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Bøger om Vesttyskland

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  • af Christian Furchtegott Gellert
    167,95 kr.

    Mein Vetter, der auch ein Landedelmann war, doch in seiner Jugend studiert hatte, nahm mich nach meines Vaters Tode zu sich auf sein Landgut und erzog mich bis in mein sechzehntes Jahr. Ich habe die Worte nicht vergessen können, die er einmal zu seiner Gemahlin sagte, als sie ihn fragte, wie er es künftig mit meiner Erziehung wollte gehalten wissen. »Vormittags«, fing er an, »soll das Fräulein als ein Mann und nachmittags als eine Frau erzogen werden.« Meine Muhme hatte mich sehr lieb, zumal weil sie keine Tochter hatte, und sie sah es gar nicht gern, daß ich, wie ihre jungen Herren, die Sprachen und andere Pedantereien, wie sie zu reden pflegte, erlernen sollte. Sie hätte mich dieser Mühe gern überhoben; allein ihr Gemahl wollte nicht. »Fürchten Sie sich nicht«, sprach er zu ihr, »das Fräulein lernt gewiß nicht zuviel. Sie soll nur klug und gar nicht gelehrt werden. Reich ist sie nicht, also wird sie niemand als ein vernünftiger Mann nehmen. Und wenn sie diesem gefallen und das Leben leicht machen helfen soll, so muß sie klug, gesittet und geschickt werden.« Dieser rechtschaffene Mann hat keine Kosten an mir gesparet; und ich würde gewiß noch etliche Jahre eher vernünftig geworden sein, wenn seine Frau einige Jahre eher gestorben wäre. Sie hat mich zwar in Wirtschaftssachen gar nicht unwissend gelassen; allein sie setzte mir zu gleicher Zeit eine Liebe zu einer solchen Galanterie in den Kopf, bei der man sehr glücklich eine stolze Närrin werden kann.

  • af Odon Von Horvath
    132,95 kr.

    Während ich schreibe, höre ich draußen das Meer. Denn mein Haus steht am Ufer. Und das Meer will über das Ufer, es brandet und braust wie im Märchen. Mit neuen und neuen Wellen. Immer wieder, immer wieder. Es rauscht und braust und brandet immer wieder eine Welle. Sie kommen aus der Ferne, wo der Horizont eine Linie ist. Gestern war ein Sturm. Ich hab oft hingesehen, aber kein Ende entdeckt.

  • af Wilhelm Busch
    167,95 kr.

    Kinder, in ihrer Einfalt, fragen immer und immer: Warum? Der Verständige tut das nicht mehr; denn jedes Warum, das weiß er längst, ist nur der Zipfel eines Fadens, der in den dicken Knäuel der Unendlichkeit ausläuft, mit dem keiner recht fertig wird, er mag wickeln und haspeln, so viel er nur will.Vor Jahren freilich, als ich eben den kleinen Ausflug machte, von dem weiter unten berichtet wird, da dacht ich auch noch oft darüber nach, warum grad mir, einem so netten und vorzüglichen Menschen, das alles passieren mußte. Jetzt sitz ich da in sanfter Gelassenheit und flöte still vor mich hin, indem ich kurzweg annehme: Was im Kongreß aller Dinge beschlossen ist, das wird ja wohl auch zweckgemäß und heilsam sein.Mein Name ist Peter. Ich bin geboren anno dazumal, als man die Fräuleins Mamsellchen nannte und die Gänse noch Adelheid hießen, auf einem einsamen Bauerngehöft, gleich links von der Welt und dann rechts um die Ecke, nicht weit von der guten Stadt Geckelbeck, wo sie alles am besten wissen.Daselbst in der Nähe liegt auch der unergründliche Grummelsee, in dem bekanntlich der Muddebutz, der langgeschwänzte, sein tückisches Wesen treibt. Frau Paddeke, die alte zuverlässige Botenfrau, hat ihn selbst mal gesehn, wie er den Kopf aus dem Wasser steckte; und scharf und listig hat er sie angeschaut, mit der überlegenen Ruhe und Kaltblütigkeit eines vieltausendjährigen Satans.

  • af Honore De Balzac
    167,95 kr.

    Wer als ernsthafter Betrachter die Kunstausstellungen, die nach der Revolution von 1830 stattfanden, besucht hat, wird sich beim Anschauen der endlosen, ueberhaeuften Galerien kaum eines Gefuehls des Unbehagens und der Langeweile, vielleicht sogar der Trauer haben erwehren koennen. Seit 1830 gibt es keinen "Salon" mehr. Der Louvre ist ein zweites Mal erstuermt worden durch die Kuenstler; und sie haben es verstanden, sich dort zu behaupten. Die Zulassung zum "Salon" bedeutete ehemals fuer den kleinen Kreis, der in Frage kam, bereits eine hohe Auszeichnung, und ueber die bedeutendsten der etwa zweihundert Bilder, die ausgewaehlt worden, entspann sich beim Publikum und bei der Kritik ein leidenschaftlicher Widerstreit der Meinungen. Die Ueberfuelle der Gemaelde, vor die sich heute der Besucher gestellt sieht, erschoepft seine Aufmerksamkeit, und die Ausstellung wird geschlossen, bevor er aus der Menge das wenige Gute ausfindig gemacht hat. Statt eines Ritterspiels haben wir einen Volksjahrmarkt, statt eines kuenstlerischen Ereignisses ein lautes Warenhaus, statt sorgfaeltiger Auslesealles. Was ist die Folge? In der Menge verliert sich das Genie. Der Katalog ist zu einem dicken Buch angewachsen, in dem mancher Name auch dadurch nicht bekannter wird, dass zehn oder zwoelf ausgestellte Bilder dahinter aufgefuehrt sind. Unter allen aber am unbekanntesten ist vielleicht derjenige des Malers Pierre Grassou aus Fougeres, den man in der Kuenstlerwelt einfach Fougeres nennt.

  • af Waldemar Bonsels
    227,95 kr.

    Die ältere Bienendame, die der kleinen Biene Maja behilflich war, als sie zum Leben erwachte und aus ihrer Zelle schlüpfte, hieß Kassandra und hatte großes Ansehen im Stock. Es waren damals sehr aufgeregte Tage, weil im Volk der Bienen eine Empörung ausgebrochen war, die die Königin nicht unterdrücken konnte.Während die erfahrene Kassandra der kleinen Maja, deren Erlebnisse ich erzählen werde, die großen blanken Augen trocknete und ihr die zarten Flügel etwas in Ordnung zu bringen suchte, brummte der große Bienenstock bedrohlich, und die kleine Maja fand es sehr warm und sagte es ihrer Begleiterin.Kassandra sah sich besorgt um, aber sie antwortete der Kleinen nicht gleich. Sie wunderte sich darüber, daß das Kind schon so früh etwas auszusetzen fand, aber im Grunde war es richtig, die Wärme und das Gedränge waren beinahe unerträglich. Maja sah ununterbrochen Biene auf Biene an sich vorübereilen, das Geschiebe und die Eile waren so groß, daß zuweilen die eine über die andere fortkletterte und wieder andere sich wie zu Klumpen geballt vorüberwälzten.Einmal war die Königin in ihrer Nähe gewesen. Kassandra und Maja wurden etwas beiseitegedrängt, aber eine Drohne, ein freundlicher junger Bienenherr von gepflegtem Aussehen, war ihnen behilflich. Er nickte Maja zu und strich sich etwas erregt mit dem Vorderbein, das bei den Bienen als Arm und Hand gebraucht wird, über seine glänzenden Brusthaare.¿Das Unheil wird hereinbrechen¿, sagte er zu Kassandra. ¿Der Schwarm der Revolutionäre wird die Stadt verlassen. Sie haben schon eine neue Königin ausgerufen.¿Kassandra beachtete ihn fast gar nicht. Sie hatte sich nicht einmal für die Hilfe bedankt, und Maja empfand deutlich, daß die alte Dame recht unfreundlich gegen den jungen Herrn war. Sie wagte nicht recht zu fragen, die Eindrücke kamen alle so rasch hintereinander und drohten sie zu überwältigen. Die Erregung teilte sich ihr mit, und sie begann ein feines helles Summen.

  • af Therese Huber
    227,95 kr.

    Die Erzählung ist, fast ohne Ausnahme, das Werk der Heldinn selbst, und entstand folgendermaßen. Ein sehr achtungswürdiger Arzt, den sie über den fast hofnungslosen Zustand ihrer Gesundheit um Rath fragte, mochte durch seine lange Erfahrung belehrt worden seyn, daß bei gebildeteren empfänglicheren Menschen dem Körper nicht aufzuhelfen ist, wenn der Seele nicht zugleich auch freundlich die Hand geboten wird; und dazu glaubte er das Mittel gefunden zu haben, indem er ihr anrieth, die Geschichte ihrer Leiden und ihres Unglücks aufzuzeichnen. Da es ihrer Fantasie unmöglich war, sich von den schwarzen Bildern ihrer Vergangenheit zu trennen, so glaubte er solche wenigstens in gewisse Schranken bannen zu können, wenn sie mit dem Verstande zugleich angestrengt würde, aus ihren schwankenden Vorstellungen ein wirkliches und zusammenhängendes Ganzes zu bilden. Er glaubte vielleicht, daß Luise ihr Schicksal für erträglicher, ihre Wunden für weniger unheilbar ansehen würde, wenn sie sich selbst eine ungeheuchelte Rechenschaft, von allem was sie betroffen hätte, ablegte.

  • af Franziska Mann
    167,95 kr.

    Mutig ragt auf roter Heide eine Fichte in die Höhe. Mutig und einsam! Kein Nordwind konnte ihre Äste bisher verbiegen oder zerbrechen. Die leicht sich wiegenden Zweige bilden sich ein, daß sie immer aufwärts gestreckt von würzigen Wohlgerüchen umspielt sein werden. Ja, genau so hoffnungssicher ist diese Fichte, wie junge Menschen, die noch nichts von Wintersnot und Lebensschicksalen erfuhren.Durch die sonnige Stille klingt leises Krähen. Vergebens versuchen die frohen Äste sich abwärts zu neigen; denn gerade neben ihrem Stamm erhebt sich ein Stimmchen. Vogelsang, Sturmgebraus oder menschliches Lachen und Weinen vermögen sie nicht mit Sicherheit zu unterscheiden.Über den Rand einer grob zusammengezimmerten Holzkiste, die hier verlassen stehen geblieben welches mag ihr früherer Inhalt gewesen sein? krallt sich ein rotes, winziges Fäustchen. Es kann nur einem Erdenbürger gehören, der noch nicht lange in der Welt Aufenthalt genommen hat.Kinderwagen kosten Geld, aber eine alte Holzkiste und starker Bindfaden sind leicht gefunden, und kleine Mädchen sind gern auch öfter mal Pferd oder Kutscher. AnnGret hat zuerst fein behutsam gezogen. Nur Trin und Dortchen hätten nicht kommen dürfen. Im Staube liegt die Leine.

  • af Johannes Schlaf
    167,95 kr.

    Dies ist die dritte Auflage, die mein »Dingsda«-Büchlein erlebt. Sie mag bekunden, daß es im Laufe der Jahre seine Wirkung getan hat und daß es noch immer munter weiterlebt. Im stillen hat es gewirkt. Aber das entspricht seiner Art. Doch eindringlich. Schon oft wurde darauf aufmerksam gemacht, wie man an mehr als einer Stelle auch den Spuren seiner Einwirkung auf die Entwicklung unserer neuesten deutschen Novellistik seit zwanzig Jahren begegnen kann. Doch lieber als das ist mir der Umstand, daß es nach wie vor seine unmittelbar lebendige Wirkung auf den Leser übt. Daß es mit der Sonne, dem freundlichen Stilleben und Einleben in die schlichten Freuden, mit denen die Natur gütig unsere Herzen heilt, auch anderen wohltut; daß es im Laufe der Jahre immer neue Freunde gewonnen hat; abseits von all den anderen, lauteren, aber oft auch wohl vergänglicheren Erfolgen unseres literarischen Lebens ... Ich habe dieser neuen Auflage nichts hinzugetan und nichts genommen. Das Büchlein hatte damals eine ganz bestimmte Notwendigkeit seines Entstehens. Es ist ein aus sich selbst gewordenes Stück Leben und Seele. Das erfordert auch die Pietät seines »Schöpfers«. Da darf nichts verändert und beschnitten werden. Das ist in solchen Fällen nichts als Verschlimmbesserung ... Möge diese schöne Bücherei meine stille »Dingsda«-Welt von damals noch recht vielen Freunden ans Herz tragen! ... Weimar, Sommer 1912.

  • af Gotthold Ephraim Lessing
    167,95 kr.

    ch bin äußerst beschämt. ¿ Ja, Emilia, ich verdiene diesen stummen Vorwurf. ¿ Mein Betragen diesen Morgen, ist nicht zu rechtfertigen; ¿ zu entschuldigen höchstens. Verzeihen Sie meiner Schwachheit. Ich hätte Sie mit keinem Geständnisse beunruhigen sollen, von dem ich keinen Vorteil zu erwarten habe. Auch ward ich durch die sprachlose Bestürzung, mit der Sie es anhörten, oder vielmehr nicht anhörten, genugsam bestraft. ¿ Und könnt' ich schon diesen Zufall, der mir nochmals, ehe alle meine Hoffnung auf ewig verschwindet, ¿ mir nochmals das Glück Sie zu sehen und zu sprechen verschafft; könnt' ich schon diesen Zufall für den Wink eines günstigen Glückes erklären, ¿ für den wunderbarsten Aufschub meiner endlichen Verurteilung erklären, um nochmals um Gnade flehen zu dürfen: so will ich doch ¿ Beben Sie nicht, mein Fräulein ¿ einzig und allein von Ihrem Blicke abhangen. Kein Wort, kein Seufzer, soll Sie beleidigen. ¿ Nur kränke mich nicht Ihr Mißtrauen. Nur zweifeln Sie keinen Augenblick an der unumschränktesten Gewalt, die Sie über mich haben. Nur falle Ihnen nie bei, daß Sie eines andern Schutzes gegen mich bedürfen. ¿ Und nun kommen Sie, mein Fräulein, ¿ kommen Sie, wo Entzückungen auf Sie warten, die Sie mehr billigen. Er führt sie, nicht ohne Sträuben, ab. Folgen Sie uns, Marinelli. ¿

  • af Friedrich Hebbel
    227,95 kr.

    Dem Dichter ist es an- und eingeboren, Daß er sich lange in sich selbst versenkt, Und, in das innre Labyrinth verloren, Des äußeren der Welt erst spät gedenkt; Und dennoch hat ihn die Natur erkoren, Zu zeigen, wie sich dies mit dem verschränkt, Und es in klarem Bilde darzustellen, Wie beide sich ergänzen und erhellen. Denn nicht, wie wohl ein irdscher Künstler, spielend, Wenn er zurück von seiner Tafel trat, Dem Lieblingskind, das, lüstern darnach schielend, Schon längst ihn still um seinen Griffel bat, Ihn freundlich darreicht, auf nichts andres zielend, Als daß es, träumend von gewaltger Tat, Sein Meisterstück in toten, groben Zügen Nachbilde, wie es kann, sich zu vergnügen; Nur, weil sie selbst, ins einzelste zerfließend, Sich endlich auch doch konzentrieren muß, Und, in dem Teil als Ganzes sich genießend, Den Anfang wieder finden in dem Schluß, Der, sich mit der Idee zusammenschließend, Ihr erst verschafft den höchsten Selbstgenuß, Den alle untern Stufen ihr verneinen: Rein, ganz und unverworren zu erscheinen;

  • af Emma Vely
    167,95 kr.

    Frühlingszeit! Die Sonne schimmert durch das Fichtengrün.Eine schlanke Dirne ist schon eine Strecke weit durch das Wäldchen am Hügel gewandert. Die leichte Last, ein verdeckter Korb, den sie auf dem Kopfe trägt, nimmt ihr nicht den Atem; so kommt ihr, sie weiß eigentlich selber nicht warum, die Lust zu singen an: »Es soll kein andrer sein, Der mich soll nehmen ein, Als du, o schönes Kind! Dir bleib i treu!« Da stockt sie aber schon wieder, um sich nach den Frühlingsblumen zu bücken. Während sie sich langsam niederbeugt, damit ihr Korb nicht ins Wanken gerät, hebt eine Männerstimme an; »Stoß mir das Heiz entzwei, Wenn eine falsche Treu' Oder nur falsche Lieb' Bei mir verspürst!« Dunkelrot läuft's über die Wangen des Mädchens. Der Gesang hat ganz hübsch geklungen; aber es ist ein Vers aus demselben Liede, das sie begonnen hat, und sie so zu unterbrechen, erscheint ihr eine arge Keckheit. Sie springt so rasch auf, daß sie mit beiden Händen ihre Last vor dem Herabstürzen bewahren muß, ¿ nein, die Freude, daß sie erschreckt worden ist, soll der dreiste Geselle nicht auch noch haben.

  • af Heinrich Heine
    227,95 kr.

    Laß bluten deine Wunden, laß Die Tränen fließen unaufhaltsam Geheime Wollust schwelgt im Schmerz, Und Weinen ist ein süßer Balsam. Verwundet dich nicht fremde Hand, So mußt du selber dich verletzen; Auch danke hübsch dem lieben Gott, Wenn Zähren deine Wangen netzen. Des Tages Lärm verhallt, es steigt Die Nacht herab mit langen Flören. In ihrem Schoße wird kein Schelm, Kein Tölpel deine Ruhe stören.Hier bist du sicher vor Musik, Vor des Pianofortes Folter, Und vor der großen Oper Pracht Und schrecklichem Bravourgepolter. Hier wirst du nicht verfolgt, geplagt Vom eitlen Virtuosenpacke Und vom Genie Giacomos Und seiner Weltberühmtheitsclaque. O Grab, du bist das Paradies Für pöbelscheue, zarte Ohren ¿ Der Tod ist gut, doch besser wär's, Die Mutter hätt uns nie geboren.

  • af Johann Elias Schlegel
    132,95 kr.

    Mein Geist, der noch zurück auf diese Länder sieht, Die vormals mich geliebt, die sonst durch mich geblüht; Den, da die Zeit von mir die Asche selbst zerstreuet, Noch stets der Völker Glück, die ich regiert, erfreuet; Mein Geist erblickt vergnügt, aufmerksam, hoffnungsvoll Dich, Friedrich, auf dem Thron, der durch dich prangen soll. Ich weide mich an dir, und such in deinen Werken. Dein Anfang läßt mich schon Fleiß, Recht und Güte merken. Entzückt schließ ich daraus mit iedem Unterthan, Daß man aufs künftige schon mehr als hoffen kann: Aus Gründen schließ ich es, aus Zeichen, die nicht trügen. Ist es nicht wahr? du fühlst das göttliche Vergnügen, Das niemand als ein Geist, der edel denkt, genießt, Das sich durch Wohlthun nährt, und aus dem Wohlthun fließt? Du fühlst, wie schön es sey, für frohe Völker wachen, Ein ganzes Reich erfreun, und Herzen glücklich machen, Mit ernster Weisheit sich der Menschenliebe weyhn, Ihr Vater, Sorger, Freund und auch ihr Beyspiel seyn, Und treibt ein strenger Zwang das Rachschwerdt nicht zum Kriegen, Durch seiner Länder Flor bloß über andre siegen? Dieß war, als ich gelebt, die Freude meiner Brust, Sprich, Friedrich, fühlst du nicht in dir itzt gleiche Lust? Du fühlst sie, ja! genug. Du wirst unsterblich werden.

  • af Rainer Maria Rilke
    227,95 kr.

    Jene Wirklichen, die ihrem Gleichen überall zu wachsen und zu wohnen gaben, fühlten an verwandten Zeichen Gleiche in den aufgelösten Reichen, die der Gott, mit triefenden Tritonen, überströmt bisweilen übersteigt; denn da hatte sich das Tier gezeigt: anders als die stumme, stumpfgemute Zucht der Fische, Blut von ihrem Blute, und von fern dem Menschlichen geneigt.Eine Schar kam, die sich überschlug, froh, als fühlte sie die Fluten glänzend: Warme, Zugetane, deren Zug wie mit Zuversicht die Fahrt bekränzend, leichtgebunden um den runden Bug wie um einer Vase Rumpf und Rundung, selig, sorglos, sicher vor Verwundung, aufgerichtet, hingerissen, rauschend und im Tauchen mit den Wellen tauschend die Trireme heiter weitertrug.Und der Schiffer nahm den neugewährten Freund in seine einsame Gefahr und ersann für ihn, für den Gefährten, dankbar eine Welt und hielt für wahr, daß er Töne liebte, Götter, Gärten und das tiefe, stille Sternenjahr.

  • af Ernst Georgy
    167,95 kr.

    »Mutta ¿ Mutta ¿« gellte es über den Hof. Der schrille Klang der hellen Kinderstimme lockte verschiedene Dienstmädchen ans Fenster. »Bachs Jöhre brüllt lauter wie die größte Trompete, ¿ was will sie denn nu schon wieder?« fragte eins der menschenfreundlichen Geschöpfe und sah nach der zweiten Etage empor, wo sich der glattgescheitelte Kopf von Frau Bach mit halb lachendem, halb wütendem Ausdruck zeigte. »Lotte! Was willst du? Schrei' bloß nicht so, man denkt ja, dir ist was passiert!« rief die Mutter und schaute auf ihren hoffnungsvollen Sprößling herab. »Mädel, wie siehst du bloß wieder aus!« kam es ärgerlich hinterher, denn die spürenden Augen entdeckten sofort, daß die weiße Schürze schwarz geworden war, daß der dicke blonde Zopf sich aufgelöst hatte. Die starken Haarmassen hingen zerzaust um das frische, blühende Kindergesichtchen.

  • af Wilhelm Busch
    227,95 kr.

    Ganz unverhofft an einem Hügel Sind sich begegnet Fuchs und Igel. Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht! Kennst du des Königs Ordre nicht? Ist nicht der Friede längst verkündigt, Und weißt du nicht, daß jeder sündigt, Der immer noch gerüstet geht? Im Namen seiner Majestät Geh her und übergib dein Fell. Der Igel prach: Nur nicht so schnell. Laß dir erst deine Zähne brechen, Dann wollen wir uns weiter sprechen! Und allsogleich macht er sich rund, Schließt seinen dichten Stachelbund Und trotzt getrost der ganzen Welt Bewaffnet, doch als Friedensheld.

  • af Franz Blei
    167,95 kr.

    Ueddah, vom Lande Jemen, war berühmt unter den Arabern für seine Schönheit. Er und Om- el-Bonain, Tochter von Abd-el-Asis, dem Sohne Meruans, liebten sich, als sie noch Kinder waren, schon so sehr, daß eins vom andern nicht einen Augenblick getrennt sein mochte. Als Om-el-Bonain die Frau des Ualid-Ben-Abd-el-Malek wurde, verlor Ueddah den Verstand. Nachdem er lange Zeit in einem Zustand von Wirrnis und Weh hingebracht hatte, begab er sich nach Syrien und fing an, täglich um die Wohnstätte Ualids, des Sohnes Maleks, umher zu streifen, ohne zuerst eine Möglichkeit zu finden, sein Begehren zu erreichen. Zuletzt begegnete er einem jungen Mädchen, das er durch beharrliche Fürsorge an sich zu fesseln verstand. Als er meinte, ihr vertrauen zu können, fragte er sie, ob sie Om-el-Bonain kennte. »Freilich, sie ist ja meine Herrin,« antwortete das junge Mädchen. »Nun denn,« fuhr Ueddah fort, »deine Herrin ist meine Base, und willst du ihr Nachricht von mir bringen, so wirst du ihr gewiß Vergnügen bereiten.« »Ich will sie ihr gern bringen,« erwiderte das junge Mädchen. Und darauf lief sie alsbald zu Om-el-Bonain, um ihr Nachricht von Ueddah zu geben. »Gib acht, was du sagst!« rief diese, »wie? Ueddah lebt?« ¿ »Gewiß,« erwiderte das Mädchen. »Geh und sag ihm,« fuhr alsbald Om-el-Bonain fort, »er soll nicht weggehn, bis ihm von mir eine Botschaft gekommen ist.« Dann traf sie ihre Maßnahmen, um Ueddah bei sich einzulassen, und daselbst hielt sie ihn versteckt in einer Truhe. Sie ließ ihn heraus, um mit ihm zusammen zu sein, wenn sie sich in Sicherheit glaubte; und wenn jemand kam, der ihn hätte sehen können, so ließ sie ihn wieder in die Truhe gehen.

  • af Georg Engel
    167,95 kr.

    Es war noch dunkel in dem kleinen Katenhause. Die Morgendämmerung stritt sich mit der Nacht. Fahle Schatten liefen über die Mauern wie graue Mäuschen, die aus dem Wesenlosen kommen und ins Wesenlose verschwinden. Da drehte sich Martin Kriews, der ewig Arbeitslose, das erste Mal auf seinem rot und weiß gewürfelten Strohsack herum. Ein behagliches, erwachendes Grunzen wurde laut. Dann stieß er mit der Faust gemütlich, friedvoll nach dem benachbarten Strohsack herüber. »Süßing,« gähnte er, »es is all wieder so'n schönen Tag. Die Sonne scheint. Kuck eins, ganz rot« ¿ dabei starrte er in die webenden schwarzen Schatten hinein und hatte das Bewußtsein, daß die Sonne immer näher auf ihn zuschritte, mit einemkupferroten Gesicht, genau so wie die Frau des Gastwirts Krey, jene liebreiche Weiblichkeit, die ihm noch am Abend vorher einen kleinen Kübel des ganz neu gebrannten Kirsch- und Pfefferminzlikörs mit freundlichem Schwung in sein ungeheures Paßglas gegossen hatte.

  • af Hermione Von Preuschen
    167,95 kr.

    »Keisi ni Makoto nashi Towa Soria Taga uta? Makoto aru ¿ made Kimo sezumi!« (Wer wagt zu sagen, daß uns die Treue fehlt? Wer kommt uns so nahe, daß er unsere Treue erprobt!) So heißt ein altes Lied von Yoshiwara, dem »nachtlosen Schloß«, in dem zu jeder Zeit dreitausend Frauen wohnen, die jedes Europäers Mitleid erwecken, da er glaubt, sie säßen im Käfig wie die wilden Tiere im zoologischen Garten. Er weiß ja nicht, daß das Gitter, das ihm den Begriff Käfig weckt, nicht darum vorhanden ist, ihnen die Flucht unmöglich zu machen, sondern nur, damit kein rauher Mensch die zarten Mädchen unsanft anfasse. Es sind ja wirklich zarte Mädchen, was kein Ausländer ahnt, denn die Ursache, warum neun Zehntel von ihnen hierherkamen, ist ihm unbekannt. Aber ich bin dessen ganz sicher, daß die Geschworenen Europas kaum eines der Yoshiwaramädchen als ehrlos verdammen würden. Freilich, daß sie so skrupellos zu Tausenden diesen Freudenberuf erwählen, nach dem Motto »der Zweck heiligt die Mittel«, zeigt zur Genüge, daß bei uns in Japan die Kurtisanen Yoshiwaras auf weit geachteterer Stufe stehen als die Freudenmädchen europäischer Bordelle.

  • af Ludwig Quidde
    167,95 kr.

    Man darf in dieser Schrift, obgleich sich ihr Verfasser als Historiker bezeichnet, keine historische Würdigung des Militarismus erwarten, vielmehr ist sie ein Versuch, gegenwärtige Zustände zu schildern, nicht um sie aus der Vergangenheit zu erklären, sondern um auf ihre Bedeutung für die Zukunft, d. h. für die weitere Entwicklung unseres Volkes hinzuweisen.Wohl weiß ich, daß auch die bloße Schilderung des gegenwärtigen Militarismus sehr unvollständig ist; denn wichtige Lebensgebiete sind nur flüchtig, andere, z. B. Literatur und Kunst gar nicht berührt, und überall würden sich die Einzelheiten sorgfältiger gestalten, besonders auch wirksam erläuternde Beispiele heranziehen lassen. Aber die bedeutsamsten Erscheinungsformen werden doch beachtet sein, und da es mir nicht auf eine akademische Betrachtung, sondern auf praktische Wirksamkeit ankam, so durfte die Erkenntnis der Unvollständigkeit mich nicht zurückhalten. Als eineAnklageschrift habe ich meine Erörterungen bezeichnet und damit schon angedeutet, daß die gegenwärtigen Erscheinungen nicht ganz mit der beschaulichen Ruhe betrachtet sind, die dem Historiker seinem Stoffe gegenüber ziemen würde. Zwar habe ich mich bemüht, kein Wort zu sagen, das ich nicht auch als Historiker verantworten könnte, aber meine Aufmerksamkeit war allerdings nicht darauf gerichtet, ein liebevoll ausgeführtes Gemälde des Militarismus mit sorgsamer Verteilung von Licht und Schatten zu entwerfen, sondern die verderblichen Grundzüge seines Charakters, so wie ich sie erkannt zu haben glaube, kräftig ans Licht zu stellen.

  • af Joseph Collin
    167,95 kr.

    Goethes Faust in seiner ältesten Gestalt, wie er uns jetzt seit Erich Schmidts glücklicher Entdeckung der Göchhausenschen Abschrift vorliegt, zerfällt in drei deutlich zu scheidende, unmittelbar auf einander folgende Hauptmassen. Es sind: 1) Der erste Monolog Fausts mit der Erdgeistscene: (V. 1-168 = 354-521). 2) eine Reihe von Scenen, die mit einander gemein haben, daß sie auf akademische Zustände ein satirisches Licht werfen. Die erste von ihnen zeigt uns den Professor Faust mit seinem Famulus Wagner: sie ist unmittelbar mit der ersten Hauptmasse verbunden. (V. 109-248 = 522-605.) Darauf folgt jedoch ohne anderen als inneren Zusammenhang die Schülerscene. (V. 249-444 = 1868-2050). Der Teufel in des Professors Maske belehrt den jungen Studenten. Eine dritte Scene (V. 445-452, von da in Prosa. Z. 1-210 mit Liedern untermischt = V. 2073-2336) führt mitten hinein in das rohe, geistlose Treiben akademischer Jugend. Doch gehört die Scene in Auerbachs Keller im übrigen in einen neuen Zusammenhang; sie ist die erste Station auf Fausts Welt- und Lebensfahrt. In diese Scenenreihe hätte, wenn sie ausgeführt worden wäre, die Disputationsscene gepaßt. (Paralip. 11. 12.) Der Doctorschmaus (V. 1712) hätte sich an sie angeschlossen. Jedenfalls hatte also der Dichter ursprünglich dem akademischen Leben und Treiben, auf dessen Boden ja sein Held zunächst stand, von dem er losgerissen werden sollte, eine ausführlichere Behandlung zugedacht. 3) Die Gretchentragödie, das im ältesten Faust am meisten ausgeführte und daher auch räumlich bedeutendste Stück; sie beginnt mit der ersten Begegnung von Faust und Gretchen und endet mit der Kerkerscene. (V. 458-1435; danach zwei Scenen in Prosa Z. 1-66 und 1-112, unterbrochen durch die Verse 1436-1441; = 2605-3216; 3342-3369; 3374-3659; 3776-3834. Z. 1-81; 4399-4612.) Eine einzige Scene des ältesten Faust wurde später ganz fallen gelassen; es ist die kleine Übergangsscene vor der Gretchentragödie (Landstraße. 453-456); alle übrigen finden sich, wenn auch teils verändert, teils umgedichtet im Fragment von 1790 und in der Ausgabe von 1808 wieder.

  • af Hermann Essig
    167,95 kr.

    Ein Mäusepaar sah einem freudigen Ereignis entgegen. »Geh hin,« sprach die Mäusin zum Mäuserich, »und kundschafte, ob du irgendwo einen fetten Ort findest, der mich mit meinen kleinen Mäuslein lange gut ernähren wird.« Der Mäuserich drückte ihr einen Kuß auf die Schnauze und begab sich auf die Reise. »Daß du nicht zu lange ausbleibst,« sagte sie noch, »und gehe ja nicht in die Falle.« »Nein, nein, ich komme gleich wieder,« sprach er. Er kletterte und rutschte durch alle Engpässe und Fluren des Hauses Nr. 96 empor, schließlich roch und duftete es in der dritten Etage bei Stanges nach einer Unmenge schöner Blumen, dem reichen Abfall von Küche und Tisch, der überall zerstreut lag. Freudig erglänzten Mäuserichs Augen, hier wollte er seine Traute herbringen, damit sie die Kleinen zur Welt brächte. Schleunigst wollte er umkehren und seiner Frau von dem Lande künden, damit sie mit ihm herzöge. Wie's aber so geht, an einem Punkte dieser Landschaft blieb er stehen, um sich noch einmal umzuschauen. Da floß ein rauschendes Wasser, das gurgelnd in die Untiefe kollerte. Auch fiel ein helles Licht neben ihn. Er verkroch sich in den Schatten, da sah er eine Riesengestalt vor sich, die schnell wieder verschwand. Er zitterte über diese Erscheinung und blieb in stillem Bangen sitzen, ob hier wirklich so gute Stätte sein würde. Während ihm alles übrige recht wohl gefallen hätte, hier war es wild romantisch; das grelle Licht und die tosenden Wasser. Endlich wollte er wieder fürbaß gehen und seiner Frau Meinung darüber hören, aber da erschien wieder die Riesengestalt, und es hielt ihn fest in Angst und Bangen.

  • af Conrad Ferdinand Meyer
    167,95 kr.

    In einem Saale des mailändischen Kastelles saß der junge Herzog Sforza über den Staatsrechnungen. Neben ihn hatte sich sein Kanzler gestellt und erklärte die Zahlen mit gleitendem Finger."Eine furchtbare Ziffer!" seufzte der Herzog und entsetzte sich vor der Summe, welche die mit Eile betriebenen Festungsarbeiten verschlungen hatten. "Wie viele Schweißtropfen meiner armen hungernden Lombarden!" Und um dem Anblick der verhängnisvollen Zahl zu entrinnen, ließ er die melancholischen Augen über die Wände laufen, die mit hellfarbigen Fresken bedeckt waren.Links von der Tür hielt Bacchus ein Gelag mit seinem mythologischen Gesinde, und rechts war als Gegenstück die Speisung in der Wüste behandelt von einer flotten, aber gedankenlosen, den heiligen Gegenstand bis an die Grenzen der Ausgelassenheit verweltlichenden Hand. Oben auf der Höhe, klein und kaum sichtbar, saß der göttliche Wirt, während sich im Vordergrunde eine lustige Gesellschaft ausbreitete, die an Tracht und Miene nicht übel einer Mittag haltenden lombardischen Schnitterbande glich und zum Lachen alle Gebärden eines gesunden Appetites versinnlichte.Der Blick des Herzogs und der demselben aufmerksam folgende seines Kanzlers fielen auf ein schäkerndes Mädchen, das, einen großen Korb am Arme, wohl um die überbleibenden Brocken zu sammeln, sich von dem neben ihr gelagerten Jüngling umfangen und einen gerösteten Fisch zwischen das blendend blanke Gebiß schieben ließ. "Die da wenigstens verhungert noch nicht", scherzte der Kanzler mit mutwilligen Augen.

  • af Johann Rist
    227,95 kr.

    Dem Jüngst Der Ferdinand hat einen Krantz geschenket /Wie komts / daß dieser noch was höher aus gedenket?Die Tugend und die Kunst ist sie nicht gnug belohnt /Wenn sie der Käyser selbst zu preisen nicht verschont?Ein Kluger kan die Kunst aus Mißgunst nicht vergraben /Daß sie nicht nach dem Tod' auch solt ein Ander haben /Er thut so viel Er kan und mehret den Verstand /Jn dem' Er trefflich schreibt durch die gelehrte HandDas nach dem Himmel schmekt. Hat Er gleich viel gegeben /Dadurch Er Ewig kan auch nach dem Tode leben /So fährt Er dennoch fohrt und denket / daß einMann Der hoher Sinnen ist / nicht gnugsahm schreiben kan.Wir lesen viel von Euch was frei und daß gebunden /Daraus ein Teutsches Hertz hat offtmahls Lust empfunden

  • af Ludwig Aurbacher
    167,95 kr.

    Als man zählte nach Christi Geburt eintausend und etliche hundert Jahr, da begab sich's, daß die sieben Schwaben in die weltberühmte Stadt Augsburg einzogen; und sie gingen sogleich zu dem geschicktesten Meister allda, um sich Waffen machen zu lassen; denn sie gedachten das Ungeheuer zu erlegen, welches zur selbigen Zeit in der Gegend des Bodensees übel hauste und das ganze Schwabenland in Furcht und Schrecken setzte. Der Meister führte sie in seine Waffenkammer, wo sich jeder einen Spieß oder sonst was auswählen konnte, was ihm anstand. »Bygost!« sagte der Allgäuer, »sind das auch Spieße? So einer wär mir just recht zu einem Zahnstürer. Meister, nehmt für mich nur gleich einen Wiesbaum von sieben Mannslängen.« »Potz Blitz,« sagte der Blitzschwab, »Allgäuer, progle dich nicht allzusehr.« Der Allgäuer sah den mit grimmigen Augen an, als wollte er ihn damit durchbohren. »Eigentlich hast du recht, Männle!« sagte der Blitzschwab und streichelte ihm den Kautzen; »und ich merke deine Meinung,« sagte er: »Wie alle Sieben für Einen, so für alle Sieben nur Einen.« Der Allgäuer verstand ihn nicht, sagte aber: »Ja!« und den andern war's auch recht. Und so ward denn ein Spieß von sieben Mannslängen bestellt, und in einer Stunde war er fertig.

  • af Ludwig Salomon
    167,95 kr.

    Man hat mir bisweilen den Vorwurf gemacht, daß ich eine weit größere Neigung für die Insekten hege, als für meine nächsten Verwandten. Das ist eine Übertreibung, der ich mit Entschiedenheit entgegentreten muß, und dennoch scheint es, als spräche ich die Unwahrheit, wenn ich zugebe, daß ich erst kürzlich wieder muntere, liebe Gesellschaft verließ und hinwegzog ¿ den Insekten nach. In der Tat hätte man da meinen können, es gingen mir die Kerbtiere, präziser gesagt dieInsecta hexapoda, über alles, als wäre es mir ganz gleichgiltig gewesen, daß schöne Augen mir tränenumflort und nicht ohne Groll nachschauten. Wir hatten von Göttingen aus, den prächtigen September, den schönsten Reisemonat für den Harz, benutzend, eine fröhliche Gebirgsreise unternommen, einige Studienfreunde von mir, die eben erst den schweren Feldzug von 1870 bis 1871 überstanden hatten, deren Schwestern, eine meiner Tanten und ich.

  • af Friedrich Maximilian Klinger
    167,95 kr.

    Es soll mir nicht fehlen, das schwarze verrauchte Haus gegenüber, mitsamt dem alten Turm, in ein Feenschloß zu verwandeln. Zauber, Zauber Phantasie! ¿ Lauschend. Welch lieblich, geistige Symphonien treffen mein Ohr? ¿Beim Amor! ich will mich in ein alt Weib verlieben, in einem alten, baufälligen Haus wohnen, meinen zarten Leib in stinkenden Mistlaken baden, bloß um meine Phantasie zu scheren. Ist keine alte Hexe da mit der ich scharmieren könnte? Ihre Runzeln sollen mir zu Wellenlinien der Schönheit werden; ihre herausstehende schwarze Zähne, zu mar

  • af Ferdinand von Saar
    227,95 kr.

    In der Landeshauptstadt waren Arbeiterunruhen entstanden, die sich mehr und mehr steigerten und auch auf die benachbarten Fürstlich Roggendorffschen Eisenwerke überzugreifen drohten. Es galt also dort, einen voraussichtlichen Streik hintanzuhalten. Man erwartete das Eintreffen des Fürsten, der sich mit seiner Mutter und seiner jungen Gemahlin in Florenz befand, während die Leiter der Betriebe Tag und Nacht auf ihren Posten blieben, eingehende Verhandlungen in Aussicht stellend. Inzwischen aber war es in der Stadt zum Äußersten gekommen. Man hatte Militär aufbieten müssen; die bei solchen Anlässen unvermeidlichen Opfer hatten geblutet, worauf eine dumpfe, unentschiedene Ruhe eingetreten war. In dieser bang erwartungsvollen Zeit saß ich eines Abends mit dem Grafen Erwin in dem kleinen Salon des Schlosses. Es war ein traulicher Raum, nach einer Seite hin durch einen prachtvollen alten Gobelin abgegrenzt. An der Wand gegenüber hingen einige intimere Familienporträts, unter denen eines ganz besonders hervorleuchtete. Von Lampi gemalt, stellte es den Urgroßvater des Fürsten dar in der grünen Uniform eines Landsturmmajors aus den Befreiungskriegen. Hohe Intelligenz sprach aus den edlen, aber keineswegs scharfen Zügen des noch im kräftigsten Alter stehenden Mannes, der das Haar, der Tracht seiner Zeit gemäß, leicht gepudert und nach rückwärts in einen Beutel zusammengefaßt trug. Die Farben des meisterlichen Bildes waren noch so frisch, als stammte dieses von heute, und die ungemein lebensvolle Wiedergabe der bedeutenden und doch anmutigen Persönlichkeit reizte immer wieder zu längerer Betrachtung. So blickten wir beide auch jetzt schweigend darauf hin.

  • af Jørgen Moe
    227,95 kr.

    Es war einmal ein armer Mann, der hatte drei Söhne. Als er starb, wollten die beiden ältesten in die Welt reisen, um ihr Glück zu versuchen; aber den jüngsten wollten sie gar nicht mit haben. »Du da,« sagten sie: »taugst zu nichts Anderm, als in der Asche zu wühlen. Du!« ¿ »So muß ich denn allein gehen,« sagte Aschenbrödel. Die beiden gingen und kamen zu einem Königsschloß; da erhielten sie Dienste, der eine beim Stallmeister, und der andre beim Gärtner. Aschenbrödel ging auch fort und nahm einen großen Backtrog mit, das war das Einzige, was die Ältern hinterlassen hatten, wonach aber die andern beiden nichts fragten; der Trog war zwar schwer zu tragen, aber Aschenbrödel wollte ihn doch nicht stehen lassen. Als er eine Zeitlang gewandert war, kam er ebenfalls zu dem Königsschloß, und dort bat er um einen Dienst. Sie antworteten ihm aber, daß sie ihn nicht brauchen könnten; da er indeß so flehentlich bat, sollte er zuletzt die Erlaubniß haben, in der Küche zu sein und der Köchinn Holz und Wasser zuzutragen. Er war fleißig und flink, und es dauerte nicht lange, so hielten Alle viel von ihm; aber die beiden Andern waren faul, und darum bekamen sie oft Schläge und wenig Lohn und wurden nun neidisch auf Aschenbrödel, da sie sahen, daß es ihm besser ging.

  • af Bettina Von Arnim
    167,95 kr.

    Es war einmal ein König, der hatte ein herrliches Land, und seine Burg stand auf einem hohen Berg, von wo aus er weit sehen konnte. Hinter der Burg waren schöne Gärten zu seiner Lust erbaut, die waren mit herrlichen Flüssen umgeben und mit dichten Wäldern, die ganz mit wilden Tieren erfüllt waren. Löwen, Tiger hatten ihre Wohnung da, wilde Katzen saßen auf den Bäumen, Füchse und Wölfe sprangen im Dickicht umher, weiße Bären und auch mit goldnem Fell schwammen oft paarweis über die Flüsse und kamen in des Königs Garten. Auf dem Gipfel der Bäume nisteten die Stoßadler, Geier und Falken. Es waren diese Wälder ein wahres Reich der Tiere, welches des Königs seines begrenzte, und war als ihr Eigentum angesehen. Der König aber nahm ein Weib, um ihrer Schönheit willen, und daß er Kinder bekomme. Da sie mit dem Segen ging, da freute sich das Volk, daß sie sollten einen Thronerben haben, und sie ehrten das Weib darum sehr hoch; die Zeit des Gebärens verstrich aber, ohne daß sie eines Kindes genesen wäre. Da ward der König traurig, weil er glaubte, sein Gemahl sei krank und müßte bald sterben, aber sie nahm Speis und Trank zu sich wie ein gesundes Weib. Aber sie ging sieben Jahr eines hohen Leibs. Der König ärgerte sich an ihrer Mißgestalt und glaubte, daß sie sich an Gott versündigt habe, weil er sie so hart strafe

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