Bag om Das Krisenjahr 1973
Er muss sogleich tot gewesen sein, nach jenem Sturz vom Balkon seines Apartments im fünften Stock des Carlton House Terrace Gebäudes in London. Allein, war er von selbst gesprungen oder doch hinabgestoßen worden? Die Umstände des Todes jenes prominenten Ägypters am 27. Juni 2007 geben bis heute Rätsel auf; zu den vielen offenen Fragen zählt die folgende: Besteht ein Zusammenhang zu einer Botschaft, welche das Opfer am 5. Oktober 1973 abgesandt hatte - der Empfänger war ein gewisser Zvi Zamir, Chef des Mossad. Beim israelischen Geheimdienst hatte man schon viel erlebt, aber noch nie zuvor war eine derartige Alarmmeldung eingegangen. Und der Informant war niemand geringerer als Dr. Ashraf Marwan, der Schwiegersohn Nassers. Auch unter Präsident Sadat blieb Marwan eine Vertrauensperson in Spitzenpositionen. Seit 1969/70 stand Marwan aber auch in engem Kontakt zum Mossad. War er wirklich übergelaufen? Oder agierte er vielmehr als Doppelagent? "The irony is inescapable: a decade ago, Washington chose to immerse itself in the region when it did not have to, carrying out two decadelong wars of choice [...]; but now that most Americans want little to do with the region, U.S. officials are finding it difficult to turn away.", so kommentierte CFR-Präsident Richard Haass in Foreign Affairs die mühsamen Versuche der US-Sicherheitspolitik, sich im Zuge des "Strategic Rebalancing" hinein in die asiatisch-pazifische Hemisphäre aus dem Treibsand des Nahen und Mittleren Ostens und Südasiens zu lösen. Es mutet wie eine weitere Ironie der Geschichte an - vier Dekaden zuvor war eine Balanceverschiebung in die Gegenrichtung zu beobachten: Ein kriegsmüdes Amerika löste sich aus dem Vietnamkonflikt, nur um ab 1973 festzustellen, dass die Entwicklungen in der Ölregion des Persischen Golfs ein stärkeres militärpolitisches Engagement dort notwendig machten. Band 4 der zehnbändigen Studie "Vom Raketenschach der Kubakrise zum Krieg gegen den Terrorismus", Resultat eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG unterstützten Forschungsprojektes, beschäftigt sich mit dem Krisenjahr 1973: Der Jom-Kippur-Krieg forcierte gleich einem Katalysator viele Tendenzen, welche für die amerikanische Regional- und Militärpolitik prägend werden sollten. Die USA taten sich schwer, Antworten auf die beiden verschränkten Krisenszenarien zu finden: Zum einen die Bedrohung der Ölversorgung durch interne Destabilisierungen in den Golfstaaten, insbesondere in Saudi-Arabien. Von besonderem Interesse sind hier die Geheimverhandlungen zwischen Kissinger und dem Schah über ein partielles militärisches "outsourcing" an die iranische Polizeimacht; Sondierungen, die im Lichte des arabischen Ölembargos sehr schnell höchst aktuell wurden. Zum zweiten hatten die US-Geheimdienste wie die israelische Aufklärung den Aufmarsch der ägyptischen und syrischen Streitkräfte genau im Visier - warum gelang im Oktober 1973 dennoch der Überraschungsangriff? Nachdem die Studie in Band 3 den israelischen Entscheidungsprozess vor dem Sechstagekrieg 1967 skizziert hat, beleuchtet sie nun, warum die Regierung Meir im Herbst 1973 von einem erneuten Präventivschlag Abstand nahm. Präsident Sadat nahm für sich das Recht heraus, die Termini "Sieg" bzw. "Niederlage" anders zu definieren, als es die USA und Israel erwarteten. Wie sah das Krisenmanagement der Supermächte aus? Tatsächlich wurden im Mittelmeer Reminiszenzen wach an die Situation während des Sechstagekrieges, ja während der Kubakrise, als die US Navy herausgefordert wurde durch eine immer stärker auftretende sowjetische Seemacht. Und auch der Jom-Kippur-Krieg hatte seine nuklearen Momente - in Jerusalem, aber eben auch in Washington und Moskau. In der NATO war das amerikanische Konfliktmanagement Gegenstand heftiger Kontroversen, insbesondere Kissingers Defcon-3-Alarm sowie die US-Kommunikationspolitik, wobei nicht zuletzt das Auftreten des damaligen amerikanischen NATO-Botschafters für
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