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Bøger om Vesttyskland

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  • af Gottfried Benn
    168,95 kr.

  • af Luise Buchner
    168,95 kr.

    Vor ganz undenklich langer Zeit, da gab es noch gar kein Christkindchen, sondern nur eine Frau Holle, die wohnte nicht weit von uns auf der höchsten Spitze der Odenwaldberge, auf der kalten, windigen Böllsteiner Höhe. Die schönen Odenwaldberge waren damals noch nicht, wie jetzt, bis fast hinauf mit fruchtbaren Feldern und üppigen Wiesen bedeckt, sondern es zogen sich bis fast zu ihrem Fuße hinab dunkle Wälder, in denen Hirsche und Rehe herumsprangen, und wo eine Menge von Köhlern wohnten, die ganze Gebirge von Kohlen brannten und diese dann hinunter in die Ebene zum Verkaufe brachten. Zwischen den Wäldern aus Tannen- und Buchenbäumen aber wuchs noch ein kleiner Wald von Ginstern, so daß es im Frühjahr, wenn sie blühten, aussah, als sei der ganze Odenwald mit Gold bestreut. An diesen gelben Blüten naschten Millionen Bienchen den süßen Blumenstaub, und waren sie abgeblüht, dann kamen die Besenbinder, schnitten die Reiser ab und banden Besen davon. Für die Bienchen aber blühten nun ganze Felder von Heidekraut, und schien der Odenwald zuvor gelb, so war er jetzt an einzelnen Stellen fast rot. Wenn dann aber auch die Heide all ihre Süßigkeit hergegeben hatte und zu verblühen begann, so flogen die Bienchen hinunter in die Täler und brachten ihren Honigseim den Bäckern, die köstliche braune Lebkuchen davon machten. ¿ So schön war es damals im Odenwald und ist es zum Teil noch, wenn es auch nicht alle Leute wissen und sehen.

  • af Sophie Albrecht
    168,95 kr.

  • af Therese Huber
    168,95 kr.

    Im Dezember 1789 verließ ich mein stilles Landstädtchen, um nach einer Trennung von zehn Jahren meinen Universitätsfreund P. zu besuchen, der in seiner Vaterstadt ***g von seinen Einkünften lebte. Nach der ersten Bewillkommung fiel mir an meinem redlichen P. eine sichtbare Zerstreuung auf. Ich hatte bey ihm auf eine der meinigen gleiche Freude gerechnet, und diese Erscheinung machte mich etwas betroffen. Der Stillstand, welcher dadurch in unserem Gespräch erfolgte, ließ mich ein feyerliches Glockengeläute vernehmen, das mir vorher entgangen war. Vielleicht, dachte ich, ist es ein Leichenbegängniß, an dem er besonders Theil nimmt. Ich that deshalb einige Fragen an ihn, die er ausweichend beantwortete. Er trat an das Fenster, um den vorbeykommenden Trauerzug zu sehen. Unter den Leidtragenden zeichneten sich zwey noch ziemlich junge Männer aus, deren völlig zerstörte Gesichter mich veranlaßten zu fragen, was ihnen der Todte denn gewesen wäre? P. war aber durch das Schauspiel in solche Verwirrung gebracht, daß ich seine Antwort durchaus nicht verstehen konnte. Ich ließ es dabey; aber es ward mir unheimlich, und unser Gespräch stokte sehr, bis wir durch die Rükkehr des Zuges wieder an das Fenster gerufen wurden: sie schien mit unordentlicher Eile begleitet, von den bey den Leidtragenden fehlte jezt einer, der andre stand vor der Thüre unseres Hauses einen Augenblik still, und schlüpfte dann schnell hinein. Er trat in das Zimmer, P. war ihm entgegen geeilt.

  • af Wilhelm Busch
    168,95 kr.

    Unbeliebtes WunderIn Tours, zu Bischof Martins Zeit, Gab's Krüppel viel und Bettelleut. Darunter auch ein Ehepaar, Was glücklich und zufrieden war. Er, sonst gesund, war blind und stumm; Sie sehend, aber lahm und krumm An jedem Glied, bis auf die Zunge Und eine unverletzte Lunge.Das paßte schön. Sie reitet ihn Und, selbstverständlich, leitet ihn Als ein geduldig Satteltier, Sie obenauf, er unter ihr, Ganz einfach mit geringer Müh, Bloß durch die Worte Hott und Hüh, Bald so, bald so, vor allen Dingen Dahin, wo grad die Leute gingen.Fast jeder, der's noch nicht gesehn, Bleibt unwillkürlich stille stehn, Ruft: »Lieber Gott, was ist denn das?« Greift in den Sack, gibt ihnen was Und denkt noch lange gern und heiter An dieses Roß und diesen Reiter.So hätten denn gewiß die zwei Durch fortgesetzte Bettelei, Vereint in solcherlei Gestalt, Auch ferner ihren Unterhalt, Ja, ein Vermögen, sich erworben, Wär' Bischof Martin nicht gestorben.Als dieser nun gestorben war, Legt man ihn auf die Totenbahr Und tät' ihn unter Weheklagen Fein langsam nach dem Dome tragen Zu seiner wohlverdienten Ruh. Und sieh, ein Wunder trug sich zu. Da, wo der Zug vorüber kam, Wer irgend blind, wer irgend lahm, Der fühlte sich sogleich genesen, Als ob er niemals krank gewesen.Oh, wie erschrak die lahme Frau! Von weitem schon sah sie's genau, Weil sie hoch oben, wie gewohnt, Auf des Gemahles Rücken thront. »Lauf«, rief sie, »laufe schnell von hinnen, Damit wir noch beizeit entrinnen.« Er läuft, er stößt an einen Stein, Er fällt und bricht beinah ein Bein.Die Prozession ist auch schon da. Sie zieht vorbei. Der Blinde sah, Die Lahme, ebenfalls kuriert, Kann gehn, als wie mit Öl geschmiert, Und beide sind wie neu geboren Und kratzen sich verdutzt die Ohren.Jetzt fragt es sich: Was aber nun? Wer leben will, der muß was tun. Denn wer kein Geld sein eigen nennt Und hat zum Betteln kein Talent Und hält zum Stehlen sich zu fein Und mag auch nicht im Kloster sein, Der ist fürwahr nicht zu beneiden. Das überlegten sich die beiden.Sie, sehr begabt, wird eine fesche, Gesuchte Plätterin der Wäsche. Er, mehr beschränkt, nahm eine Axt Und spaltet Klötze, daß es knackst, Von morgens früh bis in die Nacht. Das hat Sankt Martin gut gemacht.

  • af Annemarie Schwarzenbach
    168,95 kr.

    Diese Stadt ist so klein, man kennt nach einem einzigen Spaziergang jeden Winkel. Auch einen alten, sehr hübschen Hof hinter der Kirche habe ich schon entdeckt und den besten Friseur des Ortes, der in einer gepflasterten Nebenstrasse wohnt. Als ich von seinem Laden aus einige Schritte weiterging, war ich plötzlich am Ausgang, es gab nur noch einige Backsteinvillen, und die Strasse war sandig und sah aus wie ein Feldweg. Dahinter begann gleich der Wald. Ich kehrte um, kam wieder an der Kirche vorbei und kannte mich ganz gut aus. Durch den alten Hof gelangt man in die Hauptstrasse, und jetzt trete ich in das Café »Zum roten Adler«, um hier ein wenig zu schreiben. In meinem Hotelzimmer komme ich immer wieder in Versuchung, mich auf mein Bett zu werfen und die kurzen Stunden des Tages untätig hinzubringen. Es kostet mich grosse Überwindung zu schreiben, denn ich habe Fieber, und mein Kopf dröhnt wie unter Hammerschlägen. Ich glaube, wenn ich hier einen Menschen kennen würde, wäre ich gleich am Ende meiner Beherrschung. Aber ich spreche kein Wort und gehe so umher, ohne mir über meine Empfindungen klar zu werden.

  • af Jeremias Gotthelf
    168,95 kr.

    Über die Berge hob sich die Sonne, leuchtete in klarer Majestät in ein freundliches, aber enges Tal und weckte zu fröhlichem Leben die Geschöpfe, die geschaffen sind, an der Sonne ihres Lebens sich zu freuen. Aus vergoldetem Waldessaume schmetterte die Amsel ihr Morgenlied, zwischen funkelnden Blumen in perlendem Grase tönte der sehnsüchtigen Wachtel eintönend Minnelied, über dunkeln Tannen tanzten brünstige Krähen ihren Hochzeitreigen oder krächzten zärtliche Wiegenlieder über die dornichten Bettchen ihrer ungefiederten Jungen. In der Mitte der sonnenreichen Halde hatte die Natur einen fruchtbaren, beschirmten Boden eingegraben; mittendrin stand stattlich und blank ein schönes Haus, eingefaßt von einem prächtigen Baumgarten, in welchem noch einige Hochäpfelbäume prangten in ihrem späten Blumenkleide; halb stund das vom Hausbrunnen bewässerte üppige Gras noch, halb war es bereits dem Futtergange zugewandert. Um das Haus lag ein sonntäglicher Glanz, den man mit einigen Besenstrichen, angebracht Samstagabends zwischen Tag und Nacht, nicht zu erzeugen vermag, der ein Zeugnis ist des köstlichen Erbgutes angestammter Reinlichkeit, die alle Tage gepflegt werden muß, der Familienehre gleich, welcher eine einzige unbewachte Stunde Flecken bringen kann, die Blutflecken gleich unauslöschlich bleiben von Geschlecht zu Geschlecht, jeder Tünche spottend.

  • af Heinrich Heine
    168,95 kr.

    Ich schrieb den »William Ratcliff« zu Berlin unter den Linden, in den letzten drei Tagen des Januars 1821, als das Sonnenlicht mit einem gewissen lauwarmen Wohlwollen die schneebedeckten Dächer und die traurig entlaubten Bäume beglänzte. Ich schrieb in einem Zuge und ohne Brouillon. Während dem Schreiben war es mir, als hörte ich über meinem Haupte ein Rauschen, wie der Flügelschlag eines Vogels. Als ich meinen Freunden, den jungen Berliner Dichtern, davon erzählte, sahen sie sich einander an mit einer sonderbaren Miene und versicherten mir einstimmig, daß ihnen nie dergleichen beim Dichten passiert sei.Paris, 24. November 1851 5/74 Heinrich Heine

  • af Carmen Sylva
    168,95 kr.

    Stolz war die schöne Pauna, sehr stolz. Sie hatte nicht umsonst so große, dunkle Augen mit schwarzen Brauen, die eine scharfe Ecke bildeten, und eine Adlernase. Ihr Mund war eher groß, aber schön geschnitten, und wenn sie sprach oder lachte, sah man die beiden Zahnreihen leuchten. Ihre schwarzen Zöpfe lagen wie eine Krone über der Stirn, und die Leute nannten sie scherzweise Pui de Imparat (Kaiser¿s Junges), wenn sie mit ihren breiten Schultern und großen Schritten dahinging und den Kopf hielt, als trüge sie etwas. Sie war aber doch nicht zu stolz, den Kopf zu drehen, wenn Tannas vorbeiging, und ihn anzuhören, wenn er bei der Hora mit ihr sprach. Wenn man sie aber mit ihm neckte, schoß ihr das Rot in die Wangen, und eine scharfe Antwort strafte den Übermütigen.Tannas war von den übrigen Burschen sehr beneidet, besonders als man die Verlobung für ganz sicher hielt. Da wurde das Land mit Krieg überzogen, und Tannas mußte fort, mit dem Heere zur Donau hinab. Pauna verschluckte ihre Thränen vor den Leuten; ob sie aber nicht heimlich einige vergossen, wagte niemand sie zu fragen.Immer verstand sie es so einzurichten, eine der ersten zu sein, die im Dorfe Nachricht vom Heere erhielten, und wie man sich von den ersten Schlachten erzählte, mußte sie sich an das steinerne Kreuz lehnen, am Eingang des Dorfes, so schwindlig wurde es der starken Pauna. Nachts konnte sie gar keinen Schlaf mehr finden und mußte oft ihr Licht brennen lassen, um die Schreckbilder nicht zu sehen, die ihr Tannas von Wunden bedeckt sterbend oder tot zeigten.

  • af Johann Wolfgang Goethe
    168,95 kr.

  • af Gottfried August Burger
    168,95 - 223,95 kr.

  • af Theodor Storm
    168,95 kr.

    Im vierzehnten Jahrhundert in Nordschleswig war es, als dort im tiefen Buchenwalde der Ritter Klaus Lembeck auf seiner Höhenfeste Dorning saß. Sie war ihm nach dem Tode seines jütischen Weibes zugefallen; er hatte sein Wappen, einen Geierkopf auf rotem Felde, über die Einfahrt des Außentores nageln lassen und zog Wall und Gräben doppelt stark um sich herum. Denn Waldemar Atterdag, der Dänenkönig, trug heimlichen Groll gegen den gewaltigen Mann, der einst aus seinem grimmigsten Feinde sein dienstbeflissener Kanzler geworden war, dann aber wiederum ihm abgesagt und sich zu den Grafen von Holstein, den Schauenburgern, und zum Herzog Waldemar von Schleswig gestellt hatte.

  • af Wilhelm Busch
    168,95 kr.

    Der Verleger Kaspar Braun, der Wilhelm Busch mit den ersten Illustrationen beauftragte, hatte in jungen Jahren in Deutschland die erste Werkstatt gegründet, die mit Holzstich arbeitete. Diese Methode des Hochdruckverfahrens war gegen Ende des 18. Jahrhunderts von dem englischen Grafiker Thomas Bewick entwickelt worden und wurde im Verlauf des 19. Jahrhunderts zur meistverwendeten Reproduktions­technik für Illustrationen. Wilhelm Busch hat stets betont, dass er zuerst die Zeichnungen anfertigte und dann die Verse dazu. Erhalten gebliebene Vorzeichnungen zeigen dicht nebeneinander Zeilennotizen, Bildideen, Bewegungs- und Physiognomie­studien. Die Vorzeichnung wurde dann von Busch mit Hilfe eines Bleistifts auf grundierte Platten von Hirn- oder Kernholz aus Harthölzern übertragen. Die Arbeit war schwierig, weil nicht nur die Güte der eigenen Übertragungsleistung das Ergebnis beeinflusste, sondern auch die Güte des hölzernen Druckstocks. Jeder Szene der Bildergeschichte entsprach ein bezeichneter Buchsbaumstock. Alles, was auf dem späteren Druck weiß bleiben sollte, wurde von Facharbeitern mit Sticheln aus der Platte gestochen. Der Holzstich erlaubt eine feinere Differenzierung als der Holzschnitt, und die möglichen Tonwerte reichen fast an Tiefdruckverfahren wie Kupferstich heran. Nicht immer war die Umsetzung durch den Holzstecher jedoch adäquat zur Vorzeichnung, und Wilhelm Busch ließ einzelne Platten nacharbeiten oder gar neu anfertigen. Die grafische Technik des Holzstichs ließ bei all ihren Möglichkeiten keine feine Linienführung zu. Dies ist der Grund, warum vor allem in den Bildergeschichten bis Mitte der 1870er Jahre bei Buschs Zeichnungen die Konturen so stark in den Vordergrund treten, was den Buschschen Figuren ein spezifisches Charakteristikum verleiht.

  • af Ludwig Thoma
    168,95 kr.

    FRAU BEZIRKSAMTMANN. So? Und darum muß ich zusehen, daß du ein sündteures Festessen gibst, daß mir der Salon und der Gang verschmutzt wird. Das ist mir eine nette Logik!BEZIRKSAMTMANN. Da wären wir nun glücklich wieder da, wo wir anfingen. FRAU BEZIRKSAMTMANN. Du hast es scheinbar nicht vermocht, mich zu überzeugen. BEZIRKSAMTMANN. Auf diesen Erfolg rechne ich schon lange nicht mehr.FRAU BEZIRKSAMTMANN. Spotte nur! Das fehlt noch, um deiner Rücksichtslosigkeit die Krone aufzusetzen. Nicht bloß, daß du mich von der Frau deines Untergebenen mit Füßen treten läßt ...BEZIRKSAMTMANN. Aber ...FRAU BEZIRKSAMTMANN. Es ist so! Aber nicht genug damit, du verlangst sogar, daß ich niedrige Dienste leiste, um den Triumph dieser Kreatur zu erhöhen. Das ist schändlich! Das ist empörend!BEZIRKSAMTMANN der verzweifelt auf und ab gegangen ist, bleibt vor ihr stehen. Amalia, bist du imstande, mich zwei Minuten ruhig anzuhören?FRAU BEZIRKSAMTMANN sehr energisch. Nein!BEZIRKSAMTMANN. Dann beantworte mir wenigstens die Frage, wer hat von dir verlangt, daß du bei dieser ... bei dieser Sache tätig sein sollst?FRAU BEZIRKSAMTMANN sehr getragen. Das wollte ich sehen, von wem ich mir Befehle erteilen lasse.

  • af Marcel Schwob
    168,95 kr.

    Ich armseliger Goliard, elender Pfaff, der ich in den Wäldern und auf den Landstraßen umherstreife, um im Namen unseres Heilandes mein tägliches Brot zu erbetteln, ich habe ein frommes Schauspiel gesehen und die Worte der kleinen Kinder gehört. Ich weiß, mein Leben ist nicht sehr heilig und ich habe den Versuchungen unter den Linden am Wege nicht widerstanden. Die Brüder, die mir Wein geben, sehen wohl, daß ich kaum gewöhnt bin, ihn zu trinken. Aber ich gehöre nicht zur Sekte derer, die verstümmeln. Es gibt böse Menschen, die den Kleinen die Augen ausstechen, ihnen die Beine absägen und die Hände binden, um sie auszustellen und Mitleid mit ihnen zu erwecken. Und deshalb habe ich Furcht, wenn ich alle diese Kinder sehe. Sicher wird sie unser Heiland beschützen. Ich rede in den Tag hinein, denn Freude erfüllt mich. Ich freue mich über den Frühling und über alles, was ich gesehen habe. Mein Geist ist nicht sehr stark. Ich erhielt die Tonsur, als ich zehn Jahre alt war und habe die lateinischen Worte vergessen. Ich bin wie die Heuschrecke; denn ich springe hierhin und dorthin und summe, und manchmal öffne ich bunteFlügel, und mein kleiner Kopf ist durchsichtig und leer. Man sagt, daß St. Johannes sich in der Wüste von Heuschrecken nährte. Man müßte viel davon essen. Aber St. Johannes war nicht ein Mensch wie wir.

  • af Johannes R. Becher
    168,95 kr.

  • af Adolf Stern
    168,95 kr.

    Vor einer Viertelstunde war der stattliche, junge Mann im Gasthof auf dem Inselsberge angelangt, dem er über den Rennsteig von der »Hohen Sonne« her zugewandert war. Er hatte glücklich eines der letzten freien Kämmerchen für sich zum Nachtquartier erhalten, war hinaufgegangen, um sein Ränzel abzulegen und den Staub eines langen heißen Sommertages im frischen Wasser abzuspülen. Jetzt saß er im großen Gastzimmer, hatte sich bei dem aufwartenden Kellner ein verspätetes Mittagsessen bestellt, erquickte sich mit sichtlichem Behagen an Würzburger Wein und Harzer Sauerbrunnen und richtete, da eben der Wirt selbst in seine Nähe kam, an diesen die Frage: »Sie haben hoffentlich keine Briefe, kein Telegramm für mich ¿ Doktor Buchhoff aus Berlin?« »Doktor Buchhoff ¿ Erwin Buchhoff?« fragte der Wirt zurück und blickte aufmerksam grüßend den schlanken Fremden mit dem bräunlichen Gesicht, den dunklen Augen und dem kurzgestutzten, dunklen Vollbart an.

  • af Hinrich Borkenstein
    168,95 kr.

    Ey, wenn wird denn das unzeitige Singen einmal aufhören? Ich habe euch schon so oft darum ersucht. Alle Nachbarn sprechen davon. Sie nennen euch bereits die scheinheilige Schwestern, und es ist recht. Ihr verstehet eben so wenig was ihr singet, als ein Papagey was er spricht. Habt ihr denn keinen vernünftigern Zeitvertreib? ... Aber sagt mir, aus was Ursache versteckt ihr eure Bücher vor mir? Seyd ihr etwan bange, daß ich mitsinge? Ihr habet euch doch nicht gar zu wohl vorgesehen, denn hier lieget eins auf der Erde. Er nimmt es geschwinde auf. Laß sehen, was ihr denn gesungen? Er liest. Sechs schöne, neue, weltliche Lieder. 1. Hat dich denn das Ungelücke wieder in den Krug geführt? 2. Gesellen höret an, was mich für Jammer quälet. 3. Ihr Schwäger stellt euch nur bey Tag und Nächten ein. 4. Hans und Gretgen will, morgen in der Still, eines mit einander wagen. 5. Ich bin der Arzt, ich bin der Mann, der allen Mädgen helfen kann. 6. Liebstes Liesgen lege dich. Aber saget mir, schämet ihr euch nicht? Wenn das die Nachbarn merken, so werden sie erst schmälen. Bisher stehen sie in den Gedanken, daß ihr lauter erbauliche Lieder singet; wenn sie aber hinter den wahren Inhalt derselben kommen werden; was haben sie nicht Ursache zu sprechen? Schöne neue weltliche Lieder. Er liest abermal. Ich bin ein rechter Engel, ich bin ganz ohne Mängel, vom Fuß bis auf das Haupt, und wer mir das nicht glaubt, der darf mich nur probieren etc. Trefliche Moralia. Denkt doch! Mutter, Tochter und Mägde sitzen und singen weltliche Lieder, dazu so vortreflich Zeug, welches sich recht vor Leute schicket, die sich so viel einbilden, als ihr thut.

  • af August Oetker
    168,95 kr.

    Alle Nahrungsmittel, welche zum Aufbau unseres Körpers dienen und zum Fortleben notwendig sind, kann man einteilen in lösliche und unlösliche Nahrungsmittel.Zu den löslichen Nahrungsmitteln gehört der Zucker. Aufgelöst im Wasser oder im Magensaft tritt er in das Blut und wird hier zur Erzeugung von Wärme verbraucht.Die Zahl der Nahrungsmittel, welche sich im Wasser nicht lösen, ist viel größer, und deshalb ist es eine der wichtigsten Aufgaben der Kochkunst, diese im Wasser unlöslichen Nahrungsmittel so vorzubereiten, daß sie sich unter den Einflüssen des Magen- und Darmsaftes leicht lösen. Denn jedes Nahrungsmittel muß ja zur Unterhaltung des Lebens im aufgelösten Zustande in das Blut treten können, sonst ist es zwecklos und ohne jeden Nährwert.Die Eiweißstoffe kommen in gelöstem oder in festem Zustande in den Magen. Das Pepsin und die Salzsäure des Magensaftes machen die ungelösten Eiweißstoffe löslich, damit sie in das Blut übergeführt werden können.

  • af Friedrich Von Hagedorn
    228,95 kr.

    Hygin, du bist von sechzig Jahren, Und nur im Kränkeln unerfahren. Das Podagra, der Krampf, die Gicht Verbittern dir den Steinwein nicht. Dich kann kein Arzt zu Elixiren, Zum Lebensöl, zum Salz verführen: Macht er dir Aphorismos kund, So lachst du, bist und bleibst gesund. Ein andrer zähle seine Tage, Und rechne nicht die Zeit der Plage, Noch was vom Leben überhaupt Schmerz, Krankheit oder Kummer raubt; So scheinen ihm die Jahre minder: Wir heißen alt, und sind noch Kinder. Dem, der mir Nestors Dauer preist, Und Priams Alter trefflich heißt, Dem werd' ich nimmer Beifall geben: Nur die Gesundheit ist das Leben.

  • af E. T. A. Hoffmann
    168,95 kr.

  • af Ludwig Hevesi
    168,95 kr.

    Wie es kam, daß ich die Schwelle überschritt, ich weiß es nicht. Sie sah so eigentümlich verdächtig aus. Wie Schwellen, die Gott weiß wohin führen. Ich war wie im Traum. Ich glaube, es rief mich jemand, von innen; oder es schob, stieß mich einer, von außen. Ich erinnere mich nicht, wie die Tür aussah, oder ob eine vorhanden war. Aber ich glaube, es schloß sich etwas hinter mir, mit einem seufzenden, zähneknirschenden Ton. Es war recht dunkel in dem Raume. Anfangs sah ich gar nichts. War es ein Gelaß, in das ich getreten? Ein Speicher? Eine Höhle? Ein Keller? Ich roch unbestimmten Moder. Dann dämmerte mir eine schwache Lichtempfindung. Ein unbestimmt graugrünlicher Schein fleckte sich stellenweise mit einem unausgesprochen bläulichgelblichen Schimmer. Unbekannte Dinge schienen da und dort zu phosphoreszieren. Ein eigentümlich ängstlicher Mut zwang mich, vorwärts zu gehen. Eine Art passive Draufgängerei. Bei jedem Schritt glaubte ich in ein unsichtbares Loch zu fallen. Ich hörte meine Tritte nicht. Der Boden war wie mit einer tiefen Almstreu bedeckt. Das gab ein dürres Rascheln wie von Blättern. Und ein Knacksen knickender Sachen. Oder ein glitschriges Gleiten schon zergorener Massen. Mir war öd und verworren zumute. Ich traf auf Schichten formloser Dinge, wo ich durchbrach. Ich stieß gegen unbemerkte Arme und Zweige von Sachen, die im Finstern umherstanden. Sie waren so morsch, daß sie abbrachen und an meinen Kleidern hängen blieben. Plötzlich entglitt mir der Boden, und ich schlug der Länge nach hin, mitten in einen Kehrichthaufen, der eine Ecke des Raumes zu füllen schien. Eine stickige Staubwolke stieg auf; ich hatte ein Gefühl von Erdrückung. Wo bin ich? schrie es in mir. Licht! Licht!

  • af Ludwig Thoma
    168,95 kr.

    Meine Mutter sagte: »Ach Gott ja, übermorgen kommt die Schwägerin.«Und da machte sie einen großen Seufzer, als wenn der Bindinger da wäre und von meinem Talent redet.Und Ännchen hat ihre Kaffeetasse weggeschoben und hat gesagt, es schmeckt ihr nicht mehr, und wir werden schon sehen, daß die Tante den Amtsrichter beleidigt und daß alles schlecht geht. »Warum hast du sie eingeladen?« sagte sie.»Ich habe sie doch gar nicht eingeladen,« sagte meine Mutter, »sie kommt doch immer ganz von selber.«»Man muß sie hinausschmeißen,« sagte ich.»Du sollst nicht so unanständig reden,« sagte meine Mutter, »du mußt denken, daß sie die Schwester von deinem verstorbenen Papa ist. Und überhaupt bist du zu jung.«»Aber wenn ihr sie doch gar nicht mögt,« habe ich gesagt, »und wenn sie den Amtsrichter beleidigt, daß er Ännchen nicht heiratet, und sie freut sich schon so darauf. Vielleicht sagt sie ihm, daß er schielt.«Da hat Ännchen mich angeschrien: »Er schielt doch gar nicht, du frecher Lausbub, und jetzt spricht er, daß ich heiraten will, und die Leute reden es herum. Nein, nein, ich halte es nicht mehr aus, ich gehe in die Welt und nehme eine Stellung.«Da ist meine Mutter ganz unglücklich geworden und hat gerufen: »Aber Kindchen, du darfst nicht weinen. Es wird alles recht werden, und, in Gottes Namen, der Besuch von der Tante wird auch vorüber gehen.«Das ist am Montag gewesen, und am Mittwoch ist sie gekommen. Wir sind alle drei auf die Bahn gegangen, und meine Mutter hat immer gesagt: »Ännchen, mache ein freundliches Gesicht! Sonst haben wir schon heute Verdruß.«Da hat der Zug gepfiffen, und sie ist herausgestiegen und hat geschrien: »Ach Gott! ach Gott! Da seid ihr ja alle! Oh, wie ich mich freue! Helft mir nur, daß ich mein Gepäck herauskriege!«

  • af Charles Perrault
    168,95 kr.

    Es war einmal eine kleine Bauerndirne, die war hübscher, als man jemals eine sah. Ihre Mutter war ganz verliebt in sie und ihre Großmutter noch viel mehr. Diese brave Frau ließ ihr ein rotes Käppchen machen, welches ihr so gut stand, daß man sie überall das »Rotkäppchen« nannte. Eines Tages, als ihre Mutter Kuchen gebacken hatte, sagte sie zu ihr: »Geh zu deiner Großmutter und sieh zu, was sie macht, denn man hat mir erzählt, sie sei krank. Nimm ihr einen Kuchen mit und dieses Töpfchen mit Butter!« Rotkäppchen machte sich gleich auf, um zu ihrer Großmutter zu gehen, die in einem anderen Dorfe wohnte. Als sie durch einen Wald kam, begegnete ihr der Gevatter Wolf, der große Lust hatte, sie zu fressen; aber er wagte es nicht wegen der Holzhauer, die in dem Walde waren. Er fragte sie, wohin sie gehe. Das arme Kind, das nicht wußte, wie gefährlich es ist, einen Wolf anzuhören, sagte: »Ich gehe meine Großmutter besuchen und bringe ihr Kuchen und einen Topf Butter, den ihr meine Mutter schickt.« »Wohnt sie weit von hier?« fragte der Wolf. »Oh ja,« antwortete das Rotkäppchen, »noch hinter der Mühle, die Ihr dort in der Ferne seht, in dem ersten Hause des Dorfes.« »Wohlan,« sagte der Wolf, »ich will sie auch besuchen; ich gehe auf diesem Wege hin und du dort auf jenem, wir wollen sehen, wer zuerst da ist.« Der Wolf lief so schnell er konnte und schlug den kürzeren Weg ein, und das kleine Mädchen ging den weiteren Weg; fröhlich pflückte sie Haselnüsse, lief den Schmetterlingen nach und machte Sträuße aus den Blümlein, die sie fand. Es dauerte nicht lange, da war der Wolf an Großmutter Haus angelangt, und er pochte an die Tür: Bum! Bum! »Wer ist da?« »Euer Enkelchen ist es, das Rotkäppchen,« sagte der Wolf, indem er seine Stimme verstellte, »ich bringe Euch einen Kuchen und ein Töpfchen mit Butter, das Euch meine Mutter schickt.« Die gute Großmutter, die krank in ihrem Bette lag, rief ihm zu: »Zieh den Riegel zurück, dann springt das Schloß auf!« Der Wolf zog den Riegel zurück, und die Tür öffnete sich. Er stürzte sich auf die gute Frau und verschlang sie im Handumdrehen, denn er hatte länger als drei Tage nichts mehr gefressen. Dann schloß er die Tür, legte sich in das Bett der Großmutter und wartete auf Rotkäppchen, das bald darauf kam und an die Tür pochte: Bum! Bum!

  • af Frank Wedekind
    168,95 kr.

    DER BEDIENTE kommt mit einem Arm voll Kleider aus dem Nebenzimmer und packt sie in einen der großen Koffer. Da es klopft, sich aufrichtend. Na? Herein!EIN LIFTJUNGE. Es ist ein Frauenzimmer unten, ob der Herr Kammersänger zu Hause sei.DER BEDIENTE. Ist nicht zu Hause. DER LIFTJUNGE ab.DER BEDIENTE geht ins Nebenzimmer und kommt mit einem Arm voll Kleider zurück. Da es klopft, die Kleider weglegend und zur Tür gehend. Na, wer ist denn das wieder? Öffnet die Tür und nimmt drei oder vier große Buketts entgegen, kommt damit nach vorn und legt sie vorsichtig auf den Flügel; macht sich wieder daran, den Koffer zu packen; es klopft, er geht zur Tür und öffnet, nimmt eine Handvoll Briefe in allen Farben in Empfang, kommt damit nach vorn und mustert die Adressen. »Mister Gerardo.« »Herrn Kammersänger.« »Monsieur Gerardo.« »Gerardo Esqu.« »Hochwohlgeboren Herrn.« Das ist das Kammermädchen! »Herrn k.k. Kammersänger.« Legt die Briefe in eine Schale und packt weiter.

  • af Johann Wolfgang Goethe
    168,95 kr.

    In tiefe Sklaverei lag ich gebunden, Und mir gefiel der Starrheit Eigensinn; Ein jedes Licht der Freiheit war verschwunden, Die Fesseln selbst, sie schienen mir Gewinn: Da nahte sich, in holden Frühlingsstunden, Ein Glanzbild; gleich entzückt so wie ich bin Seh' ich es weit und breiter sich entfalten, Und rings umher ist keine Spur des Alten. Die Fesseln fallen ab von Händ' und Füßen, Wie Schuppen fällt's herab vom starren Blick, Und eine Träne, von den liebesüßen, Zum ersten Mal sie kehrt ins Aug' zurück; Sie fließt ihr nach die Götterschwestern fließen, Das Herz empfindet längst entwohntes Glück, Und mir erscheint, was mich bisher gemieden, Ganz ohne Kampf, der reine Seelenfrieden. Und, was mich schnell der Wirklichkeit entrückte, Bald ernst, bald frohgemut, ein Kunstgesicht; Und das den Pergamenten Aufgedrückte, Ein unergründlich schweres Leichtgewicht; Der Sterne Kreis erhebt den Blick nach oben, Und alle wollen nur das Eine loben. Und Glück und Unglück tragen so sich besser, Die eine Schale sinkt, die andre steigt, Das Unglück mindert sich, das Glück wird größer, So auf den Schultern trägt man beide leicht! Da leere das Geschick die beiden Fässer, Der Segen trifft, wenn Fluch uns nie erreicht; Wir sind für stets dem guten Geist zuteile, Der böse selbst, er wirkt zu unserm Heile. So ging es mir! Mög' es euch so ergehen, Daß aller Haß sich augenblicks entfernte Und, wo wir noch ein dunkles Wölkchen sehen. Sich alsobald der Himmel übersternte, Es tausendfach erglänzte von den Höhen Und alle Welt von uns die Eintracht lernte; Und so genießt das höchste Glück hienieden: Nach hartem äußern Kampf den innern Frieden.

  • af Christian Furchtegott Gellert
    168,95 kr.

    FERDINAND. Ich lerne meine Frau Muhme immer besser kennen. Es würde ein sehr mittelmäßiges Glück für Herrn Simonen sein, wenn er mit seiner künftigen Frau Schwiegermutter in einem Haus wohnen sollte. Sie würde ihn entweder bald aus dem Hause oder bald ins Grab beten. Überhaupt geht sie mit ihm und mit mir sehr wunderbar um. Sie hat verlangt, daß wir zu ihr kommen und das Jawort wegen der Heirat mit ihrer Jungfer Tochter abholen sollen. Wir sind von Berlin hieher gereiset. Wir sind schon vier Tage hier. Und alle Tage hat sich ein Hindernis finden müssen, dem Herrn Simon das versprochene Ja zu erteilen. Morgen müssen wir wieder fort. Und der heutige Tag ist endlich zu der Versprechung angesetzt. Gleichwohl sehe ich noch wenig Anstalt dazu.LORCHEN. Gedulden Sie sich nur bis um vier Uhr, wenn ich bitten darf. Eher nimmt die Frau Richardin keinen Besuch an. Und eher sie sich in ihrer Nachmittagsandacht stören läßt, eher läßt sie Herrn Simonen und zehn andre Freier wieder fortreisen.FERDINAND. Ich weiß wohl, daß wir erst um vier Uhr herbestellt sind. Allein ich habe noch verschiedenes wegen der Aussteuer mit meiner Frau Muhme auszumachen, und solche Sachen muß man vor dem Jaworte in Richtigkeit bringen. Haben Sie also die Güte und lassen Sie mich melden.

  • af Ludwig Thoma
    228,95 kr.

    Von meinem Zimmer aus konnte ich in den Vollbeckschen Garten sehen, weil die Rückseite unseres Hauses gegen die Korngasse hinausging. Wenn ich nachmittags meine Schulaufgaben machte, sah ich Herrn Rat Vollbeck mit seiner Frau beim Kaffee sitzen, und ich hörte fast jedes Wort, das sie sprachen. Er fragte immer: »Wo ist denn nur unser Gretchen so lange?« und sie antwortete alle Tage: »Ach Gott, das arme Kind studiert wieder einmal.« Ich hatte damals, wie heute, kein Verständnis dafür, daß ein Mensch gerne studiert und sich dadurch vom Kaffeetrinken oder irgend etwas anderem abhalten lassen kann. Dennoch machte es einen großen Eindruck auf mich, obwohl ich dies nie eingestand. Wir sprachen im Gymnasium öfters von Gretchen Vollbeck, und ich verteidigte sie nie, wenn einer erklärte, sie sei eine ekelhafte Gans, die sich bloß gescheit mache.

  • af Friedrich Hebbel
    168,95 kr.

    Die Anordnung der Szenen, die ich, der Raum-Ersparnis wegen, in dem gedruckten Manuskript nicht angeben konnte, habe ich den verehrlichen Bühnen-Direktionen überlassen zu dürfen geglaubt. Das Kostüm und anderes der Art vorzuschreiben, habe ich ebensowenig notwendig finden können; daß hier nur die freie orientalische Bekleidung und Dekorierung am Platz ist, und daß Assyrier und Ebräer durch ihre Tracht auf eine leicht in die Augen fallende Weise unterschieden werden müssen, versteht sich von selbst; im übrigen halte ich dafür, daß zu große Treue und Ängstlichkeit in solchen Dingen die Illusion eher stört, als befördert, indem die Aufmerksamkeit dadurch auf fremdartige Gegenstände geleitet und von der Hauptsache abgezogen wird. Besonders bei dem vorliegenden Drama mögte dies der Fall sein. Es ist keine von den Wachskerzen, welche die Poeten zuweilen anzünden, um irgend einen Vorgang, oder einen historischen Charakter, der ihnen dunkel scheint, um nichts und wieder nichts zu beleuchten. Die Poesie hat, der Geschichte gegenüber, eine andere Aufgabe, als die der Gräberverzierung und der Transfiguration; sie soll ihre Kraft nicht an Kupferstiche und Vignetten vergeuden, sie soll das Zeitliche nicht ewig machen, das uns völlig Abgestorbene nicht durch das Medium der Form in ein gespenstisches Leben zurück galvanisieren wollen. Nicht wegen ihrer Seufzer und ihres Jammers soll uns der Dichter die neronischen Menschenfackeln früherer Jahrhunderte, die ein grausamer Blitz des Schicksals in Brand steckte, vorführen; nur wegen des düsterroten Lichts, womit sie ein Labyrinth, in das sich auch unser Fuß hineinverirren könnte, erhellten. Das Faktum, daß ein verschlagenes Weib vor Zeiten einem Helden den Kopf abschlug, ließ mich gleichgültig, ja, es empörte mich in der Art, wie die Bibel es zum Teil erzählt. Aber ich wollte in Bezug auf den zwischen den Geschlechtern anhängigen großen Prozeß den Unterschied zwischen dem echten, ursprünglichen Handeln und dem bloßen Sich-Selbst-Herausfordern in einem Bilde zeichnen, und jene alte Fabel, die ich fast vergessen hatte und die mir in der Münchner Galerie vor einem Gemälde des Giulio Romano einmal an einem trüben Novembermorgen wieder lebendig wurde, bot sich mir als Anlehnungspunkt dar. Auch reizte mich nebenbei im Holofernes die Darstellung einer jener ungeheuerlichen Individualitäten, die, weil die Zivilisation die Nabelschnur, wodurch sie mit der Natur zusammenhingen, noch nicht durchschnitten hatte, sich mit dem All fast noch als eins fühlten, und, aus einem dumpfen Polytheismus in die frevelhafteste Ausschweifung des Monotheismus stürzend, jeden ihrer Gedanken ihrem Selbst als Zuwachs vindizierten und alles, was sie ahnten, zu sein glaubten. Diese paar Bemerkungen über das, was ich beabsichtigte, schienen mir als Fingerzeige für die Aufführung nicht überflüssig, deshalb hielt ich sie nicht zurück.

  • af Karl Malß
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    Es werd in der Weld viel Spas jetzt gemacht, Drum war ich, Ihr Leut, uf aach ähn bedacht, Er kimmt net von Minche, net von Berlin, Aach net von Leipzig, net emol von Wien; Bei uns in Frankfort, do is er geheckt, Drum glab ich, Ihr Borjer, daß er Eich schmeckt. Spas versteht er, des wähs ich recht gut; Lacht iwer mein, er mecht kän behs Blut. Es sagt schond e Remer vor Dausend Jahr, ridendo castigat mores Des häßt uf Deitsch ganz sonneklar: Lacht net blos, denkt ach iwer den Zores. Drum hoff ich net, daß äner iwel nimmt, Wann im Komedi zum Vorschein er kimmt:Offezier, Ferschte, Kaiser un Judde, Derke, Heide, Kabbezinerkutte Korzum des ganze menschliche Lewe, Muß Stoff un Nahrung dem Lustspiel ja gewe. Seegt äner er hätt sein Sach net doher, Se sagt em, daß er e Lijener wehr; Des W a h r e scheppt jeder aus der Natur, Er gibt em dann noch e anner Muntur, Seegt er dann er hets selbersch erdacht, Glabts net, er hot wos weiß Eich gemacht, Kän Dichter dicht so aus dem Kopp eraus, Wann was Lewendiges er will schaffe, Unner die Mensche muß er enaus, Dann schafft er aach Mensche kän Affe. Derft mer net mehr die Mensche kopire, Was blieb dann noch iwrig uffzefihre? Langweilig mißts ums Theater stehn; Mer mißt dann ins Hundskomedi gehn.

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