Gør som tusindvis af andre bogelskere
Tilmeld dig nyhedsbrevet og få gode tilbud og inspiration til din næste læsning.
Ved tilmelding accepterer du vores persondatapolitik.Du kan altid afmelde dig igen.
»Wem gehört der prächtige Palast dort unten?« fragte Prinz Romano, auf dem schlanken Engländer nach seinen Begleitern zurückgewandt, indem sie soeben auf einer Höhe aus dem Walde hervorkamen und auf einmal eine weite, reiche Tiefe vor sich erblickten. »Dem Herrn Publikum!« erwiderte ein schöner Jüngling aus dem Gefolge. »Wie! Also hier wohnt der wunderliche Kauz? kennst du ihn denn?« rief der Prinz verwundert aus. »Nur dem Rufe nach«, entgegnete der Jüngling, sichtbar verwirrt und mit flüchtigem Erröten.Die untergehende Sonne beglänzte unterdes scharf die schönsten Umrisse des Palastes; heiter und wohnlich erhob er sich über die weiten, fruchtbaren Ebenen, mit den Spiegelfenstern noch hell herüberleuchtend, während die Felder ringsum schon zu verdunkeln anfingen. Ein schöner Garten umgab das Schloß und schien im Abendduft mit der Landschaft und dem schimmernden Strome bis weit an die fernen blauen Berge hin zusammenzufließen.»Göttliche Ironie des Reiselebens!« sagte der Prinz zu seinen Begleitern. »Wer von euch hätte nicht schon sattsam von diesem Publikum gehört, über ihn gelacht und sich geärgert? Es juckt mich lange in allen Talenten, ihm einmal ein Schnippchen zu schlagen, und wenn es euch recht ist, so sprechen wir heute über Nacht bei ihm ein. Laßt mich nur machen, es gibt die köstlichste Novelle!« Der Einfall wurde von der ganzen Gesellschaft mit lautem Beifall aufgenommen, und alle lenkten sogleich der breiten, glänzenden Kunststraße zu, die nach dem Palast zu führen schien.
Wir haben unsern Lesern immer gern die Tageszeit geboten, aber so schwer wie diesmal ist uns das noch nie gemacht worden. In der Stadt Höxter waren die Turmuhren sämtlicher Kirchen in Unordnung. St. Peter und St. Kilian zeigten falsch, St. Nikolaus schlug falsch und bei den Brüdern stand das Werk ganz still; nur auf Stift Corvey, eine Viertelstunde abwärts am Fluß, befand es sich noch in geziemlicher Ordnung und hatte sich auch eine Hand gefunden, die es darin erhielt und es zur rechten Zeit aufzog. Es schlug vier Uhr am Nachmittage auf dem Turme der Abtei. So viel für die Tageszeit. Was die Zeit sonst anbetraf, so schrieb man den 1. Dezember im Jahre 1673: am 23. November 1873 beginnen wir unsere Erzählung; es sind also gerade ungefähr zweihundert Jahre seit jenem Wintertage vergangen. Maurer, Zimmerleute, Tischler, Schlosser, Glaser und, vor allen Dingen, Uhrmacher sind am Werke gewesen, haben die Mauern wieder aufgebaut, die Pfosten zurecht gerückt, die Türen eingehängt, neue Fenster vorgeschoben und dafür gesorgt, daß auch die Turmuhren wieder die richtige Zeit anzeigen. Es hatte viele Arbeit und große Geduld gekostet; ¿ wehe dem, welcher von neuem frevelhaft die Hand bietet, die Wände abermals einzustoßen, die Dächer abermals abzudecken und die Türen und Fensterscheiben von neuem zu zertrümmern. Der Gegenwart sei bemerkt, daß das Wiederaufbauen, das Auf- und Einrichten zu allem übrigen stets auch viel Geld kostet.
Du närrisches weißes Buch, ich dachte nicht, dich je wieder zu sehen. Da bin ich, und jetzt plaudere ich wieder mit dir von alten und von neuen Sachen, und du hörst mich geduldig an und gibst mir recht wie immer.Krank sein, gefangen und gefesselt schmachten und alles geduldig ertragen, bis der Tyrann müde geworden! Nein. Ein Mann von Ehre sollte sich schämen, krank zu sein länger als vier Wochen. Ich war es länger als ein Jahr. Wie lieben wir das Leben, das uns doch so wenig liebt und das wie ein gezähmtes wildes Tier seinen Herrn vergißt und hinausspringt ins Freie, sobald es den Käfig offen findet.Und was gewinnt man dabei? Späte Leiden erfrischen die Seele nicht mehr. Es ist kein Gewitter, das den Durst der jugendglühenden Natur löscht es ist der Herbstwind, der herabjagt, was noch grün an den Bäumen war; alles raschelt und ächzt wie die Brust eines Sterbenden, und die welke Erinnerung wird im Sturme zerstreut.Einst in schönern Jahren ... ich hatte mich einer Rose genaht und mich tief verwundet an ihren Dornen da rettete eine Krankheit meine Seele. Und als ich aufstand, war auch die Natur genesen. Weggeschmolzen war der Schnee, mein Schmerz und der Zorn. Ich hatte alles vergeben, alles vergessen. Meine Brust war offen, wie die Säulenhalle eines Tempels, und der Frühling lustwandelte in mir, wie ich in ihm. Und jetzt! die Genesung und der Frühling haben sich wieder begegnet; aber es ist ganz anders. Ich bin nur etwas munterer geworden, weil ich ein verdrüßliches Geschäft beendigt.Sind das grüne Bäume? Ist das Himmelsblau? Ist das Abendrot? Ach ja, es ist ganz artig gemalt und auch sehr ähnlich; ich habe das Original gekannt.
MICHEL STICH. Wie hätten wir es aber klüger können anfangen? Waren wir nicht gut vermummt? war nicht der Kutscher auf unsrer Seite? konnten wir was dafür, daß uns das Glück so einen Querstrich machte? Habe ich doch viel hundertmal gesagt: das verdammte Glücke! ohne das kann man nicht einmal ein guter Spitzbube sein.MARTIN KRUMM. Je nu, wenn ichs beim Lichte besehe, so sind wir kaum dadurch auf ein Paar Tage länger dem Stricke entgangen.MICHEL STICH. Ah, es hat sich was mit dem Stricke! Wenn alle Diebe gehangen würden, die Galgen müßten dichter stehn. Man sieht ja kaum aller zwei Meilen einen; und wo auch einer steht, steht er meist leer. Ich glaube, die Herren Richter werden, aus Höflichkeit, die Dinger gar eingehen lassen. Zu was sind sie auch nütze? Zu nichts, als aufs höchste, daß unser einer, wenn er vorbei geht, die Augen zublinzt.MARTIN KRUMM. O! das tu ich nicht einmal. Mein Vater und mein Großvater sind daran gestorben, was will ichs besser verlangen? Ich schäme mich meiner Eltern nicht.MICHEL STICH. Aber die ehrlichen Leute werden sich deiner schämen. Du hast noch lange nicht so viel getan, daß man dich für ihren rechten und echten Sohn halten kann.
d. 20.12.1904. Und nun will ich auch ein Tagebuch anfangen. Wozu? Vielleicht um idealer Zuschauer meines Selbst zu sein, wie ich irgendwo gelesen habe, oder auch sonst aus andern Gründen. Es soll den Stempel der Wahrheit tragen. Ich will nichts beschönigen. Es soll mein Spiegel sein. (...)d 27. 12.04. Manchmal kommt über mich so eine Ahnung des Niegelingens »Es schwinden, es fallen die leidenden Menschen wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen blindlings von einer Stunde zur andern, jahrlang in's Ungewisse hinab.« Und trotzdem kämpfe ich immer noch weiter. Am ersten Feiertag saß ich neben ihr in der Kirche, eine richtige Feierstunde. Natürlich mußte ich, um mich interessant zu machen, das Heilige verspotten. Ich kann das eben nicht lassen. (...)8.2.05. Ach, was das für eine Qual ist. Ich habe heute einen Aufsatz zurückbekommen: Frieden und Streit in Göthes Herrmann und Dorothea. Note: »mangelhaft. Phrasen können die Gedanken nicht ersetzen.« Was das für eine Qual ist unter einem solchen hölzernen Kerl von Pauker zu arbeiten. Steif wie ein Ladestock. Bei Besprechung der Friedensszene im Hause des Wirtes eingangs des Gedichtes schreibe ich: Diese ganze Friedensszene nimmt sich aus wie ein Bildchen auf den verstaubten Porzellantäßchen der Großmutter. Urteil: »Werden sie nicht abgewischt?«.
EPICURIA das weib, kompt und spricht. Mein mann, warumb ruffstu mir itz Rauß an lufft und der sonnen hitz? Kanstu mirs in dem hauß nit sagen?DER REICH MANN spricht. Du schöne ros, was thustu klagen? Deck dein haupt mit eim schleyer zu!EPICURIA das weib, spricht. Laß ab dein spott! sag! was wiltu, Das du mich rauß beruffen hast?HECASTUS der reich mann, spricht. Da wil ich ietzund gehn zu gast Zu Demonem, meim guten freundt. Du aber richt uns zu auff heint Ein köstlich mal auffs aller-best (Wann ich wirdt haben ehrlich gest), Auff das wir ins erbieten wol!DAS WEIB spricht. Mein lieber haußwirt, sag! und sol Ich ein news wider kochen heint, Weil nechten uberblieben seint Speiß gnugsam heint noch auf zwen tisch?HECASTUS der reich mann, spricht. Hörst nit? gehe hin, koch lauter frisch! Wer wil dein uberbleibling essen? Wie ist dein kargheit so vermessen? Und das dich auch der ritt muß schütten!DAS WEIB spricht. Ey vor dem wöll uns Gott behüten! Zürn nicht, mein mann! bedenck dich baß, Was der prediger sagen was, Am jüngsten tag rechnung zu geben, Was wir allhie in diesem leben Etwan so unnützlich verzern!
WUMSHÄTER. Wo finde ich nun den Schurken? Johann! Johann! Die verdammten Weiber! Die Weiber haben mich zum Prozeß gebracht, und der wird mich noch vor der Zeit ins Grab bringen. Wer weiß, weswegen Herr Solbist zu mir kommen will! Ich kann es kaum erwarten. Wo wir nur nicht wieder eine schlechte Sentenz bekommen haben! Johann! Hätte ich mich doch lieber dreimal gehangen, als dreimal verheiratet! Johann! hörst du nicht? LISETTE kommend. Was befehlen Sie? WUMSHÄTER. Was willst du? ruft ich dich? LISETTE. Johann ist ausgegangen; was soll er? kann ich es nicht verrichten? WUMSHÄTER. Ich mag von dir nicht bedient sein. Wie vielmal habe ich dir es nicht schon gesagt, daß du mir den Verdruß, dich zu sehen, ersparen sollst? Bleib, wohin du gehörst; in der Küche, und bei der Tochter Johann! LISETTE. Sie hören es ja; er ist nicht da. WUMSHÄTER. Wer heißt ihn denn ausgehen, gleich da ich ihn brauche? ¿Johann! LISETTE. Johann! Johann! Johann! WUMSHÄTER. Nun? was schreist du? LISETTE. Ihr Rufen allein, wird er nicht drei Gassen weit hören. WUMSHÄTER. Pfui, über das Weibsstück!
Ein Prätendent aus dem 16. Jahrhundert.Eine im Jahre 1572 erloschene Linie desselben Hauses, dessen jüngere Linie den Namen Reuß führt, hatte, außer beträchtlichen Besitzungen im Voigt- und Pleißnerlande, welche letztere zum Teil an die Schönburge übergegangen sind, auch das Burggrafentum Meißen längere Zeit innegehabt, war aber desselben und ihrer wichtigsten Lehen unter den Händeln der Größern, der sächsischen Fürsten namentlich und der böhmischen Könige, schon vor ihrem Erlöschen verlustig gegangen. [Fußnote] Einer der letzten dieses Stammes war Heinrich IV., welcher 1520 gestorben ist. Derselbe war angeblich seit 1506 in zweiter Ehe mit einer Tochter des Fürsten Waldemar zu Anhalt, Barbara, vermählt. Der Name der ersten Gemahlin ist unbekannt; ihre Existenz soll aber aus einigen Urkunden erhellen. Zwischen der ersten und zweiten Ehe hatte er, wie er später erklärte, mit einer gewissen Margareta Pigkler einen Sohn erzeugt, den er gleichfalls Heinrich nannte, welchen Namen bekanntlich alle Söhne des Hauses Reuß führen, und derselbe mag etwa um das Jahr 1500 geboren worden sein. Er war bei seinem Vater aufgewachsen und längere Zeit dessen einziges Kind, ward wie ein ehelicher Sohn gehalten, und wußte nicht anders, als daß er das wirklich sei. Ja, da die Ehe mit der Barbara von Anhalt anfangs unfruchtbar war, so hatte sie, wie es später hieß, durch ihren Gemahl dazu vermocht, jenen Heinrich in Briefen an ihre Verwandten und sonst für ihren eigenen leiblichen Sohn ausgegeben. Das wäre denn die große Lüge [Fußnote] gewesen, welche ihr und ihrer ganzen Familie, ganz besonders aber dem unglücklichen Opfer dieser Täuschung, später so viele Not bereitet hat. In Verfolg derselben und auf ihren Anlaß hatte Barbaras Bruder, Fürst Wolfgang zu Anhalt, den jungen Heinrich einige Zeit bei sich, worauf er dem Grafen Wilhelm zu Henneberg zu weiterer Erziehung übergeben ward. Auch scheint ihm die Herrschaft Spremberg zugeteilt worden zu sein.
Katharina H. war eine achtzehn- bis neunzehnjährige, von Gestalt nicht uneben, von Denkungsart ziemlich wollüstige, böhmische Landdirne. Da sie das einzige Kind ihrer Eltern und zukünftige Erbin eines recht artigen Bauerngutes war, so bewarben sich viele junge Burschen um ihre Gunst. Sie gab dem Sohne ihres Nachbarn, Anton S., sichtlich den Vorzug vor allen andern. Er machte immer ihren Tänzer in der Schenke, ihren Begleiter auf Kirch- und Spazierwegen; auch ihr Kammerfenster fand er des nachts offen. Doch ihre Eltern stimmten nicht zu dieser Wahl. Sie untersagten ihr streng und plötzlich allen Umgang mit ihm und zwangen sie endlich, einen Schmied aus der nahe gelegenen Stadt C. zu heiraten. Diese Heirat schlug aus, wie gezwungene Ehen gewöhnlich ausschlagen. Der vor der Hochzeit schon verhaßte Gatte ward ihr nach derselben noch verhaßter. Alltäglich zankte sie sich mit ihm; was sie wußte und konnte, tat sie ihm zum Possen; auch mit ihrem vorigen Liebhaber setzte sie unter der Hand den vertrautesten, jetzt zweifach unerlaubten Umgang fort. Ziemlich lange hielt die Geduld des beleidigten Ehemannes aus; doch unermüdlich war sie keineswegs. Da er anfangs das Nachgeben und dann die ernstliche Vermahnung fruchtlos versucht hatte, so schritt er endlich zur Schmiede-Rhetorik und ließ sie seine schwere Hand tüchtig fühlen. Sie lief wehklagend zu ihren Eltern, doch diese versicherten, es sei ihr recht geschehen. Auch hier ohne Unterstützung, kroch sie zwar daheim dem Scheine nach zum Kreuze; doch im Herzen hegte sie Gift und Galle. Zu allem, selbst zu den schändlichsten Gegenmaßregeln hielt sie sich nunmehr für berechtigt.
Es war ein niedriges, mäßig großes Zimmer, durch viele Blattpflanzen verdüstert, beschränkt durch mancherlei altes, aber sorgsam erhaltenes Möbelwerk, dem man es ansah, daß es einst für höhere Gemächer angefertigt worden, als sie die Mietwohnung hier im dritten Stock zu bieten hatte. Auch die schon ältere Dame, welche, die Hand eines vor ihr stehenden jungen Mannes haltend, einem gleichfalls alten Herrn gegenübersaß, erschien fast zu stattlich für diese Räume. Das zwischen den drei Personen herrschende Schweigen war einer längeren Beratung gefolgt, welche Mutter und Sohn soeben mit ihrem langjährigen Arzte gehalten hatten. Veranlassung zu dieser mochte der Sohn gewesen sein: denn obwohl von hohem, kräftigem Wuchse gleich der Mutter, zeigten die Linien des blassen Antlitzes eine der Jugend sonst nicht eigene Schärfe, und in den Augen war etwas von jenem verklärten Glanze, wie bei denen, welche körperlich und geistig zugleich gelitten haben. »Du gehst, Rudolf?« sagte die Mutter, während der Zug eines rücksichtslosen Willens, der sonst ihren noch immer schönen Mund beherrschte, einer weichen Zärtlichkeit gewichen war. Der Sohn neigte sich auf ihre Hand und küßte sie ehrerbietig. »Nur meine noch immer vorgeschriebene Stunde, Mutter.« Dann grüßte er freundlich nach dem alten Herrn hinüber und verließ das Zimmer.
Schöne Herren, schaut und wählet, Hier ist, was ihr nur befehlet; Kauft doch was, ihr schönen Herrn! Ich verkaufe gar zu gern. Seidne Strümpfe, seidne Tücher, Souvenirs und Taschenbücher, Und von Silber, Gold und Stahl Kleinigkeiten ohne Zahl; Kauft doch was, ihr schönen Herrn! Ich verkaufe gar zu gern. Alle Sorten, alle Namen Von Geschenken für die Damen; Kauft doch was, ihr schönen Herrn! Ich verkaufe gar zu gern. Bluhmen, Bänder, Flohr und Spitzen, Mäntel, Schürzen, Kappen, Mützen, Alles in Paris erdacht, Und in Leipzig nachgemacht. Kauft doch was, ihr schönen Herrn! Ich verkaufe gar zu gern.
Wenn das so fortging! Was für ein Leben! Warum hatte er sie denn nicht lieber bei den Verwandten gelassen auf dem Gut? Hätte er sie halt nicht geheiratet, sie hatte ihm doch gesagt, daß sie nichts von der Stadt wisse und nichts von seinen gelehrten Sachen.»Du kleine, dumme Maus, was brauchst du denn das zu wissen? Du sollst mir doch nicht denken helfen! Lieb sollst Du mich haben, recht, recht lieb, o es wird so schön werden!«Genau das hatte er zu ihr gesagt, und jetzt war sie ihm doch nicht recht so, wie sie war.Alles wollte sie ja für ihn thun, wenn er sie nur lieb hatte. Nur ein wenig, nicht so arg wie sie ihn, das konnte er nicht, das war gar nicht möglich.Die Dunkelheit kam schnell an diesem stürmischen Märzabend, kaum unterschied man noch die Gegenstände im Zimmer in ihren verschwommenen Umrissen. Breit, wie schläfrige Ungetüme hockten die Kommode in der Ecke und der Schreibtisch am Fenster. Nur die Dielen schimmerten hell und der weiße Maueranstrich. Durch die Scheiben sah man die Bäume vor dem Hause wie im Zorn in der Luft herumfuchteln, und es platschte und platschte immer zu. Kühl wurde es auch, Elisabeth fröstelte in ihrer Ecke; wenn der Wind an den Fenstern riß und am Scheunenthor knarrte, jagte es ihr eiskalte Schauder über den Rücken. Die Bäuerin, das Nannei, hätte wohl nachschauen können, ob sie kein Feuer brauche, selbst wollte sie keins machen, es war doch alles gleich, denn ganz gewiß er liebte sie nimmer. Ganz gewiß.Warum hatte er sie denn überhaupt geheiratet? Sie setzte sich aufrecht, halb knieend starrte sie mit aufgerissenen Augen in das Dunkel.
An einem schönen warmen Herbstmorgen kam ich auf der Eisenbahn vom andern Ende Deutschlands mit einer Vehemenz dahergefahren, als käme es bei Lebensstrafe darauf an, dem Reisen, das doch mein alleiniger Zweck war, auf das allerschleunigste ein Ende zu machen. Diese Dampffahrten rütteln die Welt, die eigentlich nur noch aus Bahnhöfen besteht, unermüdlich durcheinander wie ein Kaleidoskop, wo die vorüberjagenden Landschaften, ehe man noch irgendeine Physiognomie gefaßt, immer neue Gesichter schneiden, der fliegende Salon immer andere Sozietäten bildet, bevor man noch die alten recht überwunden. Diesmal blieb indessen eine Ruine rechts überm Walde ganz ungewöhnlich lange in Sicht. Europamüde vor Langerweile fragte ich, ohne daß es mir grade um eine Antwort sonderlich zu tun gewesen wäre, nach Namen, Herkunft und Bedeutung des alten Baues; erfuhr aber zu meiner größten Verwunderung weiter nichts als gerade das Unerwartetste, daß nämlich dort oben ein Einsiedler hause.
ORBIL. Nun das finde ich trostreich, wenn man so gar auf seine leibliche Tochter warten muß Es hat 11 geschlagen, und sie ist nicht da Wilhelmina! Er sieht nach der Uhr. Schon eine Minute drüber ¿Wilhelmina! gleich wieder eine Secunde Wilhelmina! Ich möchte rasend werden Keinen Zug von ihrer seligen Mutter die gute Frau! Wie sehr gieng sie mir zur Hand, wie ordentlich war sie! Eine Stubenuhr wenigstens konte man vollkommen bei ihr entbehren Je nun! kommt Zeit, kommt Rath! Wenn ich erst Wilhelminen los bin, wer weiß, wozu ich mich entschließe. Ich bin den 24. December anni currentis Abends 3 Viertel auf Uhr nicht älter, als 50 Jahr, und mein zeithero schlecht und recht geführter Lebenswandel hat mich so munter erhalten, daß ich wohl auf Leibeserben Er sieht nach der Uhr. Es ist ein Viertel! Wilhelmina!
Der Verleger Kaspar Braun, der Wilhelm Busch mit den ersten Illustrationen beauftragte, hatte in jungen Jahren in Deutschland die erste Werkstatt gegründet, die mit Holzstich arbeitete. Diese Methode des Hochdruckverfahrens war gegen Ende des 18. Jahrhunderts von dem englischen Grafiker Thomas Bewick entwickelt worden und wurde im Verlauf des 19. Jahrhunderts zur meistverwendeten Reproduktionstechnik für Illustrationen. Wilhelm Busch hat stets betont, dass er zuerst die Zeichnungen anfertigte und dann die Verse dazu. Erhalten gebliebene Vorzeichnungen zeigen dicht nebeneinander Zeilennotizen, Bildideen, Bewegungs- und Physiognomiestudien. Die Vorzeichnung wurde dann von Busch mit Hilfe eines Bleistifts auf grundierte Platten von Hirn- oder Kernholz aus Harthölzern übertragen. Die Arbeit war schwierig, weil nicht nur die Güte der eigenen Übertragungsleistung das Ergebnis beeinflusste, sondern auch die Güte des hölzernen Druckstocks. Jeder Szene der Bildergeschichte entsprach ein bezeichneter Buchsbaumstock. Alles, was auf dem späteren Druck weiß bleiben sollte, wurde von Facharbeitern mit Sticheln aus der Platte gestochen. Der Holzstich erlaubt eine feinere Differenzierung als der Holzschnitt, und die möglichen Tonwerte reichen fast an Tiefdruckverfahren wie Kupferstich heran. Nicht immer war die Umsetzung durch den Holzstecher jedoch adäquat zur Vorzeichnung, und Wilhelm Busch ließ einzelne Platten nacharbeiten oder gar neu anfertigen. Die grafische Technik des Holzstichs ließ bei all ihren Möglichkeiten keine feine Linienführung zu. Dies ist der Grund, warum vor allem in den Bildergeschichten bis Mitte der 1870er Jahre bei Buschs Zeichnungen die Konturen so stark in den Vordergrund treten, was den Buschschen Figuren ein spezifisches Charakteristikum verleiht
Am 5. Oktober sollten die Brotkarren aus der Provence nach Paris kommen. Der Stadtrat hatte es an allen Straßenecken in seinen großen roten Lettern anschlagen lassen. Und das Volk trieb sich den ganzen Tag vor ihnen herum wie vor den Toren einer neuen und ungeheuren Offenbarung. Ausgehungert bis in die Knochen träumte es da von Paradiesen der Sättigung, ungeheuren Weizenfladen, weißen Mehlpasteten, die in allen Garküchen prasseln würden.Alle Schlote sollen rauchen. Man wird die Bäcker an die Laternen hängen, man wird selber braten, man wird seinen Arm bis über die Ellenbogen in Mehl tauchen. Das weiße Zeug wird die Straßen wie ein fruchtbarer Schnee überziehen, der Wind wird es vor der Sonne hintreiben wie eine dicke Wolke.Auf allen Straßen werden große Tische aufgestellt werden, Paris wird ein großes, gemeinsames Mahl abhalten, einen gewaltigen Sabbath.Die Menschen drängten sich vor den verschlossenen Kellern der Bäckereien und schielten herab auf die leeren Backtröge, die hinter den Gitterfenstern standen, sie sahen vergnügt auf die schwarzen Mäuler der riesigen Backöfen, die ohne Feuer standen, und wie sie, nach Brot hungerten.An einer Straße eines Viertels am Mont Parnasse wurde eine Bäckerei erbrochen, mehr aus Langerweile, um sich die Zeit zu vertreiben, als aus der Hoffnung, in den Kästen noch Brot zu finden.
Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen. »Was ist mit mir geschehen?«, dachte er. Es war kein Traum. Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines Menschenzimmer, lag ruhig zwischen den vier wohlbekannten Wänden. Über dem Tisch, auf dem eine auseinandergepackte Musterkollektion von Tuchwaren ausgebreitet war ¿ Samsa war Reisender ¿ hing das Bild, das er vor kurzem aus einer illustrierten Zeitschrift ausgeschnitten und in einem hübschen, vergoldeten Rahmen untergebracht hatte. Es stellte eine Dame dar, die mit einem Pelzhut und einer Pelzboa versehen, aufrecht dasaß und einen schweren Pelzmuff, in dem ihr ganzer Unterarm verschwunden war, dem Beschauer entgegenhob.
Am 18. October 1825 gingen die »Asia«, ein großes spanisches Kriegsschiff, und die »Constanzia«, eine Brigg von acht Kanonen, bei der Insel Guajan, einer der Mariannen, vor Anker. Vor sechs Monaten schon hatten diese Fahrzeuge Spanien verlassen und unter den dürftig ernährten, lässig bezahlten und durch Strapazen ermatteten Mannschaften derselben gährten im Verborgenen rebellische Projecte. Verstöße gegen die Disciplin kamen vorzüglich auf der Constanzia vor, deren Commandant, Kapitän Don Orteva, ein Mann von eiserner Energie und unbeugsamem Willen war. Einige schwere und so unerwartete Havarien, daß man sie nur dem Mangel an Achtsamkeit zuschreiben konnte, hatten die Brigg in ihrer Fahrt wiederholt aufgehalten. Jetzt war auch die von Don Roque de Guzuarte befehligte Asia gezwungen, mit vor Anker zu gehen. Eines Nachts zerbrach nämlich der Compaß der Constanzia auf völlig unerklärliche Weise. Ein anderes Mal erwiesen sich die Bardunen und Wanten des Fockmastes so schadhaft, als wären sie mit einem Messer durchschnitten gewesen, so daß der ganze Mast mit seiner Takelage umstürzte. Endlich rissen auch zwei Mal die Taue des Steuerruders gerade inmitten eines wichtigen Manoeuvres.Die Insel Guajan gehört, wie alle Mariannen, zu der General-Kapitänschaft der Philippinen. Hier waren die Spanier also zu Hause und konnten ihre Havarien in jedem Umfange ausbessern.
Leise und unauffällig erscheint Er unter den Menschen, und siehe, es erkennen Ihn alle. Das Volk drängt sich an Ihn heran mit unbezwinglicher Gewalt. Es umgibt Ihn, wächst um Ihn und folgt Ihm. Schweigend schreitet Er unter ihnen, mit dem stillen Lächeln unendlichen Mitleids auf den Lippen. Die Sonne der Liebe brennt in seinem Herzen, Strahlen des Lichtes, der Erleuchtung und Kraft strömen aus seinen Augen und gießen sich über die Menge und wecken die Herzen der Menschen. Er streckt ihnen seine Hand entgegen und segnet sie, und aus der Berührung mit seinem Körper, ja schon aus seinem Gewande fließt heilende Kraft. Ein Greis, der seit der Kindheit blind war, ruft aus der Schar: ¿Herr, heile mich, damit ich Dich erkenne!¿ Und siehe, von seinen Augen fällt es wie Schuppen, und der Blinde sieht. In den Augen der Menschen sind Tränen, das Volk küßt die Erde, über die Er hinwandelt, die Kinder werfen Blumen vor seine Schritte, singen Lieder und rufen Hosianna. ¿Er ist es, Er,¿ wiederholen alle, ¿Er muß es sein und kein anderer.¿ So kommt Er vor das Tor der Kathedrale, wo Menschen unter Heulen und Wehklagen einen weißen offenen Kindersarg tragen, darin ein siebenjähriges Mädchen liegt, die einzige Tochter eines angesehenen Bürgers der Stadt. Das tote Kind liegt da, ganz in Blumen gebettet. ¿Er wird dein Kind auferwecken vom Tode¿, rufen Stimmen der weinenden Mutter zu. Aus der Kathedrale tritt dem Sarge ein Priester entgegen, er vermag nicht gleich zu fassen, was hier geschieht, und runzelt die Stirne. Da hört er ein Aufschluchzen: es ist die Mutter des toten Mädchens, sie wirft sich zu seinen Füßen nieder und hebt ihre Hand zu Ihm auf und ruft aus: ¿Wenn Du es bist, dann wecke mein Kind vom Tode auf!¿ Die Prozession bleibt stehen, der Sarg wird vor Ihm auf den Boden gelassen. Er sieht auf ihn hernieder voll Rührung, und sein Mund spricht noch einmal: ¿Talifa kumi.¿ Und das Mädchen erhebt sich im Sarge, setzt sich auf und blickt im Kreise um sich mit erstaunten offenen Augen. In den Händen hält es das Sträußlein weißer Rosen, mit dem es im Sarge gelegen hat. Das Volk ist bewegt, Stimmen, Schreie, Schluchzen. In diesem Augenblicke geht an der Kathedrale über den Platz der Kardinal vorbei, der Großinquisitor, ein Greis von bald neunzig Jahren, hoch und aufrecht, mit vertrocknetem Gesicht und tiefliegenden Augen, in welchen noch verborgen das Feuer glüht. Heute ist er nicht in den Prunkgewändern, in denen er sich gestern dem Volke gezeigt hatte, da er die Feinde des römischen Glaubens verbrannte nein, heute trägt er die alte grobe Mönchskutte.
In dem Schreibgemach des bischöflichen Palastes zu Sevilla trat in einer Frühlingsnacht des Jahres 579 nach Christus eine Anzahl von hohen Geistlichen des Westgotenreiches zu geheimer Beratung zusammen. Es lag in dem Erdgeschoß des wuchtigen, düsteren Baues streng byzantinischen Stils: dumpf lastete das niedrige Gewölbe des schmalen Raumes, den ein paar geweihte rote Wachskerzen, auf hohen Silberleuchtern aufgesteckt, ¿ sie verbreiteten im Brennen süßlichen weihrauchähnlichen Geruch ¿ nur schwach erhellten. Das einzige Rundbogenfenster blickte nicht auf die Straße, sondern in den kreisrunden hoch ummauerten Hof des weitläufigen Gebäudes.
Wie dieser Gedanke, oder dieses P r o f i l v o n e i n e m G e d a n k e n 3 in mir entstand, davon will ich kürzlich Rechenschaft geben. Ich habe einen Freund, mit dem ich in einer p a r z i a l e n E h e 4 lebe, den ich aber bald werde p o r t r a i t i r e n l a s s e n , w e i l i c h m i c h s c h o n e i n w e n i g m ü d e a n i h m g e s e h e n h a b e . Die Hauptursache dieser Müdigkeit liegt wohl darin, daß i c h Sie beide, meine günstigen Herren, als die größten Genies betrachte, die auf dem Erdboden leben, Er hingegen mit seinem beschränkten Sinn die hohe Verwirrung Ihrer hohen Geister nicht zu fassen vermag. Neulich war er gar so verwegen, mir eine Stelle aus Duclos moeurs de ce siècle vorzulesen, und sie recht unverschämt auf Sie zu appliciren. Sie lautet nämlich folgendergestalt:Qui sont ceux qui jouissent du droit de pononcer? degens, qui, à force de braver le mèpris, viennent à bout de se faire respecter et de donner le ton; qui n'ont que des opinions et jamais des sentiments; qui en changent, les quittent et les reprennent, sans le savoir ni s'en douter; ou qui sont opiniâtres sans être constans. Voilà cependant les juges des reputations; voilà ceux dont on mépise les sentimens et dont on recherche le suffrage; ceux qui procurent la Consideration, sans en avoir eux mêmes aucune. Vous voyez des hommes dont on vante le mérite; si l'on veut examiner en quoi il consiste, on est étonné du vide; on trouve que tout se borne à un air, un d'importance et de suffsance; un peu d'impertinence n'y nuit pas; et quelques fois le maintien suffit.In deutsch: »Wer sind denn die Herren, die das Recht zu entscheiden ausüben? Leute, die der Verachtung so lange trotzen, bis sie es endlich dahin bringen, sich geltend zu machen, und den Ton anzugeben; die nie G r u n d s ä t z e , sondern nur M e i n u n g e n haben, die sie wechseln, wegwerfen, wieder aufnehmen, ohne es selbst zu wissen, oder zu ahnen; die sich b e s t ä n d i g glauben, weil h a l s s t a r r i g sind. Sehet da die Richter über Reputation; Menschen, deren Gesinnungen man verachtet, und dennoch ihren Beifall sucht; Menschen, die Andern Ansehn verschaffen, ohne selbst welches zu besitzen. Man rühmt ihre Verdienste, aber bei näherer Untersuchung erstaunt man über ihre Leerheit und wird bald gewahr, daß sich Alles nur auf ein gewisses Air einschränkt, einen Ton der Wichtigkeit und Selbstgenügsamkeit mit ein wenig Impertinenz gemischt, der Manche blendet.«Da meinte nun der unverschämte Mensch, Sie erfüllten gewissenhaft Duclos Vorschriften, und der Erfolg habe Duclos Prophezeiungen entsprochen.
Euch Aktionärs vom neuen Schauspielhaus, Entbiet ich meinen besten Grus voraus, Ich schwör es euch, ihr lebet viel bequemer Als Ich, der dieses Baues Unternehmer! Wer Geld gegeben, meint, er hab das Recht, Daß er das Ganze finde gar zu schlecht; Ich hör viel Tadel, niemand will recht loben, So geht es mir, wie unserm Herrn da droben. Der eine meint, ich hab das Oel gespart, Nach der bekannten Stadtbeleuchtungsart, Der andre meint, die Malerperspective Verliere sich beinahe in das Schiefe, Der dritte meint in diesem Augenblick, In Gesten hätte ich noch kein Geschick, Auch sollte ich noch mehr Register ziehen In dem deklamatorischen Bemühen. ¿ Bei Licht besehn, wird's keinem recht gemacht, Doch traulich waltet über euch jetzt Nacht, Ihr seht nicht mehr, als ich will sehen lassen, Wollt ihr was hören, müßt ihr auf mich passen, Denn keiner ist von euch so vorbereitet Daß er aus'm Stegereif mein Stück bestreitet. Doch wenn es euch mißfällt, ihr könnet schlafen, Ihr könnet schwatzen, niemand kann euch strafen, Die Nacht ist Feindin aller Policey, Die Welt wird Chaos und der Mensch wird frei. Zwar ist der Raum nur eng, den wir regieren, Wenn uns kein Licht zu ferner Welt will führen, Die Nacht ist ohne alle Offenbarung, Sie hat zu ihrem Tröste die Erfahrung Im engen Raum, den unser Blut durchschwärmt, Den unsre Haut umspannt, und Athem wärmt Wo Töne sind die einzigen Gestalten, Die ungeschwächt von aussen in uns walten, Wenn die Erinnerung von allem Leben Will in verzerrten Bildern schon verschweben. ¿ ¿ Die Kinder schreien in der Dunkelheit, Verständge sehnen sich nach Freudigkeit, Und sehnen sich wohl gar nach jenen Schatten, Die sie am Tage übersehen hatten,
Der TräumendeBlaugrüne Nacht, die stummen Farben glimmen. Ist er bedroht vom roten Strahl der Speere Und rohen Panzern? Ziehn hier Satans Heere? Die gelben Flecke, die im Schatten schwimmen, Sind Augen wesenloser großer Pferde. Sein Leib ist nackt und bleich und ohne Wehre. Ein fades Rosa eitert aus der Erde.Lampe blöck nicht. Aus der Wand fuhr ein dünner Frauenarm. Er war bleich und blau geädert. Die Finger waren mit kostbaren Ringen bepatzt. Als ich die Hand küßte, erschrak ich: Sie war lebendig und warm. Das Gesicht wurde mir zerkratzt. Ich nahm ein Küchenmesser und zerschnitt ein paar Adern. Eine große Katze leckte zierlich das Blut vom Boden auf. Ein Mann indes kroch mit gesträubten Haaren Einen schräg an die Wand gelegten Besenstiel hinauf.Tristitia ante...Schneeflocken fallen. Meine Nächte sind Sehr laut geworden, und zu starr ihr Leuchten. Alle Gefahren, die mir ruhmvoll deuchten, Sind nun so widrig wie der Winterwind.Ich hasse fast die helle Brunst der Städte.Wenn ich einst wachte und die Mitternächte Langsam zerflammten ¿ bis die Sonne kam ¿, Wenn ich den Prunk der weißen Huren nahm, Ob magrer Prunk mir endlich Lösung brächte,War diese Grelle nie und dieser Gram.Der Visionarr
Reisende können den Weg zum Gipfel des Monte Generoso in Mendrisio antreten oder in Capolago mit der Zahnradbahn, oder von Melide aus über Soana, wo er am beschwerlichsten ist. Das ganze Gebiet gehört zum Tessin, einem Kanton der Schweiz, dessen Bevölkerung italienisch ist.In großer Höhe trafen Bergsteiger nicht selten auf die Gestalt eines brilletragenden Ziegenhirten, dessen Äußeres auch sonst auffällig war. Das Gesicht ließ den Mann von Bildung erkennen, trotz seiner gebräunten Haut. Er sah dem Bronzebildnis Johannes des Täufers, dem Werke Donatellos im Dome zu Siena, nicht unähnlich. Sein Haar war dunkel und ringelte über die braunen Schultern. Sein Kleid bestand aus Ziegenfell.Wenn ein Trupp Fremder diesem Menschen nahe kam, so lachten bereits die Bergführer. Oft wenn dann die Touristen ihn sahen, brachen sie in ein ungezogenes Gebrüll oder in laute Herausforderungen aus: Sie glaubten sich durch die Seltsamkeit des Anblicks berechtigt. Der Hirte achtete ihrer nicht. Er pflegte nicht einmal den Kopf zu wenden.Alle Bergführer schienen im Grunde mit ihm auf gutem Fuße zu stehn. Oft kletterten sie zu ihm hinüber und ließen sich in vertrauliche Unterredungen ein. Wenn sie zurückkamen und von den Fremden gefragt wurden, was da für ein seltsamer Heiliger sei, taten sie meist so lange heimlich, bis er aus Gesichtsweite war. Diejenigen Reisenden aber, deren Neugier dann noch rege war, erfuhren nun, daß dieser Mensch eine dunkle Geschichte habe und, als »der Ketzer von Soana« vom Volksmund bezeichnet, einer mit abergläubischer Furcht gemischten zweifelhaften Achtung genieße.
Der Ritter stand im Meergetos Wohl hoch auf schwankem Mast, Es heult der Sturm, es schlägt die See Wild an die Heldenrast.Im Winde weht der Helmbusch weiß, Der Panzer blitzt im Strahl, Wie fliegt des Löwen Auge heiß Durchs blaue Wogental. Das Banner rauscht in Sturmesnacht Nach Frankreich seinen Gruß, Der Ritter auf der Segelwacht Steht stolz im Windeskuß. Da rauscht es dumpf, da klingt's empor Wohl aus der Tiefe Nacht, Da schlägt es an des Ritters Ohr In wundervoller Macht. Aus tiefem Grund der Feye Mund Erschallt im Zauberland, Die Welle ruht, es horcht der Sturm Den Klängen wundertraut.
Der Verleger Kaspar Braun, der Wilhelm Busch mit den ersten Illustrationen beauftragte, hatte in jungen Jahren in Deutschland die erste Werkstatt gegründet, die mit Holzstich arbeitete. Diese Methode des Hochdruckverfahrens war gegen Ende des 18. Jahrhunderts von dem englischen Grafiker Thomas Bewick entwickelt worden und wurde im Verlauf des 19. Jahrhunderts zur meistverwendeten Reproduktionstechnik für Illustrationen. Wilhelm Busch hat stets betont, dass er zuerst die Zeichnungen anfertigte und dann die Verse dazu. Erhalten gebliebene Vorzeichnungen zeigen dicht nebeneinander Zeilennotizen, Bildideen, Bewegungs- und Physiognomiestudien. Die Vorzeichnung wurde dann von Busch mit Hilfe eines Bleistifts auf grundierte Platten von Hirn- oder Kernholz aus Harthölzern übertragen. Die Arbeit war schwierig, weil nicht nur die Güte der eigenen Übertragungsleistung das Ergebnis beeinflusste, sondern auch die Güte des hölzernen Druckstocks. Jeder Szene der Bildergeschichte entsprach ein bezeichneter Buchsbaumstock. Alles, was auf dem späteren Druck weiß bleiben sollte, wurde von Facharbeitern mit Sticheln aus der Platte gestochen. Der Holzstich erlaubt eine feinere Differenzierung als der Holzschnitt, und die möglichen Tonwerte reichen fast an Tiefdruckverfahren wie Kupferstich heran. Nicht immer war die Umsetzung durch den Holzstecher jedoch adäquat zur Vorzeichnung, und Wilhelm Busch ließ einzelne Platten nacharbeiten oder gar neu anfertigen. Die grafische Technik des Holzstichs ließ bei all ihren Möglichkeiten keine feine Linienführung zu. Dies ist der Grund, warum vor allem in den Bildergeschichten bis Mitte der 1870er Jahre bei Buschs Zeichnungen die Konturen so stark in den Vordergrund treten, was den Buschschen Figuren ein spezifisches Charakteristikum verleiht.
Da hat man es! Es ist nicht zum Anhören, wirklich wahr! Nikolai Michailowitsch ist gestorben, so war es Gottes Wille, Gott geb' ihm die ewige Ruh'¿ Sie haben sich gegrämt, nun ist's genug, es ist Zeit, aufzuhören. Man kann nicht ewig weinen und Trauerkleider tragen. Auch mir ist vor Jahren meine Alte gestorben¿ Ich habe mich gegrämt, einen Monat lang habe ich geweint, und dann war's genug. Kann man denn ewig Klagelieder singen? Das war ja die Alte auch nicht wert. (Er seufzt.) Sie haben alle Nachbarn vergessen¿ Sie fahren nicht aus und wollen auch niemand empfangen. Wir leben, verzeihen Sie, wie die Spinnen, das liebe Tageslicht sehen wir nicht. Die Livree ist von den Mäusen zerfressen¿ Und wenn es noch keine guten Menschen gäbe, aber der ganze Umkreis ist voll von Herrschaften¿ In Riblow steht das Regiment, Offiziere ¿ einfach Konfekt, man kann sich nicht satt sehen! Und im Lager ist an jedem Freitag Ball, und jeden Tag spielt die Militärmusik¿ Ach, meine liebe, gnädige Frau! So jung und so schön wie Sie sind, Milch und Blut, wenn Sie doch nur Ihrem Vergnügen leben wollten ¿ die Schönheit ist nicht für immer gegeben! Wenn so zehn Jährchen vorbei sind, dann werden Sie gern paradieren wollen, um die Herren Offiziere daran zu bekommen, aber da wird es zu spät sein.
Daß Penelope in der langen Zeit des kummervollen Wartens wohl für viele Freier des ithazensischen Thrones willen begehrenswert, doch nicht jünger und schöner geworden war, solches wird niemand dem guten Wesen zum Vorwurf machen, und auch Odysseus wäre mit diesem Umstande zurecht gekommen, wenn anders Penelope nicht selber ohne es zu wissen darauf aufmerksam gemacht hätte, daß sie, was sie an jugendlicher Schönheit verloren, durch andere Verdienste um Odysseus wettzumachen glaubte. Kaum war die Walstatt von den toten Freiern gesäubert und Sturm ersten Wiedersehens und Umarmens verrauscht, hub sie an, ein großes Wesen aus ihrer Treue zu machen, um, also von sich redend, zu erfahren, wie es Odysseus mit dieser Tugend gehalten habe, und ob sie nicht ein Opfer gebracht, das der nicht verdiente, dem sie es brachte. Und es war ja in der Tat dieses Opfer, dieser Aufwand einer Tugend so ungeheuer, daß Odysseus es nicht über sich gewinnen konnte, einzugestehn, daß er mit nichten treu gewesen, zumal immer häufiger das Bild der Kalypso vor seinen Sinnen stand und er es nicht verraten wollte mit dem falschen Geständnis seiner Untreue, die er aber nur mit leichtfertigen Geschöpfen und so obenhin begangen, ¿ wie es in solchen kritischen Fällen Ehegatten zumeist tun. Er gewann die Kraft über sich, die bei der geliebten Nymphe verbrachten Jahre der Gattin zu verschweigen, die es wunderte, was er nun all die lange Zeit nach dem Falle Ilions getrieben hätte. Und damit begann eine arge Leidenszeit für den Dulder Odysseus. Denn es oblag ihm nun, diese Zeit mit Abenteuern zu füllen, die er völlig erfinden mußte. »Als welch ein Lügenbeutel werde ich auf die Nachwelt kommen, verdunkelnd all so all mein Heldentum!« ¿ so dachte er aufseufzend oft, wenn er vom wiederkehrenden »Und dann?« Penelopens zu neuen Erfindungen angespornt den vom flackernden Kaminfeuer beleuchteten Sauhirten und die herbeigeeilten Nachbarn lauschend mit offnem Maule an der Tür erblickte, wissend um die Schwatzhaftigkeit seiner Landsleute, die alle die Lügengeschichten weitererzählen und über ganz Griechenland verbreiten würden. Er hieß ja nicht umsonst der listenreiche Odysseus und verstand sich aufs Geschichtenerfinden, aber er mußte sich doch erschreckt auf Wiederholungen und Doubletten ertappen, worauf ihn zudem Telemachos aufmerksam machte. Mit einem trüben Lächeln blickte da Odysseus auf den Jüngling, der unter der Obhut seiner Gattin und des andern Weibervolkes im Hause sich zu einem abscheulichen Musterknaben entwickelt hatte, der keine Geschichte des Vaters passieren ließ, ohne eine moralische Nutzanwendung daraus abzuleiten und mit Wichtigkeit vorzutragen. Was ich zu viel habe, der hat's zu wenig, dachteOdysseus und erhob sich, denn es ward ihm übel, und trat vor das Haus unter den Himmel voller Sterne.
Tilmeld dig nyhedsbrevet og få gode tilbud og inspiration til din næste læsning.
Ved tilmelding accepterer du vores persondatapolitik.