibergehende Rekurs der Neuen Linken auf rate-demokratische Theorien, haufig in einer allzu oberflachlichen und vordergriindigen Rezeption steckengeblieben, hat eine Fiille von Publika tionen produziert, die es zumeist unternommen haben, Ratetheorien in ihrer ganzen Breite zu dokumentieren - durchaus verstandlich insoweit, als damit die Voraussetzungen zur Neubeschaftigung iiberhaupt erst ge schaffen worden sind. Doch sind iiber solcher Intention, Ratebewegungen in ihren vielfaltigen theoretischen wie sozialhistorischen Aspekten gerecht zu werden, in aller Regel die organisatorischen Probleme, die sich aus denkbarer Adaption von Ratemodellen in hochkomplexen Industriegesell schaften ergeben konnen, zu kurz gekommen. Sozialwissenschaftliche Dis kussionsbeitrage zum Thema, die den gegenwartigen Stand der Organisa tionssoziologie und -theorie miteinzubeziehen such ten, diirften - soweit es solche Versuche iiberhaupt gegeben hat - kaum iiber einen Kreis von Fachinteressierten hinaus bekannt geworden sein.
1. Die Lehre vom Widerstandsrecht Die Theorie der Revolution ist ein verhältnismäßig spätes Produkt der Neuzeit, obwohl es Äquivalente in der politischen Theorie seit den Grie chen gab. Das Wort »revolutio« tauchte bereits in der Spätantike auf, hatte aber bis an die Wende der Neuzeit überwiegend einen naturwis senschaftlichen, genauer »physiko-politischen« Sinn (Rosenstock-Huessy). Am bekanntesten wurde der Begriff durch das Werk von Nikolaus Ko pernikus »De revolutionibus orbium coelestium« (1543). In der politischen Theorie der Antike sprach man überwiegend von Aufstand (stasis). Äqui valente moderner Revolutionstheorie fanden sich vor allem unter zwei Formen: 1. In der Lehre vom Verfassungswandel 2. In der Lehre vom Widerstandsrecht a) Lehre vom Verfassungswandel Die Idee des Kreislaufs von Verfassungen, und die ständige Entartungs gefahr guter Verfassungen ließ die Revolutionstheorie bei Aristoteles weniger zu einer detaillierten Untersuchung der Gründe für Aufstände werden, als zu Handweisungen für die Herrschenden, wie Aufstände zu vermeiden seien. Als Gründe für Aufstände (Politik 1302a) nennt Aristo teies vor allem zwei: Unterprivilegierte können sich empören, um Gleich berechtigung zu erlangen, Eliten hingegen, um eine Mehrberechtigung, von der sie glauben, daß sie ihnen zusteht, zu erlangen oder wiederherzustel len. ökonomische Motive spielen eine Rolle, sind aber vor allem bei den Eliten nach Aristoteles nicht die entscheidenden. Die Unterprivilegierten nehmen nicht selten» Ungleichheit des Besitzes« zum Anlaß des Aufruhrs, »die besseren Männer« hingegen tun es überwiegend wegen politischer Ehren (Politik 1266b). Als Strategie zur Vermeidung von Rebellionen empfahl Aristoteies vor allem: 1.
gemeinsam von Bio logen, Chemikern, Physikern und Medizinern zusammengetragen wurde.
Sozialisation im Kin des-und Jugendalter suchen.
In insgesamt dreizehn Lektionen wird in Spezielle Soziologien eingeführt, die zugleich mögliche Praxisfelder für Soziologinnen und Soziologen im Beruf sind, z.B. Familie, Jugend, Alter; Bildung und Erziehung; Arbeit und Beruf; Stadt- und Regionalsoziologie; Medizinsoziologie. Editorial zum Einführungskurs Soziologie. Der Einführungskurs ist konzipiert für Studienanfänger an Universitäten und Fachhochschulen. Wer im Haupt- oder Nebenfach Soziologie studiert, kann mit dem Einführungskurs Soziologie im Grundstudium bzw. im ersten Studienabschnitt die erforderlichen Kenntnisse in soziologischer Begriffs- und Theoriebildung, in der Geschichte der Soziologie und für Praxisfelder, in denen soziologisches Wissen unverzichtbar geworden ist,erwerben.
Menschen sind nur in geringem Maß durch angeborene Instinkte und Verhal tensschemata festgelegt. Das konkrete Erleben, Denken und Handeln entwickelt sich vielmehr in sozialen Lernprozessen. Diese können als eine "zweite, sozio kulturelle Geburt" (Claessens 1979) des Individuums charakterisiert werden. Der Begriff Sozialisation wurde in der Soziologie zuerst bei Emile Durk Durkheims heim (1858-1917) verwendet. Durkheim versteht unter Sozialisation alle "Ein Definition von wirkungen der Erwachsenengeneration auf diejenigen, die noch nicht reif sind Sozialisation für das Leben in der Gesellschaft" (Durkheim 1972:50). Sozialisation umfaßt demnach ganz allgemein die Prozesse, in denen sich Individuen gesellschaftlich vorgefundene Gewohnheiten, Handlungsmuster, Werte und Normen aneignen. Die Grundfragen der älteren Sozialisationsforschung lauten: Wie werden Indivi duen zu Mitgliedern sozialer Gruppen und einer Gesellschaft? Wie gelingt es Gesellschaften, ihre Regeln, Werte und Normen an die nachwachsenden Gene rationen weiterzugeben? Die neuere Sozialisationsforschung betont demgegen über, daß Sozialisation nicht hinreichend und angemessen als einseitige Prägung des Individuums durch die Gesellschaft verstanden werden kann. Sie richtet ihr Interesse zudem darauf, wie Individuen ihre Bedürfnisse, Fähigkeiten, Hand lungskompetenzen, Interessen und Persönlichkeitseigenschaften in Auseinander setzung mit den jeweiligen sozialen Lebensbedingungen entwickeln.
"Auch als er neben Milena auf dem Boden liegt, raucht und zur Decke blickt, fiihlt er sich zweigeteilt. Die Zigarette schmeckt bitter. Das Biest hat ihm Gras oder etwas Argeres gegeben. Er raucht aber trotzdem weiter. Liigner und hinterlistig. Und vor allem vulgar. Das Wort ist unpassend, er ver steht nicht, wieso es ihm in den Sinn gekommen ist. Horkheimer? Nein, es war der andere Typ von der Frankfurter Schule,Adorno, der auf die Frage, was man unter Vulgaritat versteht, eine beispielhafte Antwort gab: "Auf seiten seiner eigenen Entwiirdigung stehen. " (Aus: Lino Aldani: Arnos Flucht. Science Fiction-Roman. Milnchen 1980, 61 ) Dies Beispiel von vielen zeugt als ein Grenz-Beispiel flir die facet tenreiche Wirkung, die T. W. Adorno hervorrief und noch immer hervorruft. Die Bedeutung der Philosophie und Soziologie Adornos ist imgrunde unbestritten, auch bei wissenschaftlichen Kontrahen ten. Desgleichen die Vielfalt an Impulsen, welche dies Werk zahl reichen Einzelwissenschaften und Fachern bereits vermittelte, sowie Bereichen und Institutionen des Offentlichen Lebens. Wer, wiederum als ein Grenz-Beispiel, die Feuilletons von Tageszeitungen aufmerk sam verfolgt, der wird immer wieder auf den Namen, auf herbeizi tierte Gedanken Adornos sto~en, vor allem, aber nicht nur, in Zusammenhangen, in denen von Kunst - von Literatur und ganz besonders von Musik die Rede ist. Adornos Phllosophie hat als "Asthetik" die Kunst, die Kiinste reflektiert. Aber sie ist ohne seine "Erkenntnistheorie", insbesondere die Negative Dialektik, nicht angemessen verstehbar.
1. Die Bevolkerungsweise und ihre Bestimmungsfaktoren 13 Demographische Grundlagen 13 Die allgemeine Entwicklung 13 Die gegenwartige Situation 16 Die hohen Geb urtenziffern miissen gesenkt werden 17 Mehr Menschen werden heute alt 19 ManneriiberschuB in den jiingeren Altersgruppen 22 Die Bestimmungsfaktoren der Bevolkerungsweise 22 Die optimistische Grundhaltung des 18. Jahrhunderts 23 Das Problem wird erkannt 24 Moral restraint 24 Das eherne Lohngesetz Lassalles 25 Marx entwickelt keine Bevolkerungstheorie 26 Die Neomalthusianer und die alte SPD 27 Biologische Deutungen 28 Die psychologisch fundierte Wohlstandstheorie 28 Bevolkerungsdichte und Bevolkerungswachstum 30 2. Die Wandlungen des sozialen Charakters als Antriebskrafte der Bevolkerungsbewegung 31 Der traditionsgeleitete Typ 31 Die Geburt bestimmt die soziale Stellung 32 Die Lebensfiihrung ist vorgegeben 33 Erziehungsziel: Die Erhaltung des Herkommlichen 35 Tradition verhindert Fortschritt 35 Die SteHung der Frau 37 Formale Rechtlosigkeit - groBe wirtschaftliche Verantw- tung . 39 Gemeinsamkeiten mit den Entwicklungslandern 40 5 Nicht nur in Indien gibt es »Heilige Kiihe« 41 Umdenken braucht Zeit 42 Der innengeleitete Typ 44 Auf den Erfolg kommt es an 44 Erziehung zur Leistung 46 Neuerer und Aktivisten 48 Das katholische Widerstreben 49 Innenlenkung bringt den Fortschritt 50 Die Anfange der Frauenemanzipation 52 Die Frauen solidarisieren sich nicht 53 Der auBengeleitete Typ 54 Einzelganger haben wenig Chancen 55 Die Zahl der Selbstandigen nimmt ab 56 Fortschreitende Entwurze1ung 57 Elternhaus und Schule reichen nicht aus 59 Die Emanzipation der Frau scheitert an den Frauen 61 Der Streit urn die Doppelrolle 62 Die Zeitgenossen len ken sich gegenseitig 63 Vom Feierabend zur Freizeit 64
Entwicldung und Stellenwert der Vergleicbenden Politikwissenscbaft Die Vergleichende Politikwissenschaft ist hiufig als "KOnigsweg" des Faches insgesamt bezeichnet worden (z. B. Massing 1969: 286). Zum einen, well sie auf eine altehrwiirdige Tradition, die zumindest bis zu Autoren wie Thukydides und Aristoteles reicht, zuriick blicken kann und sich komparative Aussagen in Werken nahezu alIer klassischen Autoren des Faches finden. Zum andem, well die ihr in newohnende methodische Perspektive in die Lage versetzt, die je wells eigenen politischen Verhiltnisse kritisch am Beispiel anderer zu iiberpriifen und potentiell zu universal giiltigen Aussagen zu ge langen. Auf diese Weise kann sie auch per Uberwindung der jeweili gen Subjektivitiit und Ethnozentriertheit beitragen (Dogan und Pe lassy 1984: Sff. ). Der Vergleich wird oft auch als "Quasi-Experi ment" herangezogen, das Erkenntnisfortschritte unter ahnlich kontrollierbaren Bedingungen wie in den Naturwissenschaften er moglichen soIl. 1m folgenden soIl auf einige Etappen dieses Weges, aber auch aufweiterbestehende Probleme und Grenzen des Ansatzes kurz eingegangen werden. Der aktuelle Stand und konkrete Perspek tiven in zentralen Bereichen der Vergleichenden Politikwissenschaft werden dann in den Einzelbeitriigen dieses Bandes verdeutlicht. Eine gewisse Konfusion besteht bereits in den jeweils verwendeten Begrlffen. Der im angelsachsischen Raum lange Zeit vorherr schende Terminus "comparative government" wird im Deutschen meist als "vergleichende Regierungslehre" iibersetzt (vgl. z. B. Stammen 1976). Er steht aber auch in enger Beziehung zur ilteren deutschen "Staatslehre" und "Polizeywissenschaft" (Maier 1966).
unterschiedlichen Wirt schafts- und Sozialpolitiken der westlichen Demokratien. Die Erkundung der poli tisch-institutionellen Rahmenbedingungen fUr wirtschaftlichen Erfolg und Misser folg kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.
Dieses Standardwerk gibt einen umfassenden Überblick über Stellung und Funktionen des Bundestages im politischen System Deutschlands und geht dabei auch auf seine Wandlungsprozesse ein.
Eine allgemeine Bestimmung des Begriffs "Politische Partei" ist nicht moglich, wei! die Sozialwissenschaften gegenwiirtig liber keine ge schlossene Parteientheorie verfligen. Dies ist hauptsiichlich darin be grlindet, daB der Begriff selbst sehr komplexe gesellschaftliche Tatbe stiinde umfaBt, die sich nicht in wenigen verallgemeinemden Siitzen zusammenfassen lassen. Ein kurzer Oberblick liber die verschiedenen Typologien politischer Parteien mag dies verdeutlichen. 1. Typologien politischer Parteien In der Parteienforschung spricht man beispielsweise von Arbeiterpar teien, blirgerlichen und Mittelstandsparteien oder von V olksparteien, womit Aussagen liber die soziale (Wiihler- oder Mitglieder-)Basis getroffen werden, je nachdem, ob eine Partei liberwiegend in einer bestimmten Klasse oder Schicht verankert ist oder ob sich ihre Mitglieder und Wahler in ausgewogener Weise aus mehreren oder allen Klassen bzw. Schichten rekrutieren. Durch die unterschiedlich histo risch gewachsenen soziookonomischen und ideologisch-kulturellen Traditionszonen hangt die soziale Basis einer Partei eng mit ihrer territorialen Basis zusammen. In den protestantischen und groBagrari schen Gebieten des ostelbischen PreuBens vermochte sich beispiels weise der blirgerliche Liberalismus nicht gegen den sozialreaktioniiren Konservatismus durchzusetzen. In den rheinischen Gebieten, die wiihrend der napoleonischen Besetzung und durch die enge Nachbar schaft zum blirgerlich-revolutionaren Frankreich okonomisch und politisch stark durch antifeudalistische Elemente gepriigt waren, ent wickelte sich sehr frlih eine liberale Bewegung, die gerade in den Landtagen von Baden und Wlirttemberg - hier besteht noch heute eine Hochburg des Liberalismus - sehr einfluBreich war.
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