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»Nicht wahr Lenchen, nun bist du doch nicht mehr bange, daß du mit mir aufs Dorf gegangen, wie jedes andre Mädchen mit seinem Schatze alle Sonntage tut, besonders aber heute, wo ein so schöner Pfingsttag am Himmel steht?« »Wer hat Ihm gesagt, daß Er mein Schatz ist«, antwortete das schöne Lenchen ganz trocken dem Lehrburschen Fritz Golno, »ich habe einen ganz andern Schatz, und der liegt mir immer in Gedanken.« »Lenchen, das ist nicht wahr«, antwortete Fritz, und lachte, nahm den Bierkrug und trank: »Aufs Wohlsein deines Schatzes!« Lenchen trank mit, wischte sich den Mund und sagte: »Ich habe doch noch einen andern Schatz, und damit Er es glaubt, seh Er einmal in mein Arbeitskörbchen!« »Mädchen, liebe Lene«, schrie der Fritz, als er einen Blick in das Körbchen geworfen, »ich bitte dich, liebe Lene, du hast doch nicht gestohlen? Gib's Geld her, ich will's heimlich wieder hinlegen, wenn du's dem Meister, oder woher du es genommen hast. Ach Lene, wie hast du mich lieben können und dich vom Satan blenden lassen? sieh nur, die Vögel in der Linde ängstigen mich, daß sie es wieder sagen, und ich meine, das Gras hat Ohren.«
Ihr denkt, ihr Herrn, ich bin allein, Weil ich nicht mag in Städten sein. Ihr irrt euch, liebe Herren mein! Ich hab mich nicht hierher begeben, Weil sie in Städten so ruchlos leben Und alle wandeln nach ihrem Trieb, Der Schmeichler, Heuchler und der Dieb: Das hätt mich immerfort ergetzt, Wollten sie nur nicht sein hochgeschätzt; Bestehlen und bescheißen mich, wie die Raben, Und noch dazu Reverenzen haben! Ihrer langweiligen Narrheit satt, Bin herausgezogen in Gottes Stadt, Wo's freilich auch geht drüber und drunter Und geht desungeacht nicht unter. Ich seh im Frühling ohne Zahl Blüten und Knospen durch Berg und Tal, Wie alles drängt und alles treibt, Kein Pläcklein ohne Keimlein bleibt. Da denkt nun gleich der steif' Philister: Das ist für mich und meine Geschwister. Unser Herrgott ist so gnädig heuer; Hätt ich's doch schon in Fach und Scheuer! Unser Herrgott spricht: Aber mir nit so! Es sollen's ander auch werden froh. Da lockt uns denn der Sonnenschein Störch und Schwalb' aus der Fremd herein, Den Schmetterling aus seinem Haus, Die Fliegen aus den Ritzen raus Und brütet das Raupenvölklein aus. Das quillt all von Erzeugungskraft, Wie sich's hat aus dem Schlaf gerafft; Vögel und Frösch und Tier' und Mücken Begehn sich zu allen Augenblicken, Hinten und vorn, auf Bauch und Rücken, Daß man auf jeder Blüt und Blatt Ein Eh- und Wochenbettlein hat. Und sing ich dann im Herzen mein Lob Gott mit allen Würmelein. Das Volk will dann zu essen haben, Verzehren bescherte Gottesgaben.
Das starcke Liebes-Gifft / das vnsre hohe Sinnen /Die von dem Himmel sind / mit seiner Krafft gewinnenVnd wann Vernunfft erliegt zu Boden reissen kan /Sieh' O du Edles Par / auff diesem Schaw-Platz' an.Sieh' an du freyer Heldt / du Bildnuß aller Tugendt /Du Preyß der Zeit / vnd du / Sophie / Liecht der Jugendt /Deß Vatters grosse Lust / der werthen Mutter Zier /Sieh' an der Liebe Macht von der du für vnd fürBefreyt vnd sicher bist. Wer so wie du sich liebetMit vngefärbter Pflicht / wer seine Huld ergiebetIn Vrtheil vnnd Verstandt / ist klüger als der GottDer täglich zu vns bringt das schöne Morgenroth.Ihm machet Dafne selbst von jhren frischen ZweygenDen Krantz der nicht verwelckt; sein Nachklang wird nicht schweigenSo lange Liebe wehrt. Nim dann in Gnaden an /Du duppeltes Gestirn / was Dafne geben kan;Den jmmer-grünen Krantz / vnd dencke daß die GabenSo Fürsten als wie jhr vollauff zugeben habenZwar groß / doch jrrdisch sind: die Flucht der Zeit vertreibtDas vnsrig' vnd vns auch; was Dafne gibt das bleibt...
Die alte Waschkäthe saß in ihrem Stübchen im einsamen Berghüttchen und schaute nachdenklich auf ihre gekrümmten Hände, die sie vor sich auf die Knie gelegt hatte. Bis der letzte Abendschein hinter den fernen Waldhöhen verglommen war, hatte sie fleißig an ihrem Spinnrad gearbeitet. Jetzt hatte sie es ein wenig beiseite gerückt, die Hände mußten müde sein, die so gekrümmt und abgearbeitet aussahen. Die Alte seufzte auf und sagte vor sich hin: "Ja, wenn ich noch könnte wie früher!" Sie meinte wohl arbeiten, denn das hatte sie tapfer ihr Leben lang getan. Nun war sie alt geworden, und die früher so rüstige und unermüdliche Waschfrau konnte gar nichts mehr tun, als ein wenig spinnen, und das trug sehr wenig ein. Dennoch hatte sie sich schon seit ein paar Jahren auf diese Weise durchgebracht und noch dazu ihr Enkelkind erhalten, das bei ihr lebte und noch nicht viel verdienen konnte. Es hatte zwar auch seine kleinen Einnahmen, denn es war ein flinkes und geschicktes Kind.Heute erfüllte die Großmutter aber noch ein besonderer Kummer, der ihr schon seit dem frühen Morgen das Herz schwer gemacht hatte. Ihr Enkelkind, das fröhliche Trini, das sie von klein auf erzogen hatte, war zwölf Jahre alt geworden. Es sollte im Frühling aus der Schule entlassen werden und dann in einen Dienst gehen. Heute früh nun war der ferne Vetter unten aus dem Reußtal heraufgekommen und hatte der alten Kusine den Vorschlag gemacht, das Kind ihm anzuvertrauen. Er hatte zwar selbst nicht viel und konnte nichts geben, aber es war dort unten ein guter Verdienst zu finden. Denn die neue Fabrik, die an der wasserreichen Reuß erbaut worden war, brauchte viele Arbeitskräfte. Dort konnte das Trini die Woche über ein schönes Stück Geld verdienen, und daneben konnte es die nötige Arbeit in seinem Haus verrichten, dafür wollte er es beherbergen. Da seine Frau kränklich war und sie keine Magd anstellen konnten, so war ihnen das Kind erwünscht, denn sie wußten, daß es groß und kräftig und sehr geschickt war.
Auch einige die sich dem sinn des Verfassers genähert haben meinten es helfe zum tieferen Verständnis wenn sie im Jahr der Seele bestimmte personen und örter ausfindig machten möge man doch (wie ohne Widerrede bei darstellenden werken) auch bei einer dichtung vermeiden sich unweise an das menschliche oder landschaftliche urbild zu kehren: es hat durch die kunst solche Umformung erfahren dass es dem schöpfer selber unbedeutend wurde und ein wissen darum für jeden andren eher verwirrt als löst. Namen gelten nur da wo sie als huldigung oder gabe verewigen sollen und selten sind sosehr wie in diesem buch ich und du die selbe seele.
Wolauff und seyt alle bereyt, Das man auffs ehrlichest beleyt Mein herr schwager und gneding herrn, Der uns zu lieb her raist so ferrn! Dann wöll wir weyter uns bereden, Urlaub nemen zwischen uns beden, Weil unser anschlag so behend Genummen hat ein frölich end Durch Got, ders als zum besten wend. Nach dem gehen sie alle in ordnung auß. So beschleußt der ernhold.Also habt ir vernummen hie Den innhalt dieser comedi, Die uns Boccatius beschreybet. Darinn drey lehr seind eingeleybet; Die erste, das die eltern söllen, Wenn sie töchter auffziehen wöllen, Das sies nit ziehen gar zu zart, Sunder fein arbeytsamer art, Auff heußligkeyt, sitten und tugent Und in auch in plüender jugent Sollens in brechen und abziehen Irn eygen willen und zu fliehen Allen drutz, stoltz und üppigkeyt, Auff das sie gwonen mit der zeyt, Zu leyden in dem stand der eh Geduldig alles wol und weh. Zum andren ein weibßbild hie lehr, Das sie auch halt inn würd und ehr, In lieb und layd ihren ehman, Gehorsam sey und untherthan In allen dingen, spricht Paulus (glaubt!) Weyl der mann ist des weybes haupt, Wies Got gebot auch im anfang. So lebt sie inn frid mit im lang, Wann durch ir geduld und demut Uberwind sie das böß mit gut Und wird durch ir gütig geberd Dem mann angenem, lieb und werd. Zum dritten lert darauß ein mon, Das er sein weib sol halten schon, Wie Petrus schreibt: Liebt ewre weyber, Geleich als ewre eygne leyber, Und wonet auch fein in vernunfft Bey ewern frawen in zukunfft, Als bey dem schwechsten werckzeug hie! Wan welcher sein weyb liebet ye, Der liebet seinen eygen leyb. Das also zwischen mann und weib Fried, lieb und trewe aufferwachs Biß an das end, das wünscht Hans Sachs.
Kommt diese Dedication, Durch Schiffer Peter Nils von Emden, Nach Wunsch, vor Eurer Hoheit Thron, Und laßt Ihr dann sie übersetzen: So seyd kein Kind, und denkt nicht gleich, Daß Deutschland, weil ein Deutscher Euch Besingt, gar sehr Euch müsse schätzen. Zerbrecht Euch, Sir', auch nicht das Haupt Darüber, wie Ihr zu der Ehre Gekommen seyd? Wenn Ihr's erlaubt, (Ihr habt ja nichts zu thun!) erklären Wir Euch das Ding ganz kürzlich so: Die Dichtkunst drischt bei uns nur Stroh, Die Kunst zu schmeicheln aber, Aehren. Nun ist bei uns so der Gebrauch, Von Aehren, nicht von Stroh, zu leben. Drum lernen wir Poeten auch Die Kunst, sie andern auszudreschen; Das heißt: den Durst nach Schmeichelein Löscht der Poet; den Durst nach Wein Muß ihm dafür der Andre löschen. Glaubt, Sire, wollt' ich manchen Herrn In unserm Welttheil', so besingen, Als ich wohl könnt': er setzte gern Bei einer Arbeitfreien Stelle, Auf seine Kosten, mich in Ruh', Denn jeder hat ein Haus dazu; Man nennt es: Eine Zitadelle.
Im Jahre 58 vor Christus diente in der zehnten Legion unter dem Prokonsul Cajus Julius Cäsar in Gallien der Centurio Marcus Manlius Gaudiosus: sein Geschlecht stammte aus den Bergen der Samniten. Als die meisten im römischen Lager vor den Germanen Ariovists bangten ¿ die oft von ihm geschlagenen Gallier hatten sie ins Ungeheure ausgemalt! ¿ erklärte der Feldherr, er werde mit der zehnten Legion allein zum Angriff ziehen. Das half: alle folgten. Der Markomannenkönig ward geschlagen: auf der von Cäsar selbst geführten schonungslosen Verfolgung ¿ fünf Milien weit, bis an den Rhein ¿ kam der Centurio dazu, wie ein numidischer Reiter zwei fliehende Frauen niederhieb: ihr Blut rötete die gelben suebischen Haarschweife: es waren die Frauen des Königs. Schon hob der Afrikaner das Schwert gegen ein junges Mädchen, das vor beiden lief: Gaudiosus sprang hinzu, hob den Schild über die Knieende und verscheuchte den Unhold. Er brachte die Gefangene ¿ Ariobertha hieß sie und war des Königs Tochter ¿ dem Feldherrn. Der belobte ihn. Viele Jahre später, auf dem Blachfeld bei Pharsalus, drohte Cäsar sein Glück zu verlassen: germanische Reiter ¿ Sugambern ¿ retteten ihm die wankende Schlacht: aber Sunno, ihr Führer, stürzte mit dem durchspeerten Roß: Gaudiosus trug ihn auf dem Rücken aus dem Gefecht: ein Pfeil, zwei Pfeile trafen ihn: er ließ nicht ab bis der Wunde gerettet war: Cäsar hatte es mit angesehen.
Wir durchblätterten eben einen ältern Kalender, dessen Kupferstiche manche Torheiten seiner Zeit abspiegeln. Liegt sie doch jetzt schon wie eine Fabelwelt hinter uns! Wie reich erfüllt war damals die Welt, ehe die allgemeine Revolution, welche von Frankreich den Namen erhielt, alle Formen zusammenstürzte; wie gleichförmig arm ist sie geworden! Jahrhunderte scheinen seit jener Zeit vergangen, und nur mit Mühe erinnern wir uns, daß unsre früheren Jahre ihr zugehörten. Aus der Tiefe dieser Seltsamkeiten, die uns Chodowieckis Meisterhand bewahrt hat, läßt sich die damalige Höhe geistiger Klarheit erraten; diese ermißt sich sogar am leichtesten an den Schattenbildern derer, die ihr im Wege standen, und die sie riesenhaft über die Erde hingezeichnet hat. Welche Gliederung und Abstufung, die sich nicht bloß im Äußern der Gesellschaft zeigte! Jeder einzelne war wieder auch in seinem Ansehn, in seiner Kleidung eine eigene Welt, jeder richtete sich gleichsam für die Ewigkeit auf dieser Erde ein, und wie für alle gesorgt war, so befriedigten auch Geisterbeschwörer und Geisterseher, geheime Gesellschaften und geheimnisvolle Abenteurer, Wundärzte und prophetische Kranke die tief geheime Sehnsucht des Herzens, aus der verschlossenen Brusthöhle hinaus blicken zu können. Beachten wir den Reichtum dieser Erscheinungen, so drängt sich die Vermutung auf, als ob jenes Menschengeschlecht sich zu voreilig einer höheren Welt genahet habe, und, geblendet vom Glanze der halbentschleierten, zur dämmernden Zukunft in frevelnder Selbstvernichtung fortgedrängt, durch die Notdurft an die Gegenwart der Erde gebunden werden mußte, die aller Kraft bedarf, und uns in ruhiger Folge jede Anstrengung belohnt.
Der du mir gleich bist, den die Unsterblichen Höhern Gesängen neben mir auferziehn, Schau mit mir, Schmidt, auf unsrer Freundschaft Zärtliche Jugend zurück und fühle, Was du da fühltest, als in Umarmungen, Die uns zusegnend der im Olympus sah, Dein großes Herz mehr deinem Freunde Als nur gesungene Freundschaft weihte. Eh wir den Menschen kannten, den göttlichen, Wenn er durch Taten den, der ihn schuf, verehrt, Den tiefsten Pöbel aller Geister, Wenn er sich selbst, wenn er Gott verkennet; Eh noch des Nachruhms lockender Silberton Dem Ohre süß klang, eh er allmächtig uns Mit sich im Wirbelstrome fortriß: Liebten wir uns unbemerkt und glücklich. Zwar horcht auch oft schon unser früh waches Ohr Nicht ganz unschuldig, ganz nicht unwissend mehr, Wenn von den liedervollen Hügeln Dichtern die Ewigkeit lächelnd zurief. Noch jung und furchtsam bebte die Ehrbegier Durch unser Herz hin. Freund, dann umarmt ich dich, Da hast du mir die schönsten Tränen, Welche mir jemals mein Herz durchdrungen, Auf meine Wangen jugendlich hingeweint: Tränen der Freundschaft, Tränen der Ehrbegier, Wenn du mit seelenvollem Auge Bald mich umarmtest, bald Miltons Schatten Auf heilgern Bergen, als der Parnassus ist, Von Seraphinen und von Uranien Allein besucht, sahst, menscheneinsam Unnachgeahmt ohne Nebenbuhler.
Nach einer glücklichen, jedoch für mich sehr beschwerlichen Seefahrt erreichten wir endlich den Hafen. Sobald ich mit dem Boote ans Land kam, belud ich mich selbst mit meiner kleinen Habseligkeit, und durch das wimmelnde Volk mich drängend, ging ich in das nächste, geringste Haus hinein, vor welchem ich ein Schild hängen sah. Ich begehrte ein Zimmer, der Hausknecht maß mich mit einem Blick und führte mich unters Dach. Ich ließ mir frisches Wasser geben und genau beschreiben, wo ich den Herrn Thomas John aufzusuchen habe: ¿ »Vor dem Nordertor, das erste Landhaus zur rechten Hand, ein großes, neues Haus, von rot und weißem Marmor mit vielen Säulen.« Gut. ¿ Es war noch früh an der Zeit, ich schnürte sogleich mein Bündel auf, nahm meinen neu gewandten schwarzen Rock heraus, zog mich reinlich an in meine besten Kleider, steckte das Empfehlungsschreiben zu mir, und setzte mich alsbald auf den Weg zu dem Manne, der mir bei meinen bescheidenen Hoffnungen förderlich sein sollte.Nachdem ich die lange Norderstraße hinaufgestiegen und das Tor erreicht, sah ich bald die Säulen durch das Grüne schimmern ¿ also hier, dacht¿ ich. Ich wischte den Staub von meinen Füßen mit meinem Schnupftuch ab, setzte mein Halstuch in Ordnung, und zog in Gottes Namen die Klingel. Die Tür sprang auf. Auf dem Flur hatt¿ ich ein Verhör zu bestehn, der Portier ließ mich aber anmelden, und ich hatte die Ehre, in den Park gerufen zu werden, wo Herr John mit einer kleinen Gesellschaft sich erging. Ich erkannte gleich den Mann am Glanze seiner wohlbeleibten Selbstzufriedenheit. Er empfing mich sehr gut, wie ein Reicher einen armen Teufel, wandte sich sogar gegen mich, ohne sich jedoch von der übrigen Gesellschaft abzuwenden, und nahm mir den dargehaltenen Brief aus der Hand. ¿ »So, so! von meinem Bruder, ich habe lange nichts von ihm gehört. Er ist doch gesund? ¿ Dort,« fuhr er gegen die Gesellschaft fort, ohne die Antwort zu erwarten, und wies mit dem Brief auf einen Hügel, »dort lasse ich das neue Gebäude aufführen.« Er brach das Siegel auf und das Gespräch nicht ab, das sich auf den Reichtum lenkte. »Wer nicht Herr ist wenigstens einer Million,« warf er hinein, »der ist, man verzeihe mir das Wort, ein Schuft!« ¿ »O wie wahr!« rief ich aus mit vollem überströmenden Gefühl. Das mußte ihm gefallen, er lächelte mich an und sagte: »Bleiben Sie hier, lieber Freund, nachher hab¿ ich vielleicht Zeit, Ihnen zu sagen, was ich hiezu denke,« er deutete auf den Brief, den er sodann einsteckte, und wandte sich wieder zu der Gesellschaft. ¿ Er bot einer jungen Dame den Arm, andre Herren bemühten sich um andre Schönen, es fand sich, was sich paßte, und man wallte dem rosenumblühten Hügel zu.
Allsonntäglich saß der Bahnwärter Thiel in der Kirche zu Neu-Zittau, ausgenommen die Tage, an denen er Dienst hatte oder krank war und zu Bette lag. Im Verlaufe von zehn Jahren war er zweimal krank gewesen; das eine Mal infolge eines vom Tender einer Maschine während des Vorbeifahrens herabgefallenen Stückes Kohle, welches ihn getroffen und mit zerschmettertem Bein in den Bahngraben geschleudert hatte; das andere Mal einer Weinflasche wegen, die aus dem vorüberrasenden Schnellzuge mitten auf seine Brust geflogen war. Außer diesen beiden Unglücksfällen hatte nichts vermocht, ihn, sobald er frei war, von der Kirche fernzuhalten.Die ersten fünf Jahre hatte er den Weg von Schön-Schornstein, einer Kolonie an der Spree, herüber nach Neu-Zittau allein machen müssen. Eines schönen Tages war er dann in Begleitung eines schmächtigen und kränklich aussehenden Frauenzimmers erschienen, die, wie die Leute meinten, zu seiner herkulischen Gestalt wenig gepaßt hatte. Und wiederum eines schönen Sonntag Nachmittags reichte er dieser selben Person am Altare der Kirche feierlich die Hand zum Bunde fürs Leben. Zwei Jahre nun saß das junge, zarte Weib ihm zur Seite in der Kirchenbank; zwei Jahre blickte ihr hohlwangiges, feines Gesicht neben seinem vom Wetter gebräunten in das uralte Gesangbuch ¿; und plötzlich saß der Bahnwärter wieder allein wie zuvor.
Die Parkbäume spielen Schatten durch Fenster und Tür. Sie am offenen Fenster, starrt hinaus, wendet jäh, stemmt die Faust. Frauenlachen aus dem Park.SIE gurgelt, zischt, krampft. So Bebt ins Zimmer. so! Stürzt zum Spiegel, streicht Haar und Gesicht, wendet, starrt hilflos, tonlos nachsprechig. schön unbeschreiblich anmutig.Welke Blätter büscheln durchs Fenster.SIE rast, zertritt, stampft, schleudert. Moder! Erstarrt, nestelt ein Blatt aus dem Haar, hält die ausgestreckte Hand, versinkt. wer? Krallt das Blatt, schlägt die Luft, stößt den Fuß, erschrickt.Frauenlachen unter dem Fenster.
Heiteres Jugendland mit deinen Meeren und Inseln, Sey mir gegrüßt! Nach dir sehnt sich das weinende Herz! Schönes hab' ich geträumt, und mit liebendem Sinne gebildet, Aber die Träume floh'n, ach! und ich ward nicht gestillt: Ewig strebet das Herz und heiß aus den zwängenden Schranken, Weil es da leider nicht fand, was es so glühend gesucht. Weiter und weiter strebt's und drängt' es im schwellenden Busen; Ach! wie so innig und warm sehnst du verlangend dich fort! Drüben da hebt sich ein heiteres Land aus wallendem Meere, Wie aus des Himmels Blau jugendlich Morgengewölk. Lächelnd und grünend ruht es im Kuß der milderen Sonne; Weicher entquillt der Natur drüben der mildere Geist. Dunkel auf blumiger Höb' erhebet die Krone der Lorbeer, Und die Lüfte wie lau, und das Gestade wie grün! Dämmernd vermählen der Luft sich der blauenden Berge Gestalten; Wie die Fernen im Hauch linderen Duftes erglühn! Alles so reg' und alles so zart, in tieferer Fülle! Hat er, der ewige Geist, liebender drüben verweilt? Weiß, wie die Sonne, bekränzt sich am Ufer das lockige Mädchen, Wo um das Myrrtengesträuch spielet der wogende Schwan. Stolz, wie die Säule sich thürmt, das gewaltige Denkmal der Vorzeit, Stehet der Jüngling, von Kraft feurig den Busen geschwellt. Ach! wie so sinnig das Bild, das entfaltete! Wird es noch werden? Wird sich der Blume Pracht drängen aus hüllendem Keim? Wiederkehrt es! Du ahnst es so tief! du verlangst es so ahnend! Liebender Busen! es kehrt wieder die glückliche Zeit.
Er erbrach sich gerade, als ich mich ihm vorstellen wollte. Da ließ ich es vorläufig und ging nach unten. Es war an Bord der Bocognano der Compagnie Fressinet auf der Fahrt von Marseille nach Bastia.Ich fuhr nach Corsica, weil mein Billett dahin lautete.Ein Onkel hatte sich mit viel Liebe eine Mittelmeer- und Orientreise zusammengestellt und war, ehe er die Reise antreten konnte, das vollständige Reiseheft von Cook bereits in Händen, im Begriff, in einem nicht ganz eine halbe Stunde entfernten Nachbarort noch schnell eine Hypothekenangelegenheit zu ordnen, das Opfer eines Eisenbahnunfalls geworden und gestorben.Wir beerbten den Onkel.Die Reise mußte gemacht werden, da Cook das Billett nicht zurücknehmen wollte. Meine Familie hatte stets mein Bestes im Auge. Ich ließ mich überreden, des Onkels Reise zu unternehmen. Natürlich wurde mir das Billett zum vollen Wert an dem auf mich entfallenden Teil der Erbschaft abgesetzt. Man wollte nur mein Bestes ¿ o gewiß.
Von blauem Tuch umspannt und rotem Kragen, Ich war ein Fähnrich und ein junger Offizier. Doch jene Tage, die verträumt manchmal in meine Nächte ragen, Gehören nicht mehr mir. Im großen Trott bin ich auf harten Straßen mitgeschritten, Vom Staub der Märsche und vom grünen Wind besonnt. Ich bin durch staunende Dörfer, durch Ströme und alte Städte geritten, Und das Leben war wehend blond. Die Biwakfeuer flammten wie Sterne im Tale, Und hatten den Himmel zu ihrem Spiegel gemacht, Von schwarzen Bergen drohten des Feindes Alarm-Fanale, Und Feuerballen zersprangen prasselnd in Nacht. So kam ich, braun vom Sommer und hart von Winterkriegen, In große Kontore, die staubig rochen herein, Da mußte ich meinen Rücken zur Sichel biegen Und Zahlen mit spitzen Fingern in Bücher reihn. Und irgendwo hingen die grünen Küsten der Fernen, Ein Duft von Palmen kam schwankend vom Hafen geweht, Weiß rasteten Karawanen an Wüsten-Zisternen, Die Häupter gläubig nach Osten gedreht. Auf Ozeanen zogen die großen Fronten Der Schiffe, von fliegenden Fischen kühl überschwirrt, Und breiter Prärien glitzernde Horizonte Umkreisten Gespanne, für lange Fahrten geschirrt. Von Kameruns unergründlichen Wäldern umsungen, Vom mörderischen Brodem des Bodens umloht, Gehorchten zitternde Wilde, von Geißeln der Weißen umschwungen, Und schwarz von Kannibalen der glühenden Wälder umdroht!
JOHANNES MÜLLER tritt aus dem Bücherschranke herunter und spricht. Langsam erhob sich Ragusa von den Trümmern des großen Erdbebens: sechstausend Bürger waren in demselben verschüttet, die übrigen zerstreut worden. Der große Rat war versammelt, als der Stoß den Palast einstürzte, welches den ganzen Adel begrub. Marino Caboga, ein leidenschaftlicher Jüngling, der im Senat seinen Oheim umgebracht hatte, war im Gefängnis, als die Mauer von dem Erdstoße brach. Indessen von allen Seiten Flammen aufloderten und Räuber sich rotteten, ergriff hoher Sinn den Marino Caboga. Er rief die Reste der Bürger zur Rettung ihrer Vaterstadt zusammen, so stellte er Ragusa her. BÜSCHING bietet ihm die Hand und spricht weiter. Die Republik Ragusa begreift ein Stück von Dalmatien und liegt am Adriatischen Meere, ist aber klein. Die Einwohner sind slawonischen Ursprungs, reden aber fast insgesamt italienisch. Der türkische Kaiser ist ihr vornehmster Schutzherr. Die Hauptstadt Ragusa ist wohlgebaut, hat einen berühmten Hafen.
Endlich war die Nacht zu ihrem Recht gekommen ¿ es wurde still über Rom. Nie war eine Augustnacht duftiger, wärmer und süßer auf die sieben Hügel gesunken und auf das Gelände, das zwischen den sieben Hügeln sich breitet und zwischen Bergen und Meer ¿ nie hatte eine Augustnacht Schrecklicheres gesehen in diesem schrecklichen Rom. Wenn an dem Abend, der dieser Nacht vorherging, ein Wanderer sich der Stadt genähert hätte, von Norden kommend, auf der Flaminischen Straße, so würde er, nachdem er die Flaminische Brücke, den heutigen Ponte Molle, überschritten, jählings stehen geblieben sein, von einem Laute getroffen, der ihm das Blut gerinnen machte. Von drüben kam es her, rechts überm Tiberstrom, aus den Gärten des Nero, von der Stelle, wo heut die Peterskirche sich erhebt und das Gebäude des Vatikans. Rot war der Himmel dort von goldigroter Glut, die aus dem Dickicht der Gartengebüsche zum Himmel schwälte ¿ war etwa Feuersbrunst in Rom? Schon wieder?
Während der letzten Jahre meines Schulbesuchs wohnte ich in einem kleinen Bürgerhause der Stadt, worin aber von Vater, Mutter und vielen Geschwistern nur eine alternde unverheiratete Tochter zurückgeblieben war. Die Eltern und zwei Brüder waren gestorben, die Schwestern bis auf die jüngste, welche einen Arzt am selbigen Ort geheiratet hatte, ihren Männern in entfernte Gegenden gefolgt. So blieb denn Marthe allein in ihrem elterlichen Hause, worin sie sich durch das Vermieten des früheren Familienzimmers und mit Hülfe einer kleinen Rente spärlich durchs Leben brachte. Doch kümmerte es sie wenig, daß sie nur sonntags ihren Mittagstisch decken konnte; denn ihre Ansprüche an das äußere Leben waren fast keine; eine Folge der strengen und sparsamen Erziehung, welche der Vater sowohl aus Grundsatz als auch in Rücksicht seiner beschränkten bürgerlichen Verhältnisse allen seinen Kindern gege- ben hatte. Wenn aber Marthen in ihrer Jugend nur die gewöhnliche Schulbildung zuteil geworden war, so hatte das Nachdenken ihrer späteren einsamen Stunden, vereinigt mit einem behenden Verstande und dem sittlichen Ernst ihres Charakters, sie doch zu der Zeit, in welcher ich sie kennenlernte, auf eine für Frauen, namentlich des Bürgerstandes, ungewöhnlich hohe Bildungsstufe gehoben. Freilich sprach sie nicht immer grammatisch richtig, obgleich sie viel und mit Aufmerksamkeit las, am liebsten geschichtlichen oder poetischen Inhalts; aber sie wußte sich dafür meistens über das Gelesene ein richtiges Urteil zu bilden und, was so wenigen gelingt, selbständig das Gute vom Schlechten zu unterscheiden. Mörikes »Maler Nolten«, welcher damals erschien, machte großen Eindruck auf sie, so daß sie ihn immer wieder las; erst das Ganze, dann diese oder jene Partie, wie sie ihr eben zusagte. Die Gestalten des Dichters wurden für sie selbstbestimmende lebende Wesen, deren Handlungen nicht mehr an die Notwendigkeit des dichterischen Organismus gebunden waren; und sie konnte stundenlang darüber nachsinnen, auf welche Weise das hereinbrechende Verhängnis von so vielen geliebten Menschen dennoch hätte abgewandt werden können.
3/373/373/37Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn.Er hat sich gewiegt, Wo Weinen war, Und hat sich geschmiegt In zerrüttetes Haar.Er schüttelte nieder Akazienblüten Und kühlte die Glieder, Die atmend glühten.Lippen im Lachen Hat er berührt, Die weichen und wachen Fluren durchspürt.Er glitt durch die Flöte Als schluchzender Schrei, An dämmernder Röte Flog er vorbei.Er flog mit Schweigen Durch flüsternde Zimmer Und löschte im Neigen Der Ampel Schimmer.Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn.Durch die glatten Kahlen Alleen Treibt sein Wehn Blasse SchattenUnd den Duft, Den er gebracht, Von wo er gekommen Seit gestern nacht.
An einem Winterabende war es, als ich mich im Kreise einer befreundeten Familie befand. Der Abend war einer von jenen, an denen die Menschen sich aufgelegt fühlen, sich mit alten Geschichten zu unterhalten, und so kam es, daß meine Wirte aus dem Familienschranke ein Stück hervorholten, das auf sonderbare Weise in ihre Hände gelangt war und nun wie eine Art von Reliquie aufbewahrt wurde. Es war ein kleines silbernes Gefäß von altertümlicher, aber geschmackvoller Arbeit, am oberen Knopfe mit einem Ringe versehen, der darauf hindeutete, daß es vorzeiten an dem Gürtel oder Täschchen einer Frau getragen sein mochte, von außen mit altmodischen, in das Silber eingegrabenen Bildchen geschmückt, die dem Ganzen ein phantastisches Aussehen gaben, das noch vermehrt ward durch einzelne, unregelmäßig darüber hinlaufende Risse, die offenbar nicht von der Hand des Künstlers herrührten. Als ich am oberen Knopfe drehte, klappte das kleine Gefäß auf und ich sah, daß ich ein Büchschen vor mir hatte, wie man sie einst zur Aufbewahrung von Narden und duftigem Gewürzkraut verfertigte, ein sogenanntes Riechbüchschen. Vor einigen Jahren war dasselbe tief im Walde zwischen Wrietzen und Freienwalde, bedeckt von Moos und Steinen, aufgefunden worden, niemand wußte, wie und durch wen es dahingekommen war.
Die Lokomotive schrie heiser auf: der Semmering war erreicht. Eine Minute rasteten die schwarzen Wagen im silbrigen Licht der Höhe, warfen paar bunte Menschen aus, schluckten andere ein, Stimmen gingen geärgert hin und her, dann schrie vorne wieder die heisere Maschine und riß die schwarze Kette rasselnd in die Höhle des Tunnels hinab. Rein ausgespannt, mit klaren, vom nassen Wind reingefegten Hintergründen lag wieder die hingebreitete Landschaft.Einer der Angekommenen, jung, durch gute Kleidung und eine natürliche Elastizität des Schrittes sympathisch auffallend, nahm den andern rasch voraus einen Fiaker zum Hotel. Ohne Hast trappten die Pferde den ansteigenden Weg. Es lag Frühling in der Luft. Jene weißen, unruhigen Wolken flatterten am Himmel, die nur der Mai und der Juni hat, jene weißen, selbst noch jungen und flattrigen Gesellen, die spielend über die blaue Bahn rennen, um sich plötzlich hinter hohen Bergen zu verstecken, die sich umarmen und fliehen, sich bald wie Taschentücher zerknüllen, bald in Streifen zerfasern und schließlich im Schabernack den Bergen weiße Mützen aufsetzen. Unruhe war auch oben im Wind, der die mageren, noch vom Regen feuchten Bäume so unbändig schüttelte, daß sie leise in den Gelenken krachten und tausend Tropfen wie Funken von sich wegsprühten. Manchmal schien auch Duft von Schnee kühl aus den Bergen herüberzukommen, dann spürte man im Atem etwas, das süß und scharf war zugleich. Alles in Luft und Erde war Bewegung und gärende Ungeduld. Leise schnaubend liefen die Pferde den jetzt niedersteigenden Weg, die Schellen klirrten ihnen weit voraus.
Der alte Turm hinten an unsrer Stadtmauer beschäftigte meine Phantasie, soweit ich zurückdenken kann. Die Erklärung mag in der frühesten Erinnerung an ihn liegen, die schauerlich genug ist. Eine Feuersbrunst wütete im Städtlein und gefährdete auch unser Haus. Lange hatte ich, durch den roten Schein aufgeweckt, in meinem Bettchen geschrieen. Da kam mein Vater, wickelte mich in einen Teppich und trug mich zum Hause hinaus. Ich sah ihm über die Schulter in den Wellenschlag des Feuers hinein, das um den Turm brandete. Jetzt hüllten Rauch und Qualm ihn ein. Samt dem Städtlein war er vergraben in greifbare Nacht, die aus dem verwundeten Schoße des düster glühenden Himmels herabgestürzt schien. Jetzt mußte sich mitten in der verdeckten Feuerstätte eine Windsbraut gebildet haben. Jach wurde der Qualm durch einen weißgelben Blitz zerrissen; man sah in die Hölle hinein. Oben über die Glut hin wirbelten Rauchballen, Flammenzungen, brennende Kugeln; die aufsteigenden Feuersäulen wurden vom Sturme niedergedrückt, und hoch und grell stand er da, der alte Turm, in der flammenklaren Luft zwischen Glut und Glut.
Die Heilkunst und Diätetik, wenn die Aerzte aufrichtig seyn wollen, haben ihre besten Entdekungen und heilsamsten Vorschriften vor Kranken- und Sterbe-Betten gesammelt. Leichenöfnungen, Hospitäler und Narrenhäußer haben das helleste Licht in der Phisiologie angezündet. Die Seelenlehre, die Moral, die gesezgebende Gewalt sollten billig diesem Beispiel folgen, und ähnlicherweise aus Gefängnissen, Gerichtshöfen und Kriminalakten ¿ den Sektionsberichten des Lasters ¿ sich Belehrungen holen. In der ganzen Geschichte des Menschen ist kein Kapitel unterrichtender für Herz und Geist, als die Annalen seiner Verirrungen. Bei jedem großen Verbrechen war eine verhältnißmäßig große Kraft in Bewegung. [21] Wenn sich das geheime Spiel der Begehrungskraft bei dem matteren Licht gewöhnlicher Affekte versteckt, so wird es im Zustand gewaltsamer Leidenschaft desto hervorspringender, koloßalischer, lauter; der feinere Menschenforscher, welcher weiß, wie viel man auf die Mechanik der menschlichen Freiheit eigentlich rechnen darf, und wie weit es erlaubt ist, analogisch zu schließen, wird manche Erfahrung aus diesem Gebiete in seine Seelenlehre herübertragen, und für das sittliche Leben verarbeiten.
Die Sonne sank blutrot in die See. Die Schlacht war geschlagen am einsamen Fjord Allzuviele Speere hatten die Landwüster geschwungen, die, aus den Drachenschiffen gesprungen, Mord, Brand und Raub in die Gehöfte getragen von Halgaland. Auf schaumbedecktem Roß hatte ein Bote um Hilfe gerufen bei König Sigwin Weißbart. Der hatte gerade auf seinem Hochsitz in der Halle zu Halga-Björg das Horn erhoben zum Nachttrunk; er setzte es nieder, bevor er's zum Munde geführt. »Zu Roß!« sprach er. »Königshilfe eilt.« Und mit den wenigen Helmen, die er um sich hatte in der Halle, war er den Wikingern entgegengeritten, seine Bauern zu schützen. Nun lag er speerwund auf zerspelltem Schild; der weiße Sand der Düne ward rot von des alten Mannes Blut. Tot neben ihm lagen fast all' seine Gefolgen: in die Ferne, landeinwärts, ¿ gen Mittag ¿ tobte der Lärm der verfolgenden Sieger hinter den Schlachtflüchtigen her.
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