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Ost-Berlin, 9. November 1989, 18. 53 Uhr: Günter Schabowski, Mitglied des Politbüros der SED, teilt am Ende einer internationalen Pressekonferenz, die vom DDR-Fernsehen live übertragen wird, mit, die SED-Spitze habe sich entschlos sen, eine Regelung zu treffen, die "die ständige Ausreise regelt, also das Verlas sen der Republik. " Dann liest er die neue Reiseregelung, die der Ministerrat be schlossen habe, von einem Zettel ab. DDR-Bürger sollen ständige Ausreisen und Privatreisen ohne Vorliegen der bis dahin geforderten Voraussetzungen beantra gen können, die Genehmigungen würden kurzfristig erteilt. "Wann tritt das in Kraft?", fragt ein Journalist. Schabowski wirft einen Blick auf seine Papiere, dann antwortet er: "Sofort, unverzüglich!" Wenige Stunden später erzwingen die herandrangenden Ost-Berliner den ersten Durchbruch, sechs Stunden spater ste hen alle Grenzübergänge zwischen beiden Stadthälften offen und Tausende von Berlinern tanzen auf der Mauer vor dem Brandenburger Tor. Der Fall der Mauer in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 ist ein erstaunliches und faszinierendes Ereignis der deutschen Geschichte und zugleich der Weltgeschichte. Er beendete auf friedliche Weise die zweite deutsche Dikta tur dieses Jahrhunderts und bildete den Ausgangspunkt fur die staatliche Einheit Deutschlands. Nach den in Polen und Ungarn bereits eingeleiteten politischen Umwalzungen wirkte er als Fanal rur die Revolutionen in Mittel-und Osteuropa und beschleunigte den Zerfall des sowjetischen Imperiums - kurze Zeit spater brach die Sowjetunion zusammen. Der Fall der Mauer steht, zusammen mit der Demontage des "Ei.
Die Studie analysiert den Wandel der Organisation und der Politik der IG Chemie-Papier-Keramik seit den siebziger Jahren. Als Leitimpulse dieses Wandels gelten das Auslaufen des Wachstums-Vollbeschäftigungs-Automatismus der bundesdeutschen Wirtschaftswundergesellschaft, die Politisierung industrieller Produktion durch eine gesellschaftlich breitenwirksame Ökologiekritik und die mit der Entwicklung zur Angestelltengesellschaft verbundenen gewerkschaftlichen Rekrutierungsprobleme. Die Aufnahme und Verarbeitung dieser Probleme durch die IG Chemie-Papier-Keramik erfolgt im Sinne einer branchenzentrierten Industriepolitik, die auf branchenwirtschaftliche Kooperation anstelle konflikthafter Interessendurchsetzung als zentrales Vertretungsmittel setzt. Diese Politik bildet eine Variante einer allgemeinen Tendenz, die branchenübergreifenden gewerkschaftspolitischen Positionen dauerhaft die Substanz entzieht.
Problemstellung und Vorgehensweise Erkenntnisinteressen Im November 1989 fiel in Berlin die Mauer, und die Deutsche Demokratische Republik, der erste sozialistische Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Bo- den, brach zusammen; fast zeitgleich folgten die Volksrepubliken Polen, Tsche- choslowakei, Ungarn und Rumanien; schlielich implodierte die Sowjetunion, die KPdSU wurde verboten. Innerhalb weniger Monate brach eines der groten Machtimperien der Weltgeschichte zusammen. Dieser Zusammenbruch wurde weder prognostiziert noch in der Form der Selbstauflosung fur denkbar gehalten. Um die damit im Zusammenhang stehenden Fragen beantworten zu konnen, mus- sen die Sozialwissenschaften sich der Analyse der Funktionsbedingungen dieser untergegangenen Regime zuwenden. Durch ihre Abschlieung und weitgehende Unzuganglichkeit blieben die DDR und die anderen sozialistischen Staaten unbe- kannte Gesellschaften; die Forschung vor 1989 war methodisch auf Sekun- daranalysen reduziert. Diese Situation hat sich nach 1989 grundlegend geandert. Analysen kommunistischer Herrschaft nach 1989 erfolgen ex post, und das ist methodisch nicht unproblematisch. Ex post-Interpretationen sind immer der Ge- fahr ausgesetzt, in einen retrospektiven Determinismus umzuschlagen, ein Pro- blem, das in den Sozialwissenschaften nicht neu ist. Reinhard Bendix hat vor dem "e;Fehlschlu"e; des retrospektiven Determinismus gewarnt. Vor dem Hinter- grund des Siegeszuges der Nationalstaaten in Europa schrieb er: "e;Im Ruckblick sieht es immer so aus, als ob alles so hatte kommen mussen, wie es gekommen ist.
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