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Inhaltsangabe:Einleitung: Lange Zeit war das Thema ?Geschlecht? in den Sozialwissenschaften ein askriptives Merkmal, welches als etwas natürlich Gegebenes angesehen wurde. Zwar mochte dem gesellschaftlichen Wandel zuzuschreiben sein, was jeweils in einer bestimmten Zeit als ?männlich? und ?weiblich? galt, die Dichotomie der Geschlechter allerdings war unverrückbar (vgl. DÖLLING/KRAIS 1997). Erst die Ausläufer der 68er-Bewegung gaben in Deutschland den Anstoß zur Initiierung von Frauenbewegungen, die die Gleichstellung der Frauen durch Frauenpolitik und Frauenforschung in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen einforderte und so das Patriarchat in Frage stellte. Der Feminismus, mittlerweile eine breit gefächerte und weltweite Bewegung, hat Probleme von Frauen zum Thema gemacht und es wächst die Überzeugung, dass Frauenthemen auch Männerthemen sein müssen. Ungleiche Gehälter, geschlechtsbezogene Segregation von Arbeit, öffentliche Kinderbetreuung, gesonderte oder ungleiche Erziehung, ungleiche Gesundheitsversorgung, Vergewaltigung und häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung, Sexismus in den Medien, usf. Das alles sind Themen mit denen sich vornehmlich Frauen beschäftigen, die aber zentral die Praxis von Männern angehen. Die feministische Theoriedebatte und die empirische Frauenforschung haben allmählich ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass die Kategorie ?Geschlecht? nicht nur als etwas historisch Entstandenes, sondern im alltäglichen Handeln als immer wieder neu Konstruiertes und Reproduziertes zu denken ist, keineswegs aber in einer biologischen Determinierung. Mittlerweile sind mit der Analyse des Forschungsgegenstands ?Gender?, verstanden als soziales Geschlecht, neben den Sozialwissenschaften auch die Philosophie und die Literatur- und Kulturwissenschaften befasst. Gender ist eine vielschichtige Struktur und weitaus komplexer als dies die konventionelle Dichotomie der ?Geschlechterrolle? erahnen lassen. Die Struktur der Geschlechterverhältnisse ist hineinverwoben in Familie und Sexualität, Wirtschaft und Staat. Neben der etablierten feministischen Frauenforschung durch Frauen hielten in den 90er Jahren auch vereinzelt kritische Männerforscher Einzug in die Debatte; Männerforschung ist aber bis dato in Deutschland noch kaum institutionell etabliert, dies zeigt ein Streifzug durch die Internetseiten der deutschen Universitäten. Allerdings kann nur eine Frauenforschung im Verbund mit dem Forschungsgegenstand ?Mann? sich als [¿]
Zentrales Anliegen diese Buches ist die Genese des modernen männlichen Subjekts. Grundsätzlich ist hier das Verständnis von Identität in Rekurrenz auf das Nichtidentische. Denn das Besondere wird absorbiert vom Allgemeinen, Widersprüchliches muss negiert werden. Identität scheint so als etwas Schutzbedürftiges. Nur was hat man zu schützen? Mit Bourdieu's männlichem Habituskonzept wird versucht über das Bild reflexiver Modernisierung Veränderungsprozesse zu markieren. Zugleich muss Individualisierung und Pluralisierung als Schein enttarnt werden. Denn von Befreiung kann dann keine Rede mehr sein, wenn der männliche Habitus vor dem Hintergrund der Foucault'schen historischen Gesellschafts- und Subjektanalyse verortet wird. Dabei stellt man fest, dass die Ökonomie im allgemeinen das alles Durchdringende ist, indem Wünsche und Energien in ein System von Produktionskanälen ökonomischer Diskurse gelenkt und eingefangen werden. Fast zwangsläufig folgt daraus eine besondere Verantwortung, die man für sich selbst und für andere trägt. Unser wichtigstes Instrument dabei bleibt die Reflexion.
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