Bag om Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens
Ich wage am Ende meines Lebens mich noch zu einer Frage zu äußern, die lange Jahre mein Denken beschäftigt hat, an der aber die meisten scheu vorübergehen, weil sie als heikel und ihre Lösung als schwierig empfunden wird, so daß nicht mit Unrecht gesagt werden konnte, es handle sich hier »um einen starren Punkt in unseren moralischen und sozialen Anschauungen«.
Sie geht dahin: s o l l d i e u n v e r b o t e n e L e b e n s v e r n i c h t u n g , w i e n a c h h e u t i g e m R e c h t e ¿ v o m N o t s t a n d a b g e s e h e n ¿ , a u f d i e S e l b s t t ö t u n g d e s M e n s c h e n b e s c h r ä n k t b l e i b e n , o d e r s o l l s i e e i n e g e s e t z l i c h e E r w e i t e r u n g a u f T ö t u n g e n v o n N e b e n m e n s c h e n e r f a h r e n u n d i n w e l c h e m U m f a n g e ?
Ihre Behandlung führt uns von Fallgruppe zu Fallgruppe, deren Lage jeden von uns aufs tiefste erschüttert. Um so notwendiger ist es, nicht dem Affekt, andererseits nicht der übertriebenen Bedenklichkeit das entscheidende Wort zu überlassen, sondern es auf Grund bedächtiger rechtlicher Erwägung der Gründe für und der Bedenken gegen die Bejahung der Frage zu finden. Nur auf solch fester Grundlage kann weiter gebaut werden.
Ich lege demnach auf strenge juristische Behandlung das größte Gewicht. Gerade deshalb kann den festen Ausgangspunkt für uns nur das geltende Recht bilden: wieweit ist denn heute ¿ wieder vom Notstande abgesehen ¿ die Tötung der Menschen f r e i g e g e b e n , und was muß denn darunter verstanden werden? Den Gegensatz der »Freigabe« bildet die Anerkennung vonT ö t u n g s r e c h t e n .
Diese bleiben hier vollständig außer Betracht.
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