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Die politische Wende von 1989 und die anscheinend unaufhaltsame Globalisierung lässt die traditionelle Nationalgeschichte hinter europäischer und globaler Geschichte zurücktreten. Den neuen Herausforderungen müssen sich auch die Mediävisten stellen und über das lateinisch und christlich geformte Europa hinaus ihren Blick auch auf Kulturen anderer religiöser Prägungen richten. Michael Borgolte hat sich dieser Aufgabe seit mehr als zwei Jahrzehnten in theoretisch-methodologischen Studien und exemplarischen Forschungen gestellt und die transkulturelle Mittelalterforschung in Deutschland wie kein anderer angeregt und beeinflusst. Der Band mit einigen seiner wichtigsten Beiträge ist weniger eine Bilanz seines Schaffens als eine Grundlage für weitere entsprechende Arbeiten. Er richtet sich aber nicht nur an Fachwissenschaftler, sondern auch an alle historisch Interessierten, die sich über Probleme, Chancen und Perspektiven einer umfassenden europäischen und globalen Mittelalterforschung kundig machen möchten.
Die vorliegende Monographie untersucht erstmals die umfangreichen Bemuhungen der Papste, den Hundertjahrigen Krieg (1337-1453) zwischen den Konigen von England und Frankreich zu beenden. Die romische Kurie, welche sich im 14. Jahrhunderts an der franzosischen Grenze in Avignon befand, hatte ein personelles wie finanzielles Interesse daran, die Kampfhandlungen zu beenden. Der Frieden zwischen den christlichen Konigreichen als Voraussetzungen eines erfolgreichen Kreuzzuges war das pragnanteste Argument, welches die obersten Hirten in ihren Friedensappellen in die Waagschale warfen. Nach einer Entscheidung Benedikts XII. (1334-1342) bemuhten sich die Papste nicht mehr wie fruher darum, autoritar Waffenstillstande aufzuerlegen, sondern waren an einer Akzeptanz als neutrale Schlichter (mediatores et amicos communes) interessiert. Eine Vielzahl hochkaratiger Gesandter von Kardinal- bzw. Bischofsrang brach von Avignon auf, um notfalls in der letzten Minute mit dramatischen Gesten des Friedens im Vorfeld einer drohenden Schlacht zu vermitteln. Das Ziel der auf diese Weise dargebotenen Wege des Friedens (Viae pacis) war der Abschluss von Waffenstillstanden, anschlieend der Besuch von Friedensverhandlungen an der der Kurie von Avignon oder anderswo unter der personlichen Vermittlung des obersten Pontifex oder seiner Stellvertreter. Zwar konnten die Papste bis zu ihrer Ruckkehr nach Rom keinen endgultigen Frieden stiften, doch gelang es ihnen zwischen den Kontrahenten Waffenruhen und Friedensschlusse von 23 Jahren auszuhandeln. Der Autor sieht sein Werk in der Tradition von Studien zur Diplomatie des Mittelalters. Es gelang ihm auf einer breiten Grundlage internationaler ungedruckter archivalischer Quellen das System der papstlichen Friedensvermittlung einer umfassenden Neubewertung zu unterziehen. Ein diachroner Vergleich samtlicher Fallbeispiele nach konfliktgeschichtlichen Merkmalen rundet das Werk ab.
Die Bedeutung der Schifffahrt auf den Flussen des Romischen Reiches kann kaum hoch genug geschatzt werden. In einem zentral organisierten Reich, das sich schon in der fruhen Kaiserzeit uber6 Mio. km2 erstreckte, spielten die Flusse sowohl bei der Kommunikation als auch beim Transport von Menschen und Gutern eine groe Rolle. Dem entsprach sicher auch die Bedeutung der Hafen als Knotenpunkte der Infrastruktur zu Wasser und zu Land. Vor allem bei der Konsolidierung neu eroberter Provinzen waren sie unverzichtbar fur Logistik, Truppentransport und Nachrichtenubermittlung. Uber das Aussehen und die technische Ausstattung eines Binnenhafens herrschte bisher jedoch noch Unklarheit. Die Forschung konzentrierte sich hauptsachlich auf einzelne Hafenfundorte. Mit in portum navigare"e; wird nun erstmalig eine Sammlung und kritische Auswertung der bisherigen Einzelergebnisse zum Thema vorgelegt. Im Katalogteil wurden hierzu alle bis 2008 in der Literatur vorgelegten Installationen, deren Baumaterial, Datierungen, Entwicklungsgeschichte, zugehorige antike Quellen und die Sekundarliteratur zu allen Hafenfundorten zusammengestellt. Dabei wurde keine raumliche und zeitliche Eingrenzung innerhalb des Romischen Reiches vorgenommen, sondern alle in der Literatur als romisch"e; bezeichneten Befunde gesammelt. Insgesamt wurden ca. 300 Hafenfundstellen katalogisiert. Die Belege reichen von konkreten archaologischen Untersuchungsergebnissen uber Hinweise in den Schriftquellen bis zu Indizien, wie umfangreiche Amphorenfunde. Kartierungen der Hafen spiegeln den unterschiedlichen Forschungsstand in den einzelnen Teilen des Romischen Reiches wider, bieten aber auch neue Forschungserkenntnisse.Damit steht dem interessierten Forscher nun ein umfangreiches Kompendium zum Thema mit kritischen Fragestellungen und direkten Vergleichsmoglichkeiten mit anderen Fundorten zur Verfugung.
Zwei Krisenmomente des europäischen Spätmittelalters stehen im Zentrum des Buches: der sogenannte ¿Mongolensturm¿ (1241) und der ¿Fall Konstantinopels¿ (1453). Diese Geschehnisse brüskierten lateinische Weltvorstellungen und Geschichtserwartungen: Die Mongolen zerstörten den Traum der kreuzfahrenden Lateiner von einer vollständigen Christianisierung der Welt unter Führung Roms. An den Höfen und Universitäten und in den Klöstern Europas wurde über Herkunft, Identität und heilsgeschichtliche Bedeutung der Eroberer spekuliert. Die Osmanen eroberten mit Konstantinopel die Stadt, die als Erbin des letzten Weltreichs auf Erden angesehen wurde. Ihr Untergang weckte akute Endzeiterwartungen und stellte die christliche Historiografie und Theologie insbesondere in Bezug auf die heilsgeschichtliche Deutung der Osmanen vor neue Herauforderungen. Wie diese Geschehnisse erzählt, gedeutet und bewältigt wurden, untersucht Juliane Schiel an dominikanischen Zeugnissen: Briefe, Chroniken, Traktate, Reden und Predigten.
Der Philologe Christian Gottlob Heyne (1729¿1812) und der Archäologe, Journalist und Pädagoge Karl August Böttiger (1760¿1835) schrieben einander von 1788 bis 1812 etwa 300 Briefe. Nicht nur Ereignisse, in deren Mittelpunkt sie selbst stehen, so der vernichtende Angriff auf Heyne in der Rezension seiner Ilias-Edition in der ¿Allgemeinen Literaturzeitung¿ oder Böttigers innovative Dresdner Vorlesungen, werden eingehend behandelt. Die Briefe zeigen die beiden Gelehrten als Wissenschaftsmanager und ,Networker¿ in ihrer Verstrickung in die philologische Forschung, die Entstehung der modernen Archäologie und die durch die Napoleonischen Kriege verursachte Neustrukturierung der deutschen Wissenschaftslandschaft. Goethes Weimarer Klassizismus wird von den Altertumsexperten kritisch beobachtet und kommentiert. Selbst in Texten um 1800 nur selten berührte Themen wie Homosexualität oder die Probleme der Unterschicht werden im vertrauten Briefwechsel erörtert.
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