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Der Streit um die Prinzipien der Theorienentwicklung hat in den Jahren seit dem Erscheinen von TH. S. KUHNS "Die Struktur wissen­ schaftlicher Revolutionen" mannigfache und lebhafte AufSerungen pro und contra hervorgerufen. Die Gegenposition wird im wesent­ lichen durch die Namen POPPER und LAKATOS charakterisiert. Die Kontroverse erweist sich als eine solche zwischen synchronischer und diachronischer, zwischen systematischer und historischer Betrach­ tungsweise. 1st die Entwicklung der Wissenschaften, wie man es nach KUHN glauben kann, in entscheidendem MafSe aufSeren Einfliissen und Zufalligkeiten ausgesetzt, oder gibt es nicht doch rationale, rein wissenschaftsimmanente Kriterien, auf Grund derer eine Entwicklung im Sinne eines Fortschrittes zu immer besseren, richtigeren und lei­ stungsfahigeren Theorien moglich ist? Eine wesentliche Schwierigkeit, um dabei weiterzukommen, besteht darin, dafS es keine Moglichkeit zu geben scheint, eine Theorie zu bewerten, zu entscheiden, welche von zwei Theorien "wahrscheinlicher, richtiger, besser oder leistungs­ fahiger" ist. Wenn es geiange, eine numerische Bewertung von Hypothesen und Theorien in dieser Richtung zu finden, so ware damit auch ein Weg gewiesen, die Entwicklung der Theorien nicht nur zu rekon­ struieren, sondern vielleicht auch zu lei ten. Die Bewertung einer Theorie im Sinne ihrer Richtigkeit ist bisher nicht gelungen. Wenn POPPER, insbesondere in seinen spaten Arbeiten ("Objective Knowl­ edge"), die Auffassung vertritt, dafS die Entwicklung der Wissen­ schaften im Sinne einer immer grofSeren Wahrheitsahnlichkeit von­ statten gehe, so ist das bei ihm ein reiner Glaube, der auf Grund seines Modells von Versuch und Irrtum postuliert wird.
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