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Kräfte entziehen sich der Wahrnehmung. Umgekehrt wird Wahrnehmung ( aisthesis ) seit der Antike als Kraft ( dynamis ) bestimmt. Das Nachdenken über Wahrnehmung tariert die Spannung zwischen Wahrheitsfähigkeit und Täuschungsanfälligkeit, passiver Impression und aktiver Imagination, verborgener Ursache und wahrnehmbarer Wirkung aus. Ästhetisch kodierte Wahrnehmungseinstellungen wie Reiz, Überwältigung, Aufmerksamkeit oder Zerstreuung geben außerdem Anlass, über ästhetische Kraftvorstellungen nachzudenken. Die Beiträge fragen aus mehreren Fachperspektiven, wie sich Konzeptualisierungen der Sinneskräfte zur problematischen Wahrnehmbarkeit von Kräften verhalten, wie künstlerische Verfahren an Perzeptionsmodelle angepasst werden und welche Rolle sie bei der Ausbildung und Veränderung von Wahrnehmungskonventionen spielen.
"Lebendigkeit" ist der dominante Topos in Kunst und Kunstdiskurs der Frühen Neuzeit. Er ist durch ein Paradox gekennzeichnet, denn die Werke leben nur scheinbar. In der Faszinationskraft beinah lebendiger Werke spiegelt sich aber die Unmöglichkeit, starre Grenzlinien zwischen tot und lebendig zu ziehen. Die Kunst erkundet hier experimentell, was auch die zeitgenössische Naturphilosophie beschäftigt. Das Buch untersucht die Übergänge zwischen lebendig und tot in Fallstudien, etwa zu frühen Grabmälern, anatomischen Darstellungen und skulpturaler Monochromie; zur Koloritgeschichte, Vasaris Teleologie, Michelangelos non-finito und Tizians Porträts. Es geht um Erotik, Geldtheorie, Augenglanz und Stilleben, um Bildgedichte, fürstliche Triumpheinzüge und Licht und Skulptur im Barock.
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