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INDES 2/2023 widmet sich im Schwerpunkt dem Scheitern. Hoher, schneller, weiter - moderne Gesellschaften sind auf Erfolg ausgerichtet, feiern die Erfolgreichen und eifern ihrem Vorbild nach. Zwar hat zumindest in der Wirtschaft und in Selbstoptimierungsworkshops (mittlerweile) auch Misserfolg durchaus seinen Platz und Sinn - allerdings meist als Lerngelegenheit und damit Sprungbrett fur kunftiges Gelingen. Wie aber verhalt es sich mit fundamentalem Scheitern, mit Misserfolgen und Fehlern, die sich auch mit grosstmoglichem Optimismus nicht als wertvolle Lernerfahrung auf dem Weg zu letztlich noch besseren Ergebnissen - eben: Erfolg - (um)deuten lassen? Uberhaupt: Mussten wir angesichts endlicher Ressourcen und elementarer Bedrohungen nicht spatestens jetzt unsere (gesellschaftlichen) Erfolgsmassstabe infrage stellen? Die aktuelle INDES versucht, zur Klarung von derlei Fragen beizutragen. Im Fokus steht das Scheitern in der Politik; daneben interessieren uns aber auch Perspektiven auf Misserfolg in Wirtschaft, Wissenschaft, Literatur, Musik und Psychologie.
Das deutsche Regierungssystem wird in der Komparatistik häufig als Mischform zwischen Mehrheits- und Konsensdemokratie dargestellt. Starker Parteienwettbewerb und föderal bedingte Aushandlungszwänge stehen hierzulande potenziell gegeneinander und behindern mitunter sachlich vernünftige Problemlösungen. An diesem Dilemma des "Parteienbundesstaates" hat sich seit seiner politikwissenschaftlichen Entdeckung vor über dreißig Jahren im Kern nichts geändert - das Problem stellt sich heute eher schärfer dar als früher. Theoretisch ließe es sich auflösen, indem man entweder die Mehrheits- oder die Konsenslogik des Systems verstärkt. Durch gezielte institutionelle Reformen und die Pluralisierung der Parteien- und Koalitionslandschaft sind beide Wege in der Bundesrepublik zuletzt beschritten worden - allerdings ohne wirklich durchschlagenden Erfolg.
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