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Dieser Hymnus ist in drei Fassungen (A B C) erhalten. Auch er ist wahr scheinlich bei Inkubationszeremonien in Tempeln gebraucht worden. Hermes-Thoth wird beschworen, einen weissagenden Traum zu schicken, und es wird eigens gesagt, daß der Traum Vorschriften zur Heilung von Krankheiten enthalten könne. Thoth war ja Patron der Ärzte. Es wird nicht spezifiziert, von welcher Art der Traum sein wird; es könnte sein, daß Hermes selbst erscheint, oder daß die Weisung durch eine beliebige Traumerscheinung erfolgt. Aber auch das Auftreten eines Toten geistes kommt in Betracht, denn Thoth ist Mondgott, ja manchmal der Mond selber, und es heißt im vierten Vers (V 404 = d), daß Hermes seinen Weg durch die Luft unterhalb des Tartaros nimmt, und im sechsten und siebenten Vers (V 40617 = f/g) , daß er mit seinem Licht die Menschen erfreut, die ihr Leben beendet haben und unter der Erde sind. Er kann also Totengeister heraufschicken. Der griechische Hermes ist Geleiter der Toten seelen. Für die Hypothese, daß der Text im Tempelkult benutzt wurde, spricht V 397. Dort heißt es, daß der Orakel sucher sich zum Inkubationsschlafnieder legen solle, "ohne irgendjemand Antwort zu geben". Es wird vorausgesetzt, daß er nicht allein ist. Die Texte sind abgedruckt und besprochen worden von F. Graf, in: ehr. A. Faraone - D.
Hymni magici minime contemnendi sunt (Wilamowitz, Kl.Schr. IV 658) Es gibt wertvolle Untersuchungen zu den griechischen magischen Papyri, und seit 1928/31 liegt das Preisendanz'sche Corpus dieser Texte vor, durch welches das Gebiet iibersehbar gemacht worden ist. Man wird dennoch sagen diirfen, dass wir von einem wirklichen Verstiindnis noch weit entfemt sind. Aus welchen AnUissen wurden die Zeremonien vollfiihrt und die Gebete gesprochen, welche wir in den Papyri lesen? Welchen Zweck haben die Menschen verfolgt, welchen Empfindungen haben sie Ausdruck gegeben, als sie die magisch-religiosen Handlungen durchfiihrten, die in den Papyri beschrieben werden? Dies sind die Fragen, welche wir angesichts der uns vorliegenden Texte stellen; und wir hoffen, wenigstens fiir einen Teil von ihnen zu Antworten gekommen zu sein. In welcher Richtung wir die Antwort suchen, wird der Leser am besten dem einleitenden Kapitel "Drei magische Hymnen" entnehmen, in dem der Altere der heiden Bearbeiter unser V erfahren fUr einen nicht allzu exklusiven Kreis von Fachgenossen beschrieben hat; der Inhalt dieses Kapitels wurde im November 1988 in Munster und im Mai 1989 in Oxford vorgetragen. In den nachfolgenden Kapiteln dieses Bandes werden dann einige Abschnitte aus den "magischen" Papyri abgedruckt und kommentiert, in denen Gebete vorkommen; in einigen Hillen wird versucht, eine ungefahre Grundform des behandelten Gebets zu rekonstruieren. Im zweiten Band sollen weitere Gebete folgen. In diesem Buch steht also die inhaltliche Erklarung der Texte im Vordergrund; wir bieten keine kritischen Editionen, sondern nur Lesetexte.
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